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Weltweit schlagen Herzen für Windenergie
Die unangefochtenen Top 3 in der Windenergie sind China, USA und Deutschland. Durch ihr Engagement ist die installierte Leistung der Rotoren mittlerweile größer als die der gesamten globalen Atomkraftwerke – vorausgesetzt der Wind weht kräftig. Das Thema Windenergie nimmt weltweit immer mehr an Fahrt auf. Viele Regierungen unternehmen große Anstrengungen, um den Ausbau voranzutreiben, weil die Windenergie kostengünstig und ausgereift ist.
Da wäre Kanada. Bisher auf Platz 7 im internationalen Ranking des Global Wind Energy Councils GWEC. Anders als die deutsche Bundesregierung, die den Ausbau von Windenergie drosseln will, plant die neugewählte liberale Regierung des Premierministers Justin Trudeau fast vier Milliarden Euro Ausgaben zur Bekämpfung des Klimawandels ein – darunter Maßnahmen zur Förderung der erneuerbaren Energien. Kanadas Windkraft wuchs über die vergangenen fünf Jahre durchschnittlich 23 Prozent und deckt heute geschätzte 5 Prozent des Energiebedarfs der kanadischen Bevölkerung. Windenergie stellt damit direkt nach der traditionell am meisten ausgebauten Wasserkraft die stärkste Quelle im Bereich der Erneuerbaren Energien. Die Hamburger Firma Spitzner Engineers GmbH ist vor Ort engagiert. Sie installiert zum Beispiel ein patentiertes Rotorblattheizungssystem, mit dem eine Windenergieanlage auch im Winter eisfrei und sicher betrieben werden kann: „Wir schauen sehr genau nach Kanada und hoffen, dass die Pläne der neuen Regierung zeitnah umgesetzt werden“, sagt der Geschäftsführer Jörg Spitzner.
Höchst interessant ist auch, was in Mexiko – aktuell auf Platz 18 im internationalen Vergleich – passiert: Seit 2013 liberalisiert die Regierung peu à peu den mexikanischen Strommarkt. Demzufolge wurde 2015 über 700 MW Windenergie installiert. Sie kam damit auf eine Gesamt-Kapazität von rund 3.000 MW, was einem Anteil von 4,7 Prozent am Gesamt-Energiemix entspricht. Für dieses Jahr erwarten die Experten weitere 800 MW. Sie sehen Mexiko Ende 2022 schon bei einer Windkraftleistung von 15.000 MW. Zum Vergleich: Großbritannien, auf Rang 6 des Rankings, produziert aktuell rund 11.000 MW Windkraftleistung. Der führende Anbieter von Megawatt-Turbinen Nordex SE hat sich im Oktober vergangenen Jahres mit dem spanischen Turbinenhersteller Acciona Windpower zusammengetan und damit den aufstrebenden Markt Mexiko für sich eröffnet: „Hohe zweistellige Ausbauziele für grünen Strom und die Öffnung des Marktes für private Investoren haben Mexiko zu einem unserer Top-Märkte in Amerika gemacht. Heute haben wir schon mehrere hundert Megawatt an Aufträgen in der Abwicklung
beziehungsweise im Bestand. Insbesondere unsere Produkte der AW-Serie – mit unterschiedlichen Rotor-Varianten und Nabenhöhen – sind hervorragend auf die Bedarfe im Land angepasst“, sagt Lars Bondo Krogsgaard, Vorstandsvorsitzender der Nordex SE.
Rapide wächst der Bereich Windenergie darüber hinaus in Südafrika. Dieses Land versteckt sich zwar aktuell noch im GWEC-Ranking unter „Sonstiges“: mit rund 740 Megawatt installierter und ans Netz angeschlossener Windenergie – etwa 2,5 Prozent Anteil am gesamten Strommix. Doch bis 2020 strebt Südafrika eine Windkraftleistung von 6.000 MW an – „und wird es auch erreichen“, sagt Thomas Richterich, Leiter des Onshore-Windenergiegeschäfts von Siemens Wind Power, zu dessen weltweiten Projekten auch ein Windkraftwerk in Jeffreys Bay gehört. „Wir erkennen große Bemühungen der aktuellen Regierung, den Ausbau der Windenergie weiter energisch voranzutreiben“, sagt Richterich.
„Über Kanada, Mexiko und Südafrika hinaus wären noch zahlreiche weitere Nationen zu nennen, deren Bestrebungen zum Ausbau von Windenergie enorm sind“, fasst Jan Rispens, Geschäftsführer des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH-Cluster) zusammen. „Sie stehen exemplarisch für eine weltweite Branche im Aufbruch, die – so zeigt es sich immer wieder – den Rückhalt der jeweiligen Regierung braucht. Die Windenergietechnologie selbst ist dabei so ausgereift und kostengünstig, dass in vielen der globalen Märkten der Windenergieausbau mehr und mehr zum Selbstläufer wird.“ Rispens warnt in diesem Kontext die deutsche Bundesregierung davor, den heimischen Ausbau der Windenergie unnötig zu drosseln: „Während global die Windmärkte in Schwung kommen, sollte Deutschland den Stellenwert seines innovativen Heimatmarktes für Windenergie nicht aus den Augen verlieren. Es gilt Kurs zu halten.“