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Editorial März

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Die aktuelle Situation der Corona-Krise bietet viele Gelegenheiten, um unser Verhalten als Gesellschaft zu betrachten und zu überdenken. Auffällig ist, dass Bund und Länder ihre Entscheidungen zur Verlangsamung der Verbreitung des Corona-Virus‘ mit Hilfe von flächendeckenden Kontaktverboten auf der Grundlage von Einschätzungen anerkannter Virologen gefällt haben. Es gibt zwar im Detail unterschiedliche Einschätzungen, aber der wissenschaftliche Konsens der Virologen ist deutlich: nämlich, dass die Gesellschaft ihre sozialen Kontakte massiv reduzieren muss, damit sich das Corona-Virus langsamer verbreitet. Die Politik beherzigt diese Ansicht. Daher bleiben viele Menschen zu Hause, und das ist auch richtig so.

Wenn die Rolle der Wissenschaft in diesem Eindämmungsprozess so wichtig ist, frage ich mich, warum im Bereich des Klimaschutzes nicht auf Forscher und Wissenschaftler gehört wird und man sich nicht auf notwendige Maßnahmen in der Energiepolitik einigen kann. Von entschlossenem Handeln sind wir in unserem Feld weit entfernt. Dabei ist der wissenschaftliche Konsens zur Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen mindestens genauso stark wie bei COVID-19 unter Virologen. Auch die Maßnahmen, die in der Umgestaltung der Energieversorgung notwendig sind, sind seit Jahren weitestgehend Konsens: eine konsequente und signifikante CO2-Bepreisung, ein massiver Ausbau der Erneuerbare Energien, und der Einsatz von grünem Strom für Wärmeversorgung, Mobilität und Industrieprozesse.

Warum hört unsere Politik im Klimaschutz nicht so konsequent auf die Wissenschaftler? Vielleicht, weil die Zeitachse sich in Jahrzehnten bemisst und nicht in Wochen wie beim Virus? Das würde bedeuten, dass manche hier Klimaschutz nach der Devise „nach mir die Sintflut“ betreiben wollen, der kurzfristige „Gewinn“ Priorität hat oder eben die Legislaturperiode der Horizont des politischen Handelns ist. Die Folgen eines ungebremsten Klimawandel sind langfristig aber ähnlich wie beim Corona-Virus: ganze Generationen und Regionen sind gefährdet, insbesondere die Ärmsten in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Ich hoffe, dass die Corona-Krise viele zumindest zum Nachdenken über den großen wissenschaftlichen Konsens zum Klimaschutz und zu gesellschaftlichen Prioritäten bringt. Wir sollten auch hier endlich mutig und entschlossen handeln, um eine Klimakrise zu vermeiden. Die schwere Weltwirtschaftskrise, die durch das Corona-Virus im Laufe des Jahres unweigerlich kommen wird, könnte man auch mit gezielten Investitionsprogrammen für eine andere bessere Energieversorgung überwinden. Lassen Sie uns hoffen, dass der Impuls von Fridays For Future vom letzten Jahr durch die Corona-Krise zu einem entschlossenen „Green Deal“ in der EU – und insbesondere auch in Deutschland – führen wird.

Im Namen des gesamten EEHH-Teams wünsche ich Ihnen, dass sich die Ausbreitung des Corona-Virus‘ verlangsamen wird, Sie gesund bleiben und ein wenig Umdenken in der Gesellschaft, auch im Klimaschutz, einsetzen wird.

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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