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Editorial Mai

Editorial Mai
Ladestation für E-Autos am Rödingsmarkt (Hamburg Media Server)

In den letzten Wochen gab es einige bemerkenswerte Nachrichten. Eine alarmierende Nachricht  war, dass der Monat April 2016 alle Rekorde der bisherigen Temperaturaufzeichnungen weit übertroffen hat. Insofern rücken wir mit 1,1 Grad Temperaturanstieg im April diesen Jahres bedrohlich nah an die 1,5 Grad heran. Viele Wissenschaftler halten ab diesem Punkt erhebliche Klimaauswirkungen schon für unvermeidlich. 2 Grad Temperaturanstieg, auf die sich die Staatengemeinschaft in Paris geeinigt hat, erscheint auch bereits bedrohliche nahe. Eine erfreuliche Nachricht ist dagegen, dass Deutschland sich am 15. Mai nahezu vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen konnte, da extrem viel Solar- und Windenergie zur Verfügung stand.

Wenn wir uns vor diesem Hintergrund die derzeitigen EEG-Verhandlungen in Berlin anschauen, können wir nur staunen. Hier wird verhandelt, als ob der Klimawandel noch in weiter Ferne läge und als ob die erneuerbaren Energien nur ein Störfaktor wären, der die Energiemärkte aus dem Takt bringt und Kosten explodieren lässt. Natürlich sind die erneuerbaren Energien disruptiv und bringen alten Geschäftsmodellen durcheinander, aber es gibt keine Alternative zu ihrem weiteren ambitionierten Ausbau. Insofern ist die krampfhafte Deckelung des Ausbaus der erneuerbaren Energien auf 45% in 2025 kontraproduktiv. Sie nimmt den Schwung aus dem Ausbau, verunsichert Investoren in die Energiewende und bezieht die angemahnte Sektorenkopplung mit den Bereichen Mobilität und Gebäudeheizung nicht mit ein.

Auch wenn die fehlende Übertragungsnetzkapazitäten ein echtes Problem sind, da die erneuerbaren Energien derzeit runtergeregelt werden müssen, sollte dies eher ein Ansporn sein, die Netze zügiger auszubauen, als für das ganze kommende Jahrzehnt den Ausbau der Erneuerbaren auszubremsen. Schleswig-Holstein hat gerade mit der Westküstentrasse gezeigt, wie schnell eine Hochspannungsleitung genehmigt und geplant werden kann. Nicht zuletzt ist es wichtig für die Windenergie an Land, als Rückgrat der Energiewende, einen fairen Anteil am Ausbau der Erneuerbaren von 2.500 MW netto pro Jahr zu realisieren. Dabei entzieht die Androhung einer Absenkung der Vergütung für Windparks an Land um 7,5 % zum 1. Januar 2017 vielen Projektierern und Projekte die Grundlage.

Wir appellieren an alle Beteiligten im politischen Prozess, sich genau zu überlegen, was für eine langfristige Energiewende erforderlich ist. Die letzten Nachrichten der Klimaforschung lassen wenig Interpretationsspielraum zu!

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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