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Editorial Januar 2025

In wenigen Wochen findet die Bundestagswahl statt und wie üblich werden viele Versprechungen abgegeben – auch für die Energiepolitik. Manche Politiker*innen kündigen die Renaissance der Kernenergie in Deutschland an, andere eine Rückkehr zum günstigen russischen Erdgas Die nächsten sehen in Windenergie nur eine Übergangstechnologie, wollen die vermeintliche Freiheit im Heizungskeller wiederherstellen, ausschließlich den CO2-Zertifikatehandel über Investitionen der Privathaushalte entscheiden lassen. Einige wollen gar die „Windmühlen der Schande“ wieder abreißen und die Klimapolitik faktisch beenden.
Die nach der Wahl folgenden Koalitionsverhandlungen werden unvermeidlich zu einer Begegnung mit der volkswirtschaftlichen, betriebswirtschaftlichen und juristischen Realität bedeuten. Viele Versprechungen im Wahlkampf werden sich einfach als das entpuppen, was sie sind, nämlich Märchen. Andere hätten Schäden zur Folge, die keine vernünftige Gesellschaft auf sich nehmen wird. Wenn selbst der französische Rechnungshof dem französischen Staat empfiehlt, keine AKWs mehr neu zu bauen, da sie extrem teuer sind und sich nicht rechnen, sollte dies auch für uns in Deutschland eine Mahnung sein.
Über welche Pipelines soll russisches Erdgas nach Deutschland gelangen: etwa „Northstream 3“ durch die belebte Ostsee oder durch Pipelines ohne Transitvertrag durch die Ukraine? Und will man die armen Haushalte in Deutschland wirklich Gasheizungen im Keller installieren lassen, wenn das Erdgas durch CO2-Bepreisung oder - Zertifikatehandel ziemlich schnell sehr teuer wird?
Insofern gilt für alle Parteien, dass sie bitte bei allen Versprechungen auch bereits an den „Tag der Erkenntnis“ nach der Wahl denken sollten. Alles, was sich sofort oder später als Märchen erweisen wird, wird die Politikverdrossenheit nur noch weiter steigern. Alles, was sich als technisch, wirtschaftlich und juristisch halbwegs durchdacht erweisen wird, wird auch die demokratische Politik stärken. Die Partei, die eine wissenschaftlich fundierte Klimapolitik für überflüssig hält und von „Windmühlen der Schande“ spricht, ist völlig inakzeptabel: Die Geschichte sowie kommende Generationen werden über sie urteilen. Also: verfolgen Sie mit offenen Ohren und Augen den Wahlkampf und gehen Sie beherzt zur Wahlurne und denken dabei an eine zukunftsfähige Energieversorgung!