Details

Editorial Oktober

Editorial Oktober
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher zu Gast am EEHH-Stand auf der WindEnergy HH 2022 (EEHH GmbH

Nach der WindEnergy-Messe 2022 sind die meisten Besucher*innen mit drei Eindrücken nach Hause gereist. Erster Eindruck: eine sehr gut besuchte Messe, die den Anspruch, globale Leitmesse zu sein, einlöste. Mit 30.000 Besucher*innen erreichten die Veranstalter das Vor-Pandemieniveau fast, obwohl weniger Besucher*innen aus Asien vor Ort sein konnten. Mit 1.400 Aussteller wurde das Niveau der WindEnergy 2018 deutlich überschritten. Die Messe Hamburg durfte also mehr als zufrieden sein.

Zweiter Eindruck: nach drei Pandemiejahren mit vielen digitalen Lückenfüllern war es wirklich sehr angenehm, viele Kundenkontakte wieder persönlich pflegen zu können – dieses Mal sogar fast vollständig ohne pandemische Begleiterscheinungen wie Masken. Nach drei Jahren wieder eine fast normale Messe zu erleben zu können, hat alle Messebesucher*innen sichtlich gefreut.

Dritter Eindruck: die deutsche und internationale Windbranche befindet sich zwischen Aufbruch und Frust. In vielen Ländern sind nach den Pariser Klimaschutzvereinbarungen und nach dem Ukrainekrieg sehr hohe Ausbauziele für Erneuerbaren Energien - darunter sehr prominent die Windenergie – verabschiedet worden. Gleichzeitig geht die Umsetzung in vielen Ländern, darunter maßgeblich auch Deutschland, nach wie vor nur schleppend voran. Bei uns sind alle Ausschreibungen für Windparks an Land nach wie vor deutlich unterzeichnet, da es nicht ausreichend genehmigte Windparks gibt, um sich an den Ausschreibungen zu beteiligen. Viele genehmigte Windparks werden vor Gericht beklagt, sodass sie sich nicht an den Ausschreibungen beteiligen. Nach einem erhaltenen Zuschlag müssen die Windparks innerhalb bestimmter Fristen gebaut werden - sonst drohen schmerzhafte Pönalen. Welche Firma geht dieses Risko ein, wenn Gerichtsverfahren laufen? Und dies alles bei erheblichen Herausforderungen in der Lieferkette und empfindlich ansteigenden Materialkosten.

Diese Gemengelage fordert beherztes Handeln: mehr Flächen für Windparks ausweisen; Genehmigungsbehörden besser ausstatten, sodass Genehmigungsverfahren schneller und innerhalb von festen Fristen umgesetzt werden können (und müssen); schnellere Gerichtsverfahren und eine dynamische Anpassung von bezuschlagten Vergütungen der Windparks mit steigenden Rohstoffpreisen. In der vom Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise muss „Renewables first!“ gelten; dafür müssen Bund und Länder jetzt gemeinsam alles geben!

Über Jan Rispens

Profilbild zu: Jan Rispens

Seit Gründung in 2011 ist Jan Rispens, als gelernter Elektrotechnik-Ingenieur, Geschäftsführer der EEHH Clusteragentur und seit 20 Jahren aktiv im Bereich nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz.

von