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Editorial März

Editorial März
Sonnenblumenfeld bei Gut Wulksfelde (www.mediaserver.hamburg.de / imagefoto.de)

Während im Stromsektor der Anteil Erneuerbare Energien in den letzten Jahren steil auf 33% gestiegen ist, wächst der Anteil in der Wärmeversorgung langsam und nimmt im Mobilitätsbereich sogar ab. Klar ist dabei, dass der Anteil Erneuerbare Energien in Mobilitäts- und Wärmesektor nur signifikant steigen wird, wenn es gelingt, größere Stromanteile hierhin zu „lenken“. Nur so wird aus der bisher erfolgreichen Stromwende auch eine erfolgreiche allgemeine Energiewende.

Daher wundert es nicht, dass die Sektorenkopplung als Verbindung von Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor, sowohl in Fachmedien als auch in der Tages- und Wochenpresse, eine große Aufmerksamkeit findet. Sektorenkopplung ist in aller Munde. Dies verwundert, da es heute in den allermeisten Fällen nicht möglich ist, Sektorenkopplungsprojekte wirtschaftlich um zu setzen. Der Strom ist bei vielen solchen angedachten Anwendungen viel zu stark mit Umlagen (KWK, EEG), Netzgebühren und Steuern belegt.

Es ist kaum vorstellbar, dass eine Kilowattstunde Strom, die mit der vollen EEG-Umlage von mehr als 6 Cents belegt wird, in der Wärmeversorgung eingesetzt wird, wenn zeitgleich eine Kilowattstunde Wärme aus Erdgas deutlich weniger als 5 Cents kostet. Die derzeitige Energiegesetzgebung ist basierend auf einer Kernstruktur aus Großkraftwerken und lässt auch nach allen Änderungen der Energiegesetze 2016 eine sinnvolle Sektorenkopplung nicht zu. Dies war das frustrierende Fazit eines EEHH-Workshops am 2. März in Hamburg.

Um trotzdem erste Erfahrungen mit Sektorenkopplung zu ermöglichen, soll Ende März 2017 für die fünf Schaufensterregionen Intelligente Energieversorgung eine Experimentierklausel in Kraft treten. Diese Klausel soll viele der Umlagen reduzieren oder streichen für diese richtungsweisenden SINTEG-Konsortien. Aber auch der Entwurf dieser Klausel greift zu kurz: die Belastung des Stroms mit der EEG-Umlage wird zwar reduziert – aber nicht genug, um den Strom wirtschaftlich für Wärmeerzeugung einzusetzen. Die teilnehmenden Industrieunternehmen bekommen ihre Mehrkosten, die aus der geänderten Nutzung des Stromnetzes resultieren, erst mit großem zeitlichen Verzug erstattet. So wird aus der Begeisterung für die Energiewende und die Sektorenkopplung leicht Frust. Es sind noch einige Tage bis Monatsende: vielleicht gelingt es doch, die Experimentierklausel für einen breiten Test der Sektorenkopplung zu verbessern!

 

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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