Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

German Renewables Award Rückblick 2017

Umweltschonende Anti-Korrosionsverfahren für Offshore-Fundamente, Modelle für Unterwasser-Pumpspeicher, Regenerationslösungen zur Vermeidung von alterungsbedingten Leistungsverlusten  bei PV-Modulen – die Preisträger des German Renewables Award 2017 bewiesen Erfindungsreichtum.

Mit ihren Siegerprojekten bearbeiteten sie zentrale Herausforderungen der Energiewende. Für diese herausragenden Leistungen prämierte sie jetzt eine Fachjury, bestehend aus acht ausgewiesenen Fachleuten der Erneuerbare-Energien-Branche. Das Erneuerbare Energien Hamburg Cluster (EEHH) verlieh den German Renewables Award im Rahmen einer Gala gestern am 30. November im Internationalen Maritimen Museum in der Hamburger HafenCity.

Jan Rispens, Geschäftsführer der EEHH GmbH, freut sich: „ Die Preisträger zeigen sehr deutlich, dass erhebliche Verbesserungen im Detail an Wind-, Solaranlagen oder Energiespeicher auch heute möglich sind. Dadurch steigt ihre Anwendungsbreite bei deutlich verringerten Umweltauswirkungen und Kosten.

Es zeigt sich in allen Kategorien, aber natürlich insbesondere in der Kategorie „Lebenswerk“, dass die Entwicklung der Erneuerbare Energien von engagierten und mutigen Menschen mit Weitsicht und Beharrlichkeit vorangetrieben wird. Das freut uns besonders.“

Produktinnovation des Jahres

Der Gewinner in der Rubrik „Produktinnovation des Jahres“ E.ON Climate & Renewables setzte bei seinem Offshore-Wind-Projekt Arkona vor der Nordküste von Rügen erstmals ein Aluminium-Spritzmetallisierungsverfahren ein, um die Fundamente besser vor Korrosion zu schützen. Der Projektentwickler verwendete eine 350 Mikrometer starke Aluminium-Beschichtung anstelle herkömmlicher Zink-Aluminium-Ringe. Vorteile hierbei: enorme Kostenersparnis und eine erheblich geringere Belastung der Umwelt. „Wir freuen uns, diese gemeinschaftlich entwickelte Innovation weltweit erstmals im Arkona Offshore Windpark erfolgreich umgesetzt zu haben. Damit werden die Kosten für den Bereich Offshore Wind weiter gesenkt und die Umweltauswirkungen weiter minimiert“, so E.ON-Projekt Direktor Holger Matthiesen.

Die Bewerbung mit einem Energiespeicher, der auf den Elementen Salz und Sonne basiert und über eine variable Leistungselektronik verfügt, brachte der Firma Cosinus 3 eine Nominierung ein. Die ebenfalls in dieser Kategorie nominierte Firma Windcloud betreibt ein Rechenzentrum in Nordfriesland, das mit Windenergie versorgt wird und auf eine Speicherbatterie und eine Biogasanlage als Backup zugreifen kann.

Projekt des Jahres

Modellhaft entwickelte das Fraunhofer IWES im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projektes StEnSEA ein Offshore-Pump-Speicher-Kraftwerk im Bodensee und erhielt den German Renewables Award in der Kategorie „Projekt des Jahres“. Das Konzept nutzt den See als oberes Speicherreservoir; das untere Speicherbecken wird durch einen Hohlkörper auf dem Boden des Sees gebildet. Eine Potenzialanalyse ergab eine weltweit installierbare Speicherkapazität von rund 800TWh.

Dr. Matthias Puchta, Projektleiter am Fraunhofer IWES: „Im Projekt StEnSea haben wir auf der Basis einer Erfindung und Machbarkeitsstudie für ein Offshore-Pump-Speicher-Kraftwerk ein Funktionsmodell im Modellmaßstab 1:10 entwickelt und erfolgreich im Bodensee getestet. In der nächsten Stufe streben wir an eine dreimal so große Betonkugel im Meer zu testen, die dann ca. das 50-100 fache an Energie speichern kann. Die wirtschaftliche Anwendung für solche Speichersysteme liegt in Meerestiefen von 600 bis 800 Metern. Mögliche Standorte liegen insbesondere vor den Küsten Europas, Japans und den USA. Das von uns ermittelte Potential liegt bei rund dem 1.000-fachen der heute weltweit installierten Pumpspeicherleistung - das ist ein wichtiger Beitrag zur internationalen Energiewende.“

Gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen nutzten die nominierten Projektpartner BMW, Bosch und Vattenfall, um einen 2-MW-Batterieenergiespeicher (BESS) zu entwickeln. Im Gemeinschaftsprojekt „mySMARtlife“ realisierten die drei Städte Hamburg, Nantes und Helsinki als „Forerunner Cities“ im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 Konzepte für E-Mobilität, Energie-Netze, Energie-Effizienz und städtisches Datenmanagement.

Studentenarbeit des Jahres

Mit Hilfe einer Offsetbox erreichte die Bachelor-Absolventin Svenja Wenck, Hochschule für Angewandte Wissenschaften - HAW Hamburg, dass CIGS-PV-Module, die altersbedingt an Leistung verloren haben, im laufenden Betrieb automatisch regeneriert und ihre Leistung somit gesteigert werden kann. Dafür wurde sie mit dem German Renewables Award in der Kategorie „Studentenarbeit des Jahres“ prämiert.

„In meiner Bachelorarbeit untersuche ich eine kosten- und ressourcensparende Alternative zum Repowering von PID degradierten CIGS-Photovoltaikanlagen, durch eine Regeneration der Module während des Betriebs. Zudem ergeben sich neue Thesen zum Regenerationsverhalten dieser Dünnschichtmodule“, so Svenja Wenck.

Beverly Grafe, TU Hamburg, entwickelte im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit ein Konzept zur ereignisorientierten Steuerung der Supply Chain von Offshore-Windenergieanlagen. Jonathan Kruse untersuchte als Thema seiner Masterarbeit ebenfalls an der TU Hamburg einen Pelletofen hinsichtlich der Energieströme, der Effizienz und der Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu in Portugal konventionellen Heizlösungen.

Lebenswerk des Jahres

Als Senator für Wasserwirtschaft, Energie und Stadtentsorgung sowie als Leiter der Hamburger Umweltbehörde setzte sich der Jurist Jörg Kuhbier und diesjähriger Gewinner in der Kategorie „Lebenswerk des Jahres“ von 1983 bis 1991 maßgeblich für eine nachhaltige Klimapolitik in der Freien und Hansestadt ein. Von 2005 bis 2017 unterstützte er, in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore-Windenergie, den Ausbau leistungsfähiger Offshore-Windparks in Deutschland und Europa. 2008 wurde er als Richter am Hamburgischen Verfassungsgericht berufen. Außerdem betätigt sich Jörg Kuhbier aktuell als Partner of Counsel bei der Rechtsanwaltskanzlei Becker Büttner Held mit den Schwerpunkten Energie-, Umwelt- und Planungsrecht.

„Die Spruchweisheit, der Fortschritt sei eine Schnecke, ist durch die stürmische und bahnbrechende Entwicklung der erneuerbaren Energien seit Einführung des Stromeinspeisungsgesetz im Dezember 1990 eindrucksvoll widerlegt worden. An dieser Erfolgsstory gemeinsam mit vielen begeisterungsfähigen Menschen mitwirken zu können, war und ist eine ständige Freude“, betont Jörg Kuhbier.

Seit der Gründung 2011 haben sich über 190 Mitgliedsunternehmen und -institutionen aus der Metropolregion Hamburg im Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH-Cluster) zusammengeschlossen. Ziel ist es, in diesem Netzwerk die Kompetenzen der Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen zu bündeln und die Zusammenarbeit im Bereich der Erneuerbaren Energien zu stärken und zu fördern. Seit 2012 verleiht das EEHH-Cluster jährlich den German Renewables Award in vier Kategorien an kreative Köpfe und Firmen der Erneuerbare-Energien-Branche.