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Warum Strom so teuer ist – und weshalb dieses Problem teilweise hausgemacht ist Inside Energiewende - der (un)aufgeregte) Realtalk
Ein Fachbegriff der Energiewirtschaft ist mittlerweile größeren Teilen der Bevölkerung geläufig – Merit Order. Verschiedene Nachrichtenportale haben es sich bereits zur Aufgabe gemacht, diesen Begriff zu erklären. Der Knackpunkt dieser Marktordnung: Die teuersten Stromproduzenten – derzeit sind das die Gaskraftwerke – geben den Preis für alle vor. Das gilt auch für günstige Produzenten, wie Wind- und Solarkraftwerke. Das wirft die Frage auf, ob der Handel für unterschiedliche Energieformen an niedrigere Höchstpreise gekoppelt sein sollte. Für Wind und Solar soll dieser laut EU bei 180 €/MWh liegen, gemessen an den Marktpreisen der vergangenen Jahre immer noch ein guter Deal.
Volkswirtschaftlichen Schaden begrenzen
Obwohl das Marktdesign gerade erst von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck verteidigt wurde, gibt es Hinweise, dass es sich bei der derzeitigen Extremsituation nicht um ein temporäres Problem handelt. Auch in der Vergangenheit war das Marktdesign durch Ineffizienzen geprägt. Die einheitliche Preiszone Deutschlands steht im Widerspruch zum tatsächlichen physischen Stromnetz, dass das Handelsergebnis umsetzen muss. Ein Überangebot grünen Stroms im Norden führt zu Verbrauchsanreizen im Süden, doch der dortige Bedarf kann aufgrund fehlender Trassen nicht bedient werden. Die Netzbetreiber greifen über Redispatch in den Markt ein – der wirtschaftliche Schaden liegt bei jährlich 1,6 Mrd. Euro und wird über Netzentgelte auf die Verbraucher umgelegt. Bei den EEG-Ausschreibungen führt ein einheitlicher Marktpreis zu einseitiger Allokation von Wind- und Solarkraftwerken, die das Problem verschärft. Die Einführung einer Südquote für Windkraftanlagen ist der Versuch eines korrigierenden Eingriffs, der auch anderweitig gelöst werden könnte.
Mit regional ausdifferenzierten Energiemärkten würde mehr Flexibilität geschaffen
Eine Lösung des Problems könnte sein, Deutschland nicht länger als einheitliche Gebots- bzw. Preiszone zu strukturieren. Eine Unterteilung beispielsweise in eine nördliche und eine südliche Preiszone könnte ein marktwirtschaftlicher Anreiz für die südlichen Bundesländer sein, die Erneuerbaren Energien vor Ort stärker auszubauen – schließlich sind die erzielbaren Marktpreise höher als im Norden Dort würde ein temporäres Überangebot an Erneuerbaren Energien zu sehr klaren preislichen Anreizen für flexible Stromverbraucher und Energiespeicher führen, wodurch weniger Windstrom abgeregelt würde. Die jetzige Situation erfordert ein schnelles Handeln. Wenn die akute Krisensituation ausgestanden ist, könnten wir zum alten Marktdesign zurückkehren. Besser wäre es jedoch, die Gelegenheit zu nutzen und das Energiemarktdesign an ein auf Erneuerbaren Energien basierendes System anzupassen.