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Halbwahrheiten in der Netzdebatte sind gefährlich

Halbwahrheiten in der Netzdebatte sind gefährlich
Das neue Offshore-Transformatormodul (OTM) von Siemens: Die innovative Lösung kann auf einem eigenen unabhängigen Windturbinen-Fundament installiert werden (abgebildet). (Siemens AG)

Nach eine langen Debatte um das EEG wissen wir: Die nächste Novelle kommt bestimmt. Vieles wurde aus unserer Sicht eher schlecht als Recht geregelt und manches gar nicht. Ein Thema, das im Gesetz nur am Rande und nicht eindeutig behandelt wird, ist der Netzausbau. Das ist gefährlich, denn auch außerhalb des EEG ist nirgends verbindlich festgeschrieben, die Grundlagen für die Inbetriebnahme des nächsten Offshore-Netzanbindungssystems 2021 und die anschließende kontinuierliche Vergabe der weiteren Systeme entsprechend der Ausschreibungsergebnisse zu schaffen.

Das alleine würde noch nicht zum Fadenriss führen, wenn sich nicht der Kostenvorwurf an die Erneuerbaren Energien komplett weg von den Kernfragen des EEG, wie der Ausbaumenge und der Bestimmung der Förderhöhe, hin zum Netzausbau verschieben würde.

Wir erinnern uns an Peter Altmaiers „Billion“. Jetzt ziehen die Abgeordneten um Michael Fuchs und Co. um die Häuser und verbreiten, dass allein ein einziger Park „vor Emden“ Netzkosten von 900 Millionen Euro pro Jahr verursachen würde, weil der Strom landseitig nicht abgeführt werden könne.

Das ignoriert die tatsächlichen Zusammenhänge in einem sich fundamental wandelnden Energiesystem – Stichwort: Energiewende – und etikettiert die Ausbaubremse für Erneuerbare Energien schlicht um. Sie wird jetzt „Synchronisation“ genannt. Dabei gibt es stets mehrere Ursachen für Netzengpässe. Es ist zum Beispiel auch zu viel „Must-Run“, d.h. heißt oftmals Braunkohle, im Netz.

Niemand bestreitet, dass der Netzausbau in den vergangenen Jahren schleppend verlaufen ist und dass zuweilen Engpässe entstehen. Physikalische Infrastruktur und der Markt für das Gut Strom entwickeln sich nicht exakt gleichzeitig. Die Antwort darauf ist aber nicht die Bremsung der Erneuerbaren.

Entscheidend wird das Zusammenspiel der verschiedenen Maßnahmen sein. An erster Stelle steht der Netzausbau – an Land wie auf See –; dazu werden Maßnahmen wie „Power to X“, Speicher und Sektorkopplung nach und nach ihre Wirkung entfalten. Werben wir also weiterhin dafür, sich nicht in der Debatte in die Defensive drängen zu lassen. Die aktuellen Probleme sind lösbar, auch ohne einen erneuten Fadenriss zu provozieren.

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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