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Neues EEHH-Forum Solar Interview mit EEHH-Vorstandsvorsitzendem Sebastian Averdung
EEHH: "Das Cluster EEHH initiiert in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft Solarenergie (DGS) das neue Forum Solarenergie. Können Sie kurz die Beweggründe zur Gründung dieses Forums skizzieren?"
Sebastian Averdung: "Zu allererst ist es wichtig, der Solarbranche in unserer Stadt Hamburg ein Forum zu geben, um sichtbar zu bleiben. Das Solarzentrum Hamburg gibt es seit vielen Jahren. Wir haben eine große Anzahl an weltweit tätigen Unternehmen, sowohl in der solaren Strom- als auch Wärmeerzeugung. Darüber hinaus ist eine gemeinsame Stimme der Solarenergiebranche aus meiner Sicht essenziell, um der Energiewende endlich den erforderlichen Schub zu geben. Schließlich bin ich persönlich seit vielen Jahren in der Solarenergie unterwegs, die solare Strom- und Wärmeerzeugung ist also so etwas wie mein Steckenpferd."
EEHH: "An welche Akteure richtet sich das Forum, wer befindet sich in der Lenkungsgruppe, und in welchem Turnus treffen sich die Beteiligten?"
Sebastian Averdung: "Das Forum richtet sich an die gesamte Hamburger Solarbranche, deswegen auch die Kooperation mit dem DGS Landesverband HH-SH, um auf bestehende Strukturen und Netzwerke aufzusetzen. Das Forum deckt neben den beiden Technologien Solarthermie und Photovoltaik auch die gesamte Wertschöpfung ab, d.h. von der Projektentwicklung und Planung über die Finanzierung bis hin zur Errichtung und zum Betrieb. Daher haben wir bei der Lenkungsgruppe darauf geachtet, dass alle Technologien und Wertschöpfungsstufen repräsentiert sind.
Mit Bernhard Weyres-Borchert haben wir einen Solarexperten der ersten Stunde an Board. Mit dabei ist zudem meine Kollegin Paola Pignatelli, die sich mit Projekten im Bereich der großen Freiflächenanlagen über 50 MW befasst, aber auch mit kleinen PV-Dachanlagen auf öffentlichen Liegenschaften sowie einem systemischen Ansatz in Verbindung mit Speichern. Sie ist auch in Solarthermieprojekte involviert.
Christian Marcks vertritt mit der GLS Bank ein äußerst aktives Mitglied im Cluster. Er ist überdies gerade als Finanzierer mit allen Projekten betraut und hat somit einen ganz eigenen Blickwinkel auf die Thematik. Beabsichtigt sind 3-4 Treffen jährlich. Das wird sich jedoch auch zeigen, wie das Interesse ist. Wir haben uns hier am Forum Wärme orientiert."
EEHH: "Die Solarenergie und insbesondere die PV hatte es in Deutschland nicht immer leicht; schmerzlich ist der Branche noch der Markteinbruch aus den Jahren 2012/13 in Erinnerung. Wie kommt es, dass es mit PV wieder bergauf geht und was muss passieren, damit der Markt weiterhin wachsen kann?"
Sebastian Averdung: "Wir können die Energiewende ohne Solarenergie nicht schaffen. Das Thema nachhaltige Energieversorgung hat in den vergangenen Monaten in der Breite der Gesellschaft Akzeptanz gefunden. Die Menschen verstehen, dass wir die Energiewende nicht nur durch Windräder oder Einsparungen erreichen können und dass die Zeit des Handelns gekommen ist. Solarenergie ist eine so genannte low hanging fruit: Mit keiner anderen Technologie lassen so einfach und kostengünstig CO2-Emissionen einsparen.
Zum Umbau der industriellen Infrastruktur wird aber vor allem Wasserstoff benötigt. Diesen zu erzeugen erfordert viel Energie – und die muss irgendwo herkommen. Ich bin sicher, dass diese Zusammenhänge zunehmend erkannt werden und die politischen Rahmenbedingungen in Kürze nachziehen."
EEHH: "Neben der PV gibt es ja auch noch die solarthermischen Anwendungen im Bereich der Wärmeversorgung. Hier liegen die Installationszahlen seit Jahren deutlich hinter den PV-Installationen. Woran liegt das, und wie schätzen Sie das Potenzial für solarthermische Anwendungen im Hamburger Stadtgebiet ein?"
Sebastian Averdung: "Solare Wärme fällt zunächst vor allem dann an, wenn die Sonne scheint, d.h. im Sommer. Richtig wirtschaftlich ist Solarthermie, wenn man sie im großen Stil als Freiflächenanlage in Wärmenetze einbindet. Um diesen beiden Aspekten gerecht zu werden, bedarf es großer Flächen und Ideen zur Speicherung. Die Wärmeversorger sind an dem Thema dran und entwickeln Projekte. Es dauert lediglich, bis wir diese Projekte in der Umsetzung sehen.
In Hamburg sind die Flächen knapp, weswegen es naturgemäß eingeschränkte Potenziale gibt. Doch es gibt sie und ich bin sehr glücklich, dass wir einige Akteure in Hamburg dabei begleiten dürfen, sie zu heben."
EEHH: "Hamburg hat sich mit dem Klimaschutzgesetz und dem Klimaplan ambitionierte Ziele für den Einsatz erneuerbarer Energien auf die Fahnen geschrieben. In Hinblick auf die Solarenergie stehen die spezifischen Verordnungen für eine konkrete Umsetzung allerdings noch aus. Welche Erwartungen haben Sie an die Politik zum zukünftigen Ausbau der Solarenergie in Hamburg?"
Sebastian Averdung: "Hohe! Erwartungen sind in der Regel projizierte Illusionen, die zu Enttäuschungen führen. Am Ende zählt das, was daraus gemacht wird. Ich hoffe sehr, dass die Politik der Stadt Hamburg einfache und klare Verordnungen vorgibt, sodass bald auf allen Dächern der Hansestadt Solarenergie erzeugt wird. Bestenfalls in Kombination mit Dachbegrünung. Das wird viele Projektentwickler und Investoren irritieren und abschrecken. Da erhoffe ich mir Standfestigkeit und Durchhaltevermögen. Im Übrigen auch bei den städtischen Liegenschaften, hier sind sicherlich große Anstrengungen zu unternehmen. Ich hoffe, dass Hamburg hier auch Vorbild sein wird und dass über Systemgrenzen hinaus gedacht wird."
Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Zeit und Ihre spannenden Antworten!