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Editorial Mai 2017

Editorial Mai 2017
Parlamentarischer Abend in Berlin zu Offshore Windenergie (OWIA)

Viel war in den letzten Wochen von den Ergebnissen der Ausschreibungsrunde für Offshore-Windenergie die Rede, die gezeigt hat, dass Investoren denken, in Zukunft gänzlich ohne Förderung auszukommen. Nachdem jahrelang über die zu teure Offshore-Windenergie diskutiert wurde, und dies letzten Endes auch eine erhebliche Reduzierung der Ausbauleistung für Offshore-Wind 2030 zur Folge hatte, behaupten einige jetzt, Offshore-Wind sei schneller wettbewerbsfähig geworden als Onshore-Wind. War die Deckelung des Offshore-Ausbaus vor einigen Jahren falsch, ist es jetzt genauso falsch, so zu tun, als ob Onshore-Wind ein Kostenproblem habe.

Das Entscheidende ist bei der Betrachtung zweierlei: wann werden die Windparks gebaut, und wie entwickelt sich der Strompreis bis dahin? Die Offshore-Windparks, die ohne EEG-Förderung auskommen wollen, werden 2024/25 am Netz gehen; das sind noch sieben bis acht Jahre. Die Onshore-Windparks, die in der aktuellen Onshore-Ausschreibung Zuschläge erhalten, werden schon in drei bis vier Jahren am Netz sein. Die Zuschläge für Onshore-Windparks, die die Bundesnetzagentur am 19. Mai bekannt gab, liegen etwas über 5,5 €Cent pro Kilowattstunde an einem normierten Referenzstandort. Dies bedeutet für gute Küstenstandorte, dass Betreiber dort real etwa 4,5 Cents/kWh erhalten werden. Wenn der durchschnittliche Strombörsenpreis 2021 in diesem Bereich höher als 4,5 Cent steigen sollte, wird die EEG-Umlage durch diese Onshore-Windparks kaum oder gar nicht mehr ansteigen. Damit wären sie wie die Offshore-Windparks quasi förderfrei, auch wenn sie kein „Null-Cent-Gebot“ abgegeben haben.

Die Lage der erneuerbaren Energien ist also spannend, aber bedarf auch immer einer gewissen Interpretation. Alle erneuerbaren Energien, die die größten Bestandteile der Energiewende ausmachen, sind an einem Punkt in ihrer Kostenentwicklung, an dem sie künftig kaum oder gar nicht mehr zu einem Anstieg der EEG-Umlage beitragen werden - auch die Photovoltaik. Es ist unsere Aufgabe als Branche, diese Zusammenhänge fair und nachvollziehbar darzustellen. Nur so können alle politischen Vertreter verstehen, dass die derzeitige EEG-Umlage vor Allem eine historische Kostenbelastung ist, die durch den weiteren Zubau der Erneuerbaren kaum noch steigen wird. Es gibt keinen Grund für eine weitere Zurückhaltung beim Ausbau der Erneuerbaren!

 

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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