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Im Land des aufgehenden Windes Offshore-Windenergie in Japan

Im Land des aufgehenden Windes
Bild: Fabian Voswinkel/pixelio.de

Die Küste Japans bietet ein enormes Potential für Offshore Windenergie. Das Global Wind Energy Council (GWEC) schätzt, dass bis 2030 eine Kapazität von 10 GW installiert werden könnte, sofern die regulatorischen Prozesse für die Projektentwicklung und der Aufbau einer lokalen Lieferkette effektiv und schnell umgesetzt werden. Bisher kann Japan lediglich eine Kapazität an installierten Offshore-Windenergieanlagen von 66 MW aufweisen (Dezember 2019), dabei 19 MW aus fünf schwimmenden Windenergieanlagen. Fortschritte in der Realisierung schwimmender Windparks sind für die Entwicklung der Offshore-Windenergie in Japan von großer Bedeutung, da die Küste Japans steil abfällt und wenig Raum für herkömmliche Fundamentlösungen bietet.

New Act zur Förderung der Erneuerbaren Energien auf See

Bereits 2019 trat ein Gesetz in Kraft, das bisherige Planungsunsicherheiten für Offshore-Windparks weitestgehend aus dem Weg räumen sollte. Das Gesetz zur Förderung der Nutzung von Meeresflächen zur Entwicklung von erneuerbaren Energieanlagen auf See (oder auch „New Act“) gewährt eine Nutzungsdauer der Flächen über 30 Jahre, versucht Interessenkonflikte verschiedener Stakeholder zu beseitigen und führt ein Auktionsmodell ein. Die erste große Ausschreibungsrunde für Offshore-Windparks in Japan wird für die zweite Jahreshälfte 2020 erwartet. Der erzeugte Windstrom soll über einen Stromabnahmevertrag an ein von der japanischen Regierung lizenziertes Versorgungsunternehmen verkauft werden.

Promotion Zones

Das japanische METI (Ministry of Energy, Trade and Industry), das MLIT (Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism) sowie die japanische Hafenbehörde wiesen auf Basis des „New Acts“ letztes Jahr die ersten „Promotion Zones“ für Offshore-Windenergie. Diese elf Gebiete liegen vor den Küsten der Präfekturen Akita, Aomori, Nagasaki und Tokio. Zwei Flächen vor Akita (Noshiro und Yurihonjo) sowie jeweils eine Fläche vor Tokio (Choshi) und Nagasaki (Goto) haben die Ministerien eine besondere Priorität zugeordnet. Hier laufen bereits die Vorbereitungen zur Messung der Windverhältnisse sowie die geologischen Untersuchungen.

Aktuelle Offshore-Windprojekte in Japan

Das Noshiro-Projekt, das aus zwei Parks in den Gewässern der Häfen Noshiro und Akita besteht, gilt als erstes kommerzielles Offshore-Windvorhaben Japans. Der Windpark ist im Besitz einer von der Marubeni Corporation geführten Gesellschaft, die bereits 2015 von der Regierung der Präfektur Akita beauftragt wurde. Das dänisch-japanische Joint Venture MHI Vestas Offshore Wind bekam den Zuschlag für den Bau des Projekts. Insgesamt 33 Turbinen des dänischen Herstellers Vestas sollen ab 2022 eine Gesamtleistung von 139 MW liefern (Noshiro: 84MW und 20 Turbinen; Akita: 55MW und 13 Turbinen). Den erzeugten Windstrom wird Tohoku Electric Power 20 Jahre lang im Rahmen eines langfristigen Stromabnahmevertrages abnehmen.

Für das Choshi-Projekt vor der Präfektur Tokio gründeten TEPCO und der dänische Windkraftkonzern Ørsted ein Joint Venture, um ein Angebot für die erste Ausschreibung von Offshore-Windparks in Japan zu formulieren – mit einer Leistung von einigen hundert Megawatt. Das Yurihonjo-Projekt im Nordwesten Japans umfasst eine Gesamtleistung von 700 MW. Für ein weiteres Projekt im Norden der Präfektur Akita setzte sich Siemens Gamesa Renewable Energy als „Preferred Supplier“ der Obayashi Corporation für Windturbinen mit einer Gesamtkapazität von bis zu 455MW durch.

Über Tom Mikus

Profilbild zu: Tom Mikus

Seit 2019 arbeite ich als Projektmanager International für das Erneuerbare Energien Hamburg Cluster und widme mich dem Austausch zu erneuerbaren Energien über die Grenzen Deutschlands hinweg. Hier berichte ich über die aktuellen Entwicklungen und Aktivitäten des Clusters und Erneuerbare-Energien-Standorts Hamburg auf internationaler Ebene.

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