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"Gasnetz Hamburg hat schon vor der Corona-Krise seine Belegschaft mit Notebooks ausgerüstet" Interview mit dem technischen Geschäftsführer Udo Bottländer, Gasnetz Hamburg

Udo Bottlaender, Gasnetz Hamburg

EEHH: "Wann sind Sie bei Gasnetz Hamburg in den Krisenmodus gewechselt? Konnten Sie auf bereits vorhandene Konzepte zurückgreifen?"

Udo Bottlaender: "Gasnetz Hamburg hatte natürlich – wie alle kritischen Infrastrukturen – eine Planung für unterschiedliche Krisenszenarien in der Schublade. Als wir Anfang März mit der Corona-Ausbreitung konfrontiert waren, konnten wir auf Basis des bestehenden Krisenmanagements sehr schnell Regelungen entwickeln, um die unterbrechungsfreie Versorgung Hamburgs mit Gas abzusichern. Unser Krisenstab betreibt ein fortlaufendes Monitoring der Coronavirus-Auswirkungen und leitet daraus effektive Maßnahmen ab. Seit dem 2. März 2020 tagt das Gremium dreimal wöchentlich. Der Maßnahmenkatalog, den der Krisenstab erstellt hat, ist lang und wird fortlaufend erweitert und angepasst: dies meist innerhalb weniger Tage. Das Herzstück der Umsetzung ist die „Protokollnotiz Infektionskrankheiten“, die seit Ausbruch der Pandemie die Rahmenbedingungen vorgibt, auf die sich Geschäftsführung, Personalbereich und Betriebsrat im Umgang mit der Pandemie verständigt haben. Die Protokollnotiz umfasst beispielsweise Informationswege und –anlässe, den Umgang mit Versammlungen aber auch Home-Office-Regelungen.

EEHH: "Inwieweit hilft Ihnen die voranschreitende Digitalisierung bei der Bewältigung Ihrer Geschäftsprozesse?"

Udo Bottlaender: "Gasnetz Hamburg hatte bereits vor der Corona-Krise seine Belegschaft mit Notebooks ausgerüstet und getunnelte sichere Verbindungen zur IT-Infrastruktur bereitgestellt. Das hat sich nun ausgezahlt, da Home-Office ohne weitere Einrichtungen gestartet werden konnte. Unsere IT hat aber die entsprechende Infrastruktur noch einmal verstärkt, so dass der sichere und schnelle Zugriff auf Server für deutlich mehr gleichzeitige Home-Office-Anwender funktioniert. In unserem kaufmännischen Bereich und in der Organisation unserer technischen Abläufe haben wir durch die digitale Anbindung der Belegschaft aktuell kaum Einschränkungen. Wir haben das Kundenbüro in Altona schon frühzeitig geschlossen – der Service läuft aber vollumfänglich online und telefonisch weiter."

EEHH: "Welche Maßnahmen haben Sie zum Schutz Ihrer Mitarbeiter ergriffen?"

Udo Bottlaender: "Um bei technischen Dienstleistungen und Arbeiten mit direktem Kundenkontakt Infektionsrisiken zu minimieren, haben wir einen Großteil dieser Einsätze umverteilt und führen entsprechende Arbeiten nur auf expliziten Kundenwunsch oder bei Störungen aus. Dafür haben wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Schutzmasken ausgestattet. Die übrige Belegschaft erhält nun Gesichtsmasken, die eine Näherei in Hamburg für uns gefertigt hat. Auch die Maßnahmen der Allgemeinverfügung kommen weitestgehend an den Baustellen und auf dem Werksgelände zur Anwendung. Unsere Sozialberatung arbeitet telefonisch, unsere Einsatzkräfte erhielten zusätzliche Möglichkeiten zum Händewaschen, indem wir weitere Waschbecken und Desinfektionsspender installiert haben. Ein intensivierter Putzplan sichert die Hygiene an den Standorten. Da bei uns von Anfang an Urlaubsrückkehrer aus gefährdeten Reisegebieten grundsätzlich zwei Wochen in häuslicher Quarantäne bleiben mussten, kam es innerhalb des Unternehmens bisher zu keiner Infektion. Nach der derzeitigen Einschätzung reichen die getroffenen Maßnahmen aus, können aber jederzeit weiter verschärft bzw. gelockert werden."

EEHH: "Tauschen Sie sich bundesweit mit anderen Gasnetzbetreibern aus? Verhalten sich alle ähnlich?"

Udo Bottlaender: "Über unsere Branchenverbände sind wir natürlich auch mit den Kollegen bei anderen Betreibern vernetzt. Wichtiger ist für uns in Hamburg aber der Abgleich mit Senat und Behörden, deren Empfehlungen wir kontinuierlich in unserem Krisenmanagement aufgreifen und berücksichtigen. Als kritische Infrastrukturen sitzen Netzbetreiber bundesweit natürlich in einem Boot: Wir alle müssen unsere Belegschaften optimal schützen, um unserem Versorgungsauftrag auch in Zeiten wie jetzt ohne Einschränkungen für die Energieverbraucher gerecht zu werden."

EEHH: "Wie halten Sie die interne Kommunikation bzw. den informellen Austausch zwischen den Mitarbeitern aufrecht?"

Udo Bottlaender: "Auch bei der digitalen Information der Belegschaft sind wir gut aufgestellt: Über ein Corona-Informationsportal im Intranet und über eine mobil nutzbare Informationsplattform können wir Informationen sehr schnell an die gesamte Belegschaft kommunizieren. Unsere Kommunikationsabteilung ist im Krisenstab vertreten und bereitet die notwendigen Informationen sehr kurzfristig auf. Selbst unser gedrucktes Mitarbeitermagazin erscheint dieser Tage für alle Mitarbeiter. Anders als sonst stellen wir es aber per Post zu und legen jeder Kollegin und jedem Kollegen eine Gesichtsmaske bei. Die Teams untereinander tauschen sich in regelmäßigen Online-Konferenzen aus – auch dafür hatten wir die notwenigen Tools schon vor der Corona-Krise eingerichtet."

Wir danken Ihnen für dieses interessanter Interview!

https://www.gasnetz-hamburg.de/

 

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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