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Editorial Oktober
Kaum ist die Bundestagswahl vorbei, kommen von vielen Seiten Gutachten, Positionen und Forderungen auf den Markt – rechtzeitig für die anstehenden Koalitionsverhandlungen. Gleichzeitig wird eines sichtbar: Deutschland wird sein Ziel, die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken, - ohne Veränderungen in der Energiepolitik - nicht nur knapp, sondern mit geschätzten 31-32 Prozent sogar krachend verfehlen. Der bis 2020 zugesagte Anteil der erneuerbare Energien in der gesamten Energieversorgung – inklusive Mobilität und Wärmeversorgung – wird auch nicht annähernd erreicht.
Die neue Bundesregierung wird diese Ergebnisse voraussichtlich am Ende der vierjährigen Legislaturperiode in Brüssel vorstellen und verantworten müssen. Insofern ist davon auszugehen, dass schon während der Koalitionsverhandlung ordentlick „Druck“ auf dem Kessel sein wird. Welcher Umwelt- oder Energieminister möchte schon zum Ende seiner Amtszeit in Brüssel diese desaströse Nachricht überbringen?
Besonders interessant sind die Empfehlungen der dena. Vor wenigen Tagen lancierte die bundeseigene Agentur ihre „Leitstudie Integrierte Energiewende“, die für eine technologieoffenene und wettbewerbliche Energiewende eintritt. Statt auf eine Vollelektrifizierung zu setzen, regen die dena-Empfehlungen an, mehr gasförmige und flüssige Kraftstoffen mit erneuerbaren Energien zu produzieren. Durch einen breiteren Technologiemix sollen die vorhandene Infrastrukturen (auch für Erdgas) weiterhin effizient genutzt werden können. Somit entstünden Kostenvorteile.
Es geht in den Empfehlungen um eine sehr komplexe Systemtransformation, beispielsweise durch eine möglichst intelligente Benutzung vorhandener Energieinfrastrukturen. Für die EE-Branche ist eine Schlussfolgerung der dena-Studie besonders interessant: um die für die Energiewende notwendigen EE-Kapazitäten zu erreichen, müssen 8 GW pro Jahr an Erneuerbare Energien Leistung bis zum Jahr 2050 zugebaut werden. Mit den vorhandenen Deckelungen bei der Onshore-Wind, Offshore-Wind und Photovoltaik kann dies nie und nimmer erreicht werden. Danke an die dena, dass sie gemeinsam mit vielen Industriepartnern, diese Hinweise für die kommende Bundesregierung so klar und eindeutig aufbereitet hat.