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Markthochlauf der norddeutschen Wasserstoffwirtschaft - schnelles Handeln geboten!

Markthochlauf der norddeutschen Wasserstoffwirtschaft - schnelles Handeln geboten!
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Deutlich mehr grüne Energie für unser Energiesystem und eine starke Beschleunigung der grünen Wasserstoff-Vorhaben der  Industrie mit ihrem hohen Gasbedarf – auf diese Forderungen konnten sich Politik und Unternehmen beim Parlamentarischen Nachmittag des EEHH-Clusters und und mehrerer großer Wasserstoff-Akteure aus Norddeutschland schnell einigen. Bei den Details jedoch haben die Unternehmen konkrete Erwartungen formuliert, die erfüllt sein müssten, damit sie mit ihren Projekten an den Start gehen können.

„Norddeutschland kann die Blaupause für Europa werden. Wo wollen wir Wasserstoff-Wirtschaft starten, wenn nicht hier - und wann, wenn nicht jetzt?“, schickte Dr. Fabian Ziegler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Shell Deutschland, der Diskussion voraus. Aber die derzeitigen regulatorischen Einschränkungen seien noch zu groß: „Für mich fühlt sich die Situation an wie am Startblock bei der Leichtathkletik: wir sind bereit loszulaufen, nur kommt der Startschuss nicht!.“

„Die Lage Hamburgs und die dichte Industrie sind einzigartige Voraussetzungen“, erklärte auch Michael Dammann, Geschäftsführer Gasnetz Hamburg: „Der Zeitplan der Projekte ist eng. Wir müssen unser Pipeline-Projekt für grünen Wasserstoff „HH-WIN“ im Sommer 2022 starten, damit der ehrgeizige Projektplan umgesetzt werden kann.“ Sein Appell an die Politik: „Bitte setzen Sie sich dafür ein, den Prozess zu beschleunigen, indem ein vorzeitiger Beginn möglich wird.“

Angela Titzrath, HHLA-Vorstandsvorsitzende, sagte, Innovationen in neue Technologien wie beim Wasserstoff seien ein Schlüssel für den Umbau der Energieversorgung. Die HHLA sei dabei, die Strukturen für den H2-Einsatz als Treibstoff in Hafenumschlag und Schwergutlogistik zu schaffen. Titzrath mahnte schnellere Genehmigungsverfahren der EU bei Förderprojekten an. Und: „Unternehmen, die auf Klimaneutralität umstellen, dürfen keine Wettbewerbsnachteile erleiden.“

Dr. Uwe Braun, Sprecher der Geschäftsführung von ArcelorMittal Hamburg, wies auf die Lage der energieintensiven Industrie bei der Transformation hin: „Wenn wir nichts tun, wird es für die europäische Stahlindustrie sehr schwierig im Wettbewerb“. Die Industrie-Konditionen müssten sich verbessern – zum Beispiel über Carbon Contracts for Difference, mit denen Mehrkosten beim Einsatz grünen Wasserstoffs gemindert werden.

„Netto Null C02-Emissionen bis 2050 – das ist unser Ziel“, ergänzte Nicole Dreyer-Langlet, Geschäftsführerin Airbus Operations. Die Flugindustrie könne loslegen und ein mit grünem Wasserstoff betriebenes Flugzeug bis 2035 produzieren, aber die neuen Kraftstoffe müssten auch zur Verfügung stehen: „Es gilt jetzt zu handeln. Dabei sind wir auf die Unterstützung der Politik und schnelle Umsetzung des europäischen Förderprogramms IPCEI angewiesen“.

Dass die Politik die Erwartungen der Unternehmen grundsätzlich verstehe, das machte Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher deutlich: „Norddeutschland und Hamburg sind besonders für den Aufbau einer grünen Wasserstoff-Wirtschaft geeignet. Wir haben den Wind, die Infrastruktur, die Innovationskraft. Beste Voraussetzungen also, um zu einem führenden Wasserstoff-Standort zu werden: bei der Erzeugung, in der breiten Anwendung, für Import und Transport. Jetzt zählt der Markthochlauf zu den wichtigsten Vorhaben der norddeutschen Wirtschafts- und Energiepolitik.“

Mehr als 20 Unternehmen haben das Positionspapier der Wasserstoff-Wirtschaft unterschrieben. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Forderungen:

  1. Der europäische Rahmen muss angemessene Vorgaben machen: Die ausreichende Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff zur Versorgung von Industrie und Logistik zu wettbewerbsfähigen Bedingungen muss sichergestellt werden. Dies erfordert die Förderung des Aufbaus von lokaler Produktion, Transportketten und einer Import-Infrastruktur.

 

  1. Zum raschen Markthochlauf müssen national in den unterschiedlichen Sektoren geeignete Instrumente für Kunden – wie etwa Klimaschutzverträge (Carbon Contracts for Difference) und Steuererleichterungen /grüne Wasserstoffpreisanreize (OPEX) – eingeführt werden, um die aktuell signifikante Preislücke zu den traditionellen Brennstoffen zu schließen.

 

  1. Genehmigungsverfahren für Elektrolyse-, Infrastruktur- und Anwendungsprojekte müssen massiv beschleunigt werden, wie es für Verfahren im Bereich Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen bereits geplant ist. Auch die Beantragung und Genehmigung von Fördermitteln (z.B. via IPCEI) müssen vereinfacht und beschleunigt werden.

Neben diesen zentralen Forderungen der Unternehmen wurden weitere Themen wie Regeln zum Import, Technologie-Förderung und Zertifizierung adressiert. Mithilfe der Handlungsempfehlungen soll der Aufbau von lokaler Produktion, Transportketten und einer Import-Infrastruktur für Wasserstoff ermöglicht werden.

Das vollständige Positionspapier der beteiligten Unternehmen aus der norddeutschen Wasserstoff-Wirtschaft finden Sie hier:

https://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/news/positionspapiere.html

 

 

 

 

 

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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