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Stadtwärmenachfrage steigt:

Stadtwärmenachfrage steigt:
Christian Heine, Geschäftsführer Hamburger Energiewerke

Stadtwärme steht in Hamburg weiter hoch im Kurs. Das belegen die jüngsten Vertriebszahlen der Hamburger Energiewerke (HEnW). Demnach hat der städtische Versorger mit seiner Marke Wärme Hamburg im vergangenen Jahr Verträge über thermische Leistungen in Höhe von 40,6 Megawatt (MWth) abgeschlossen. Davon entfallen 35,1 MWth auf Neuverträge im Bereich des zentralen Stadtwärmenetzes. Im Vorjahr waren es in diesem Segment noch Neuverträge mit 30,2 MWth Leistung. Das entspricht einer Steigerung bei den Neuabschlüssen um 4,9 MWth bzw. 16 Prozent. Allein mit dieser Leistung von 4,9 MWth lassen sich umgerechnet rund 1.700 Wohneinheiten (WE)[1] zusätzlich mit Wärme versorgen. In der dezentralen Wärmeversorgung, dabei handelt es sich um kleinere, nicht an das zentrale Stadtwärmenetz angeschlossene Netze, haben die HEnW 2022 zusätzlich Verträge über Leistungen in Höhe von 5,5 MWth abgeschlossen (rund 1.830 WE). Die Hamburger Energiewerke steigerten damit für das Stadtnetz und die dezentrale Wärmenetze zusammengenommen die vertraglich zugesicherte Wärmeleistung 2022 auf 1.902 MWth. Insgesamt hat das Unternehmen 2022 einen Wärmeab­satz von 3.881 Gigawattstunden (GWh) erreicht. Mit umgerechnet 517.000 belieferten Wohneinheiten bleiben die HEnW größter Wärmeversorger in Hamburg mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent.

Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke: „Wir freuen uns über die hohe Nachfrage nach Stadtwärme und sehen uns in unserer Wachstumsstrategie in diesem Bereich bestärkt. Stadtwärme bietet in einem Ballungsgebiet wie Hamburg ein riesiges Potential für den Klimaschutz. Mit ihrer Hilfe lassen sich zehntausende, teilweise veraltete Einzelfeuerungsanlagen in den Gebäuden ersetzen und neue sowie bestehende Quartiere effizient versorgen. Bis 2030 werden wir die Stadtwärme für Hamburg komplett kohlefrei erzeugen. Die bestehenden Heizkraftwerke Tiefstack und Wedel werden dafür sukzessive durch integrierte Lösungen wie klimaneutrale Abwärme aus der Industrie und Abfallverwertung, Wärmepumpen, Power-to-Heat-Anlagen sowie effiziente Kraft-Wärme-Kopplungssysteme samt Speichern ersetzt.“

Zu den neu mit Stadtwärme versorgten Gebäuden und Quartieren zählen unter anderem das Diakoniewerk Tabea in Altona (470 Wohneinheiten), das südliche Überseequartier in der HafenCity (1.831 Wohneinheiten), die neue Gänsemarktpassage in der Innenstadt (231 Wohneinheiten) sowie der Bürocampus Westend Ottensen (234 Wohneinheiten).

Der Hamburger Senat hatte angekündigt, dass der Anteil der gesamten leitungsgebundenen Wärme der Stadt Hamburg von 25 Prozent im Jahr 2020 auf 35 Prozent im Jahr 2030 steigen soll. Die Hamburger Energiewerke haben entsprechend die Investitionen in den Ausbau der Netzinfrastruktur und den Umbau der Erzeugung deutlich erhöht. Dennoch werden auch perspektivisch nicht alle Hamburgerinnen und Hamburger mit Stadtwärme versorgt werden können. Die Nähe zur nächsten Leitung, die bauliche Situation vor Ort, Abnahmemengen und verfügbare Wärmeleistung entscheiden darüber, ob ein Anschluss möglich ist.

Die Hamburger Stadtwärmeerzeugung wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Das Kohlekraftwerk in Wedel wird bis 2025 durch den Energiepark Hafen ersetzt, spätestens 2030 geht dann das letzte verbliebene Kohlekraftwerk in Tiefstack vom Netz. Bei der künftigen Wärmeversorgung setzen die Hamburger Energiewerke vor allem auf die Nutzung vorhandener klimaneutraler Wärmequellen. Am Standort Tiefstack gehört dazu Abwärme aus der Industrie und Müllverbrennung, Power-to-Heat, ein Aquifer-Wärmespeicher sowie zwei große Flusswasserwärmepumpen, die Wärme aus der Norderelbe und der Bille gewinnen sollen. Mit Fertigstellung des Energieparks Tiefstack sinken die CO2-Emissionen der zentralen Hamburger Stadtwärmeversorgung gegenüber heute um 70 bis 80 Prozent. Im Energiepark Hafen liegt der Fokus ebenfalls auf Abwärme aus energieintensiven Industriebetrieben, einer Müllverwertungsanlage und aus Klärwerksprozessen. Der Anteil klimaneutraler Wärme wird dort bei mehr als 55 Prozent liegen. Um die Verbraucherinnen und Verbraucher nördlich der Elbe zu erreichen, erweitern die HEnW ihr bestehendes Netz derzeit um eine ca. 7,6 Kilometer lange Fernwärmeleitung mit Elbquerung. Mit der Ablösung der beiden Kohlekraftwerke liefern die Hamburger Energiewerke den größten Einzelbeitrag, damit Hamburg seine Klimaziele erreicht.  

[1] Eine Wohneinheit entspricht dem Wärmebedarf einer 70m2-Standardwohnung mit einem jährlichen thermischen Energieverbrauch von rund 8.500 Kilowattstunden (kWh/a).

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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