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Editorial März

Auch wenn eines der zwei Kesselhäuser der Explosion zunächst standhielt, zeigt der fortschreitende Rückbau des Kraftwerkes Moorburg, dass die Entwicklungen für die grüne Wasserstoffproduktion in Hamburg vorangehen. Die Sprengung der beiden Schornsteine im November 2024 war der Auftakt zur Räumung der Gebäudeteile, die für die künftige Wasserstoffproduktion nicht verwendet werden können. Teile der Anlage sollen weiterverwendet werden. Insbesondere das Umspannwerk ist das zentrale „Asset“, das dafür sorgt, dass ausreichend grüner Strom für den ersten Elektrolyseur und folgende Ausbaustufen am Standort bereitsteht.
Auch wenn die Wahrnehmung in Teilen der Öffentlichkeit und der Medien ist, dass die Dekarbonisierung der Industrie nicht richtig vorankomme in Deutschland, ist es tatsächlich so, dass der Hamburg Green Hydrogen Hub und der erste 100 MW-Elektrolyseur am Standort Moorburg aktuell mit Hochdruck gebaut werden. Im Hafen haben die Bauarbeiten für das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netzwerk bereits im letzten Jahr begonnen. Auch der erste Abnahmevertrag für Wasserstoff ist bereits abgeschlossen. In Hamburg wird nicht nur eine Raffinerie oder ein einzelner Großkunde versorgt, sondern im Hafen soll auf engem Raum ein diverses Wasserstoff-Ökosystem entstehen.
Im Kontext des neuen Sondervermögens für Infrastruktur wurde vereinbart, einen erheblichen Teil davon in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren. Die fortschreitenden Arbeiten im Hamburger Hafen am Wasserstoff-Ökosystem bieten eine gute Möglichkeit die für Deutschland so wichtige Industrie bei ihrer Dekarbonisierung zu unterstützen. Da der grüne, klimafreundliche Wasserstoff im jetzigen Stadium erheblich mehr kostet als fossile Energie, müssen die Unternehmen, die ihre Produktion auf Wasserstoff umstellen, effektiver als bisher bei ihrer Transformation unterstützt werden. Hier gilt es, pragmatischer zu werden: auch wenn die Dekarbonisierung nur Teile und nicht die komplette Produktion umfasst, sollten Unternehmen längerfristig unterstützt werden. Wenn für den Start der Hochlaufphase der industriellen Dekarbonisierung auch „blauer“ Wasserstoff (aus Erdgas produziert und mit CO2-Verpressunng) notwendig sein sollte, sollte dies unter klaren Bedingungen einer langfristig grünen Wasserstoffwirtschaft möglich sein. Investitionen in grünen Wasserstoff sollten in der Zwischenzeit nicht unwirtschaftlich werden. Weitere Industriekunden könnten ihrem positiven Beispiel folgen.
Die einzige Alternative zu dieser Transformation hin zu klimaneutralem Wasserstoff wäre, dass die Industrie vollständig auf die Einsammlung und Verpressung des CO2 in unterirdische Lagerstätten setzt: Carbon Capture and Storage - CCS. Hierfür wäre eine umfangreiche Pipeline-Infrastruktur mit viel zeitlichem Vorlauf notwendig. Die Kosten sind bisher nicht absehbar. Nicht zu vergessen: CO2 kann in der Regel nicht zu 100% eingesammelt werden; es bleiben relevante Restemissionen. Insofern sollten die Sprengungen in Moorburg durch die kommende Bundesregierung als Ansporn verstanden werden, die bereits angelaufene Entwicklung zu einer grünen Wasserstoffwirtschaft mit voller Kraft weiter zu unterstützen!