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Vorgestellt: Commerzbank AG Interview-Reihe zu Finanzdienstleistern im Bereich Erneuerbare Energien
In der Januar-Ausgabe gewährt uns Ingrid Spletter-Weiß, Leiterin des Competence Center Energy der Commerzbank in Hamburg, Einblicke in das Geschäftsfeld der Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekten in ihrem Haus.
EEHH GmbH: Die Commerzbank ist stark im Bereich Offshore-Finanzierung vertreten. An welchen Windparks waren Sie konkret beteiligt? Um welche Finanzierungsmodelle handelte es sich dabei?
Ingrid Spletter-Weiß: „Die Commerzbank hat bisher zwei Offshore-Windparks (OWP) -in der Zwischenzeit auch in Betrieb -, finanziert. Es handelt sich um C-Power vor der belgischen Küste sowie Meerwind Süd/Ost in der deutschen Nordsee. Bei beiden Projekten handelt es sich um „klassische“ Projektfinanzierungen, bei denen eine Vielzahl kommerzieller Banken eingebunden war. Zusätzlich beteiligten sich Exportkreditagenturen sowie öffentliche Banken an der Refinanzierung.
Neben diesen beiden Vorhaben hat die Commerzbank im Januar 2015 auch den Kreditvertrag für die Finanzierung eines weiteren Offshore-Parks unterschrieben. Die Akquisition von 49,9% des Parks EnBW Baltic 2 in der deutschen Ostsee durch einen von Macquarie Capital Group verwalteten Fonds finanziert sich teilweise durch Fremdkapital; an dieser Finanzierung beteiligt sich die Commerzbank. Die hier gewählte Struktur sucht in Deutschland ihres Gleichen, da noch nie eine Akquisition eines Offshore-Parks mit Hilfe von Fremdkapital auf Ebene der Holding Company umgesetzt worden ist.“
EEHH GmbH: Wie wird sich Ihrer Meinung nach der deutsche Offshore-Bereich in den kommenden Jahren entwickeln?
Ingrid Spletter-Weiß: „Der deutsche Offshore-Markt ist aktuell von sehr viel Dynamik geprägt. Wir rechnen mit einer positiven Entwicklung in den nächsten Jahren. Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im vergangenen Jahr hat zunächst für Stabilität gesorgt; entsprechend gehen wir von Zubauzahlen von im Schnitt ca. 1 GW p.a. in den kommenden Jahren aus. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 6,5 GW installierte Erzeugungskapazität vorzuweisen, dürften wir somit erreichen.“
EEHH GmbH: Werden künftig vermehrt „ungewöhnliche“ Kapitalgeber – Stichwort Lego – auftreten?
Ingrid Spletter-Weiß: „Aktuell kommen mehrere Faktoren zusammen: Zum einen müssen sich klassische Energieversorger, die bisher für einen erheblichen Bestandteil der deutschen Offshore-Kapazität verantwortlich zeichnen, neu aufstellen und Modelle finden, in denen sie Eigenkapital abgeben, aber gleichzeitig die Kontrolle über den Betrieb des Parks behalten. Parallel steigt weiter der Anlagedruck bei institutionellen Investoren. Aktuell umfasst dies primär noch Investitionen in das Eigenkapital von Offshore Parks. Allerdings gehen wir davon aus, dass in den nächsten Jahren Investoren vermehrt auch in Fremdkapital-ähnliche Produkte investieren werden. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, müssen sich Finanzierungsstrukturen weiterentwickeln. Diesen Prozess wird die Commerzbank aktiv begleiten.“
EEHH GmbH: Wie wird sich der Energiemarkt weiter entwickeln, und wie wird sich diese Entwicklung auf die Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekten auswirken? Müssten zukünftige Finanzierungsmodelle flexibler sein?
Ingrid Spletter-Weiß: „Der Energiemarkt steht vor einem Umbruch. Die Entscheidung von E.ON, aus der Stromerzeugung mit konventionellen Kraftwerken auszusteigen, unterstreicht dies. Um das Geschäft mit Erneuerbaren Energien weiter auszubauen, bedarf es neuer, flexibler Finanzierungsstrukturen. Der Rückenwind für den Ausbau der Erneuerbaren Energien ist ungebrochen; jedoch wird die Finanzierung in Zukunft über eine größere Vielfalt an Instrumenten und Strukturen geschehen. Dies verlangt finanzierenden Banken eine ausgeprägte Expertise sowohl in der Erneuerbare-Energien-Branche als auch in der Strukturierung komplexer (Kapitalmarkt-)Transaktionen ab.“