„Ich hatte das Glück, nach meiner Performance bewertet zu werden“ Interview mit Natalia Kress, General Manager bei Searenergy

Im folgenden Gespräch berichtet Natalia Kress, General Manager bei Searenergy, von ihrem beruflichen Lebensweg.

EEHH: Skizzieren Sie bitte kurz Ihren beruflichen Lebensweg. Welche Stationen haben Sie genommen, bevor Sie zu Searenergy kamen? Was tun Sie genau bei Searenergy?

Natalia Kress: „Nach meinem Universitätsabschluss an der Hamburger Uni hatte ich eine großartige Chance, in der Wasserbau-Sparte eines großen deutschen Baukonzerns anzufangen. Somit konnte ich dort vor knapp zwölf Jahre meine Begeisterung für internationales Projektgeschäft, komplexes Schnittstellenmanagement und Offshore-Wind entwickeln. Hinzukam die Einzigartigkeit, dass der Konzern Installationsschiffe nicht nur auf Offshore-Baustellen einsetzte, sondern diese auch auf Werften bauen ließ. Somit kam ich in den Bereich der Offshore-Logistik und arbeitete mit Schiffen, Werften, Maklern und Charterverträgen. Das eröffnete mir eine neue spannende Welt, die mich zu einem norwegischen Schiffsmakler mit Sitz in Hamburg führte. Nach ein paar erfolgreichen Jahren dort übernahm ich eine Führungsaufgabe im Management Team der SeaRenergy. Ich verantworte als Prokuristin die Aufgaben des Departments ‚Sales und Execution‘, welches die Bereiche Sales, Tender Management, Marketing und Offshore Project Execution umfasst.“

EEHH: Haben Sie es an den verschiedenen Stationen gelegentlich als Hindernis wahrgenommen, eine Frau zu sein, oder möglicherweise auch das Gegenteil empfunden?

Natalia Kress: „Ich bin beruflich seit mehreren Jahren in einer Männer-Domäne unterwegs: Baubranche, Schifffahrt, Offshore-Wind und habe bis jetzt keine negativen Erfahrungen machen müssen. Ich hatte das Glück, nach meiner Performance, Integrität und Zuverlässigkeit bewertet zu werden. Dennoch konnte auch ich beobachten, dass man als Frau mehr Einsatz zeigen muss, um wahrgenommen zu werden und dass die Akzeptanz unter Frauen immer noch eine der stärksten Barrieren ist.“

EEHH: In welchen Frauennetzwerken engagieren Sie sich und warum?

Natalia Kress: „In meinem privaten Umfeld und beruflichen Netzwerk habe ich viele starke, erfolgreiche und engagierte Frauen, mit denen ich im engen Austausch stehe. Das Netzwerken halte ich aus beruflichen Gründen im allgemeinen für sehr hilfreich. Ich habe aber für mich entschieden, dort keine geschlechterspezifischen Schwerpunkte zu setzen.“

EEHH: Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Corona-Zeit auf Frauen ausgewirkt und warum?

Natalia Kress: „Ich denke, dass man bei dieser Frage nicht alle Frauen in einen Topf werfen kann. Die Rolle der Frauen in unserer Gesellschaft ist sehr vielfältig und enorm bedeutend. Die Krise hat – aus meiner Sicht – offengelegt, wo die politischen Rahmenbedingungen schwächeln, um dieser Bedeutung gerecht werden zu können.“

Vielen Dank für das spannende Gespräch und viel Erfolg weiterhin!

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