Editorial September

Am zweiten Tag der Messe HusmWind erlebten alle Teilnehmer hautnah, warum Windenergie-Erzeugung seit Jahrzehnten weltweit im Aufwind begriffen ist. Der erste Orkan des Jahres 2017 machte aus Sicherheitsgründen eine Räumung der Messezelte erforderlich. Die Böen bewiesen eindrucksvoll die Kraft des Windes. Die vertriebenen Messegäste sammelten sich im Kongresszentrum. Cool, wie Husumer eben sind, luden sie spontan zu Freigetränken und informellem Networking.

Auch im übertragenen Sinne herrschen gerade stürmische Zeiten für Windenergie in Deutschland. 95 % der in den ersten beiden Ausschreibungsrunden erfolgreichen Windparks waren Bürgerenergieprojekte. Das EEHH-Cluster stellte seine kritische Einschätzung dazu während der HusumWind vor. Die EEHH-Mitglieder sorgen sich sehr aufgrund der aktuellen Lage. Da viele Bürgerenergieprojekte noch keine immissionsschutzrechtliche Genehmigung besitzen, wird höchwahrscheinlich ein sehr signifikanter Teil nicht genehmigt und somit auch nicht realisiert werden. Durch die erlaubte längere Realisierungszeit für Bürgerenergieprojekte können verbleibende Projekte sehr spät gebaut werden. Möglicherweise stellt sich erst 2021 heraus, dass viele Projekte erst 2023 oder gar nicht gebaut werden. Zu spät, um den Markteinbruch noch zu korrigieren. Für viele Unternehmen bedeutet dies eine extreme Planungsunsicherheit.

In Husum war die Stimmung auf der Messe trotzdem – wie immer - gut. Die Windbranche hat in den letzten Jahren immer wieder vor Herausforderungen gestanden und diese eindrucksvoll gemeistert. Bodenständigkeit und echte Innovationen stellen die Weichen für den Erfolg. Diesmal ist die Lage aber wirklich ernst. Auch abends im legendären Brauhaus fragten sich viele Branchenkenner, welche Auswege es gebe. Die neue Bundesregierung sollte die Ausschreibungsproblematik möglichst früh aufgreifen, um das Ziel der deutschen Energiewende nicht ernsthaft zu gefährden.