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Editorial Oktober
Wo steht die Wasserstoffwirtschaft Ende 2025? Diese Frage drängt sich nach der sehr gut besuchten Messe „Hydrogen Technology World Expo“ (HTWE) in Hamburg geradezu auf. Nach der großen Euphorie der letzten Jahre wird immer klarer, dass es mehr Zeit bedarf als geplant, um grünen Wasserstoff für verschiedenste Anwendungsfällen in Schifffahrt, Chemie, Industrie oder für Backup-Gaskraftwerke einzusetzen.
Das war beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft zu erwarten, da es sich um einen globalen Aufbau einer Wertschöpfungskette handelt. In Innovationsprozessen ist die erste Umsetzungsphase häufig mühevoll. Bei der Offshore-Windenergie war, um das Jahr 2000 herum, die Erwartung groß, dass Nord- und Ostsee innerhalb von drei bis fünf Jahren großflächig mit Windparks gefüllt sein würde. Real dauerte es noch 10 bis 12 Jahre, da die Turbinen weiterentwickelt wurden sowie eine Einspeisevergütung eingeführt werden und auch die Netzanbindung vom Staat organisiert werden musste. Heute stehen etwa 30 Windparks mit beachtlichen 10 Gigawatt Leistung im deutschen Teil der Nord- und Ostsee.
Die Messe hat auch bewiesen, dass es erhebliche Fortschritte in der Technologie- und Projektentwicklung gibt. Auf unserem Hamburger Gemeinschaftsstand wurde sichtbar, dass zwei wichtige Kernprojekte des Hamburger Wasserstoff-Ökosystems voranschreiten. Für den Hamburg Green Hydrogen Hub Elektrolyseur wurden wenige Tage vor der Messe ein Großauftrag für Anlagenbau vergeben, nachdem im letzten Jahr bereits der Elektrolyseur bei Siemens bestellt worden war.
24 von 40 km des Hamburger Wasserstoff-Industrienetzes befinden sich bereits im Bau oder sind schon fertig gestellt. Die Anbindung des Hamburger Netzwerkes am deutschen Wasserstoff-Kernnetz (Hyperlink 1) schreitet auch voran. Während der Messe kündigten einige Hamburger Akteure neue Projekte an, um die Nutzung von flüssigem Wasserstoff zu untersuchen. Auch im Bereich Wasserstoffspeichermedien und Elektrolyseurmaterialien geschehen größere Sprünge, die Wasserstoff signifikant günstiger machen.
Insgesamt war die Stimmung auf der Messe erwartungsvoll und positiv: bedeutende Projekte gehen voran, die Technologieentwicklung nimmt Fahrt auf, und Investoren sind nach wie vor an der Projektentwicklung interessiert. Das Unterfangen bleibt ein Marathon und kein Sprint. Eine echte Alternative zur Dekarbonisierung durch Wasserstoff ist bislang nicht in Sicht - insofern lohnt sich der lange Atem!