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"Wir sind sehr international unterwegs" Interview mit Christoph Mertens, Sumitomo Corporation

Deutsche Offshore-Projekte in Nord- und Ostsee (Stiftung Offshore-Windenergie)

EEHH: An welchen Offshore-Projekten arbeitet Sumitomo gerade? Was ist Ihre Rolle dabei?

Christoph Mertens: "Sumitomo Corporation ist seit 2014 im Bereich Offshore-Windenergie aktiv. Unser erstes Investment war ein Package Deal mit dem wir uns an drei belgischen Offshore-Windprojekten Belwind, Northwind und Nobelwind beteiligt haben. Damals haben wir uns sehr auf die Kompetenz und die lokale Vernetzung unseres Partners Parkwind verlassen und haben dabei eher die Rolle eines interessierten Investors eingenommen. Seitdem haben wir uns erheblich weiterentwickelt. Es folgten Beteiligungen an den Projekten Galloper und Race Bank in UK, Le Tréport und Iles d’Yeu et de Noirmoutier in Frankreich, Northwester 2 erneut in Belgien, Five Estauries in UK, und schließlich das erste Projekt, das Sumitomo federführend selbst entwickelt und baut in Akita, Japan.

Ich würde uns heute als einen sehr engagierten Partner mit eigenen Kompetenzen in Entwicklung, Beschaffung, Bau und Betrieb neben unserer Core-Kompetenz in der Projektfinanzierung beschreiben. Entsprechend variiert unsere Rolle in den jeweiligen Joint Ventures: z.B. besetzten wir in Frankreich gleich mehrere der entscheidenden Direktoren in der Projektentwicklungsgesellschaft mit unseren eigenen Mitarbeitern, und in Japan kommt das Projektmanagement nahezu vollständig aus eigener Hand.

Ich selbst habe die schöne Aufgabe eine kleine Tochterfirma von Sumitomo leiten zu dürfen, die die Offshore-Windbeteiligungen unseres Mutterkonzerns mit einem Team handverlesener Experten unterstützt."

EEHH: Welche sind für Sie die interessantesten und vielversprechendsten Märkte?

Christoph Mertens: "Es gibt aus unserer Sicht nicht den Offshore-Windmarkt der allumfassenden Glückseligkeit. Stattdessen haben sich bestimmte regulatorische Instrumente als besonders hilfreich erwiesen, um den Ausbau von Offshore-Wind mit marktwirtschaftlicher Ausrichtung nachhaltig voranzutreiben. Gute Beispiele sind z.B. der Flächenentwicklungsplan und das geordnete Genehmigungsverfahren in Deutschland oder das CfD-Regime in Großbritannien, das bis heute als das beste Vergütungsfahren weltweit für erneuerbare Energien gilt.

In zahlreichen neunen Märkten entstehen zurzeit Infrastrukturen und Lieferketten, die den langfristigen Ausbau und Betrieb von Offshore-Windparks ermöglichen werden. Jeder dieser Märkte bietet neue Chancen ist eine genaue Betrachtung wert. Hier ist sind wir dank der globalen Ausrichtung unseres Konzerns sehr international unterwegs.

Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass wir in einer sehr anspruchsvollen Branche mit vielen Risiken arbeiten. Ich habe gelegentlich den Eindruck, dies wird vor dem Hintergrund von Negativzinsen manchmal übersehen. Zum Beispiel erreichen Projekte in Taiwan inzwischen vergleichbare Renditen wie in manchen europäischen Ländern. Dabei sind die Risiken insbesondere für europäische Entwickler hier durchaus anders zu bewerten als im Heimatland."

EEHH: Wie schätzen Sie das Potenzial der Wasserstoffproduktion im Rahmen von Offshore-Projekten ein? An welchen Projekten sind Sie in diesem Feld aktiv?

Christoph Mertens: "Wir müssen grünen Wasserstoff im Kontext mit einem erst noch zu entwickelnden Markt und im globalen Zusammenhang sehen. Wir können definitiv ein riesiges Potenzial erkennen sofern es gelingt, entsprechende Nachfrage z.B. in den Bereichen Güterverkehr, Mobilität, Petrochemie oder Stahlproduktion zu generieren. Hier wird besonders aufgrund der großen Erzeugungskapazitäten dem Offshore-Wind eine wichtige Rolle in der Anfangsphase zukommen. In dem Moment jedoch, wenn Wasserstoff wirtschaftlich kostengünstig transportierbar ist, und ich behaupte das ist bereits in Kürze der Fall per Schiff und Pipeline, werden die weltweit günstigsten Erzeugungsregionen erneuerbarer Energie erstmalig in direkten Wettbewerb miteinander treten. Den Benchmark, an dem sich auch der heimische grüne Wasserstoff messen lassen muss, setzet dann das Al Dhafra PV-Projekt von Abu Dhabi Power Generation mit US$ 1,35 cents/kWh (Es handelt sich bei der Preisangabe um die lokalen Gestehungskosten des PV-Stroms, nicht um den Wasserstoffpreis.) oder Onshore-Wind in Patagonien, wo Porsche gerade die Erzeugung zukünftiger E-Fuels untersucht."

EEHH: Wir wagen den berühmten Blick in die Glaskugel: Hamburg Offshore Wind Conference 2022 – welche Themen sollten wir Ihrer Meinung im kommenden Jahr beleuchten?

Christoph Mertens: "Ein Dauerbrenner ist und bleibt die mangelnde Kontinuität im deutschen Markt. Jetzt hat man gerade der ganzen Branche mit neuen, erhöhten Ausbauzielen etwas richtig Gutes getan, und gleichzeitig holen uns die Sünden aus der Vergangenheit mit Null neuen Netzanschlüssen in 2021 und 2022 wieder ein. Anschließend erwarten wir einen Peak mit mehr als 2GW in 2024 und 2025, gefolgt von einem erneuten Abfall auf etwa 900 MW p.a. in den Folgejahren bis zu einem weiteren Anstieg gegen Ende dieses Jahrzehnts. Wie sich dabei eine Zulieferindustrie hierzulande nachhaltig entwickeln kann halte ich für eines der wichtigsten Themen unserer Branche.

Zweitens und genauso wichtig sind technische Innovationen für den wachsenden europäischen Offshore-Markt. Digitalisierung über den gesamten Lebenszyklus, wetter- und klima-adaptive Turbinenperformance, schwimmende Fundamente oder eine Verlängerung der Lebensdauer sind nur einige Stichworte. Hier kann die mittelständische europäische Zulieferindustrie am globalen Offhoreboom partizipieren, denn jeder dadurch erzeugte Skaleneffekt senkt auch die Kosten im Heimatmarkt."

Vielen Dank für das spannende und aufschlussreiche Interview!

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Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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