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Editorial September

Editorial September
Hamburg Media Server/Christian Brandes

Nach der Sommerpause ist der September prall gefüllt mit Branchenaktivitäten und energiepolitischen Entwicklungen. In Husum findet die Messe Husum Wind statt und wird erwartungsgemäß die Scheinwerfer vor Allem auf die Entwicklung der Windenergie an Land richten. In Berlin schauen alle gespannt auf die Vorlage der energiewirtschaftlichen Bestandsaufnahme der Bundesregierung.

Im ersten Halbjahr beträgt der Netto-Zubau der Windenergie an Land in Deutschland 2,2 GW, was etwa 66 Prozent mehr war als im ersten Halbjahr 2024. Eine positive Entwicklung, die zeigt, dass die bundespolitischen Anstrengungen der letzten Jahre, um mehr Flächen für Windparks in allen Bundesländern ausweisen zu lassen, anfängt, Früchte zu trägen. In der EU liegt Deutschland damit mit Abstand auf dem ersten Rang. Somit findet die Messe Husum Wind in Deutschland unter guten Vorzeichen statt, auch wenn die Branche in anderen europäischen Ländern durchaus unter Druck steht. In Husum wird die Stimmung der Windbranche erfahrungsgemäß gut und positiv sichtbar gemacht!

In Berlin wird wahrscheinlich bis 19. September die Bestandsaufnahme der Energieversorgung vorgelegt. Dieses Meta-Gutachten soll eine wichtige Grundlage sein für die Ausrichtung der Energiepolitik. Insbesondere steht im Fokus, ob der Ausbau der Erneuerbaren verlangsamt werden soll, da der Strombedarf weniger schnell steigt als erwartet. Es geht auch um die Frage, wie viele Gaskraftwerke gebaut und gefördert werden sollen, um die Versorgungssicherheit nach dem Kohleausstieg zu gewährleisten. Bei den Erneuerbaren sind sich alle maßgeblichen Studien einig, dass der weitere ambitionierte Ausbau der Erneuerbare Energien und der ambitionierte Netzinfrastrukturausbau zu den „No Regret“-Maßnahmen gehören, die auch sinnvoll sind, wenn der Strombedarf erst später steigt. Außerdem sollte der Energiehunger der KI auch nicht unterschätzt werden!

Auch wenn es weitestgehenden Konsens darüber gibt, dass flexible neue Gaskraftwerke, die Erdgas und Wasserstoff einsetzen können, für eine gesicherte Versorgung auch während durchaus im Winter vorkommenden Dunkelflauten notwendig sind, gehen die Meinungen auseinander, wie viele es sein sollen. Hier wäre ein vorsichtiger Ansatz angemessen: d.h. zunächst mit 10 GW Kraftwerksleistung bis 2030 planen, die auch die EU bereits gemeldet wurden, bevor über weitere Kapazitäten nachgedacht wird. Die Menge der benötigten Gaskraftwerken könnte geringer sein als von manchen gedacht: immer günstigere Großbatterien bieten auch erhebliche Potenziale für Netzstabilisierung ebenso wie eine Flexibilisierung von Biogasanlagen oder auch Flexibilitäten der Industrie. Diese Alternativen zum Gaskraftwerkszubau muss man „wollen“. Zu „viele“ Gaskraftwerke könnten große negative Auswirkungen haben.

Sind wir also gespannt auf den Rest des Septembers!

 

Über Jan Rispens

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Seit Gründung in 2011 ist Jan Rispens, als gelernter Elektrotechnik-Ingenieur, Geschäftsführer der EEHH Clusteragentur und seit 20 Jahren aktiv im Bereich nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz.

von Jan Rispens