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Planungs- und Genehmigungsverfahren bei sektorübergreifenden Vorhaben – was brauchen wir wirklich?

Die Sektorenkopplung ist in Norddeutschland ein zentraler Baustein für das Erreichen der Klimaziele. Elektrolyseure und Power-to-Heat-Anlagen in Verbindung mit Offshore-Windparks ermöglichen die Nutzung Erneuerbarer Energien über Sektorengrenzen hinweg. Dies stellt Behörden und Vorhabenträger vor Herausforderungen: Die Verknüpfung bislang getrennter Energiesektoren wie Strom, Wärme und Gas führt zu komplexen Genehmigungsverfahren mit vielen Schnittstellen. Wie gelingt es dennoch, solche Projekte zügig und rechtssicher umzusetzen?

Planungs- und Genehmigungsverfahren bei sektorübergreifenden Vorhaben – was brauchen wir wirklich?
Der lange Weg zur Genehmigung nimmt oft einen Großteil der Zeit bei Bauprojekten ein. Mit den richtigen Prioritäten kann es deutlich schneller gehen. Credit: Adobe Stock | DOC RABE Media

Klare Koordination und zentrale Anlaufstellen etablieren

Für sektorenübergreifende Projekte sind klare Zuständigkeiten sowie eine frühzeitige Abstimmung zwischen Vorhabenträgern und Zulassungsbehörde wesentlich. Erste Ansätze bestehen bereits: Die niedersächsische Task-Force Energiewende koordiniert behördenübergreifend Genehmigungsprozesse und beschleunigt Abstimmungen zwischen den beteiligten Fachbehörden. Auch die Koordinierungsstelle Energieinfrastrukturausbau (KEA) in Hamburg bündelt sektorübergreifende Planungen und koordiniert die Schnittstellen zwischen Strom-, Gas- und Wärmenetzen.

Solchen zentralen Anlaufstellen können Unsicherheiten reduzieren, indem sie frühzeitig zwischen unterschiedlichen Behörden und Projektträgern vermitteln. Ebenso bedeutend ist die systematische Einbindung aller weiteren relevanten Akteure – insbesondere benachbarte Vorhabenträger, Kommunen sowie betroffene Fachbehörden. Ein koordinierter und transparenter Austausch trägt dazu bei, Projektrisiken frühzeitig zu minimieren und Genehmigungsverfahren zu vereinfachen.

Projektmanager unterstützen praxisnah die Behördenarbeit

Bei steigender Anzahl komplexer energiewirtschaftlicher Vorhaben und begrenzten Ressourcen in den Behörden ist eine gezielte Unterstützung durch fachkompetente Verwaltungshelfer besonders sinnvoll und auch geboten. Solche Projektmanager können Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Verwaltungsbereichen koordinieren und verfahrensbezogene Abläufe effektiv unterstützen. Eine landesweite Bündelung dieser Expertise könnte darüber hinaus helfen, solche Ressourcen bedarfsgerecht und projektspezifisch bereitzustellen. Besonders bei sektorübergreifenden Vorhaben trägt dies dazu bei, Belastungsspitzen abzufedern und Verfahren zu vereinfachen.

Wir danken unserem Sponsor!

Planhof ist Sponsor der halbtägigen Fachkonferenz „Energiesysteme im Wandel - Strom, Wärme, Verkehr, Industrie in Hamburg“ am 2. Juli 2025 von 12 bis 18:30 Uhr im Saalhaus der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 4-6, 20457 Hamburg. Gemeinsam mit unseren weiteren Kooperationspartnern freuen wir uns darauf, Sie bei der 3. Stadtkonferenz der Hamburger Energieinfrastrukturbetreiber zu den Themen Sektorenkopplung und integrierte Netze zu begrüßen.

Programm und Anmeldung

Behörden als Ermöglicher statt Verhinderer

Neben organisatorischen und personellen Maßnahmen spielt auch die behördliche Verwaltungskultur eine wesentliche Rolle. Dabei kommt es besonders darauf an, dass Behörden praxisnah und lösungsorientiert agieren – also nicht primär auf Fehlervermeidung ausgerichtet sind, sondern im Rahmen geltender Gesetze Entscheidungen zügig und pragmatisch treffen. Eine aktive, verfahrensbegleitende Kommunikation zwischen Vorhabenträgern und Behörden fördert gegenseitiges Verständnis und ermöglicht praxisnahe Lösungen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Verwaltung auf allen Ebenen bewusst ermutigt wird, vorhandene Ermessensspielräume verantwortungsvoll zu nutzen und Entscheidungen lösungsorientiert zu treffen.

Vorhandene Regularien nutzen – Klarheit statt neuer Regeln

Nicht fehlende Gesetze, sondern oft unklare oder zu vorsichtig angewendete bestehende Regelungen erschweren sektorübergreifende Projekte. Behörden verfügen vielfach bereits über ausreichende Instrumente und Ermessensspielräume. Statt neue Vorschriften zu schaffen, sollten vorhandene Regularien klar und einheitlich angewendet werden, um Planungsunsicherheiten schnell zu beseitigen und Verfahren zu beschleunigen. Nur dort, wo ein zwingender Handlungsbedarf identifiziert wird, muss der Gesetzgeber schnell agieren und Rechts- sowie Planungssicherheit schaffen.

Fazit: Pragmatismus, klare Koordination und gezielte Unterstützung

Norddeutschland braucht für die erfolgreiche Umsetzung sektorübergreifender Projekte vor allem Klarheit, eine pragmatische Zusammenarbeit zwischen den Stakeholdern sowie eine konsequente Nutzung bestehender Instrumente. Schnelle Entscheidungen, klare Verantwortlichkeiten und der gezielte Einsatz von Projektmanagern garantieren eine verlässliche Umsetzung. Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht in neuen Gesetzen, sondern in einer lösungsorientierten, und mutigen Verwaltungspraxis.

Über den Autor

Marco Franz, Geschäftsführer der Planhof Genehmigungsmanagement GmbH, hat Ingenieurwesen und Rechtswissenschaften studiert. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Steuerung von Infrastrukturprojekten in den Bereichen Energiewirtschaft und Bergbau. Zu seinen Kernkompetenzen zählen das Genehmigungsmanagement sowie das interdisziplinäres Projektmanagement.

von EEHH Gastautor