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Editorial Februar

Editorial Februar
Windanlagen bei Grabau/Stormarn (Hamburg Media Server)

Die Bundestagswahl naht, und das energiepolitische Umfeld zeigt sich aktuell sehr divers. So war das Jahr 2016 für Onshore ein Jahr mit sehr guten Installationszahlen von netto 4.259 MW. Für 2017 sind sogar 6.100 MW dem bundesweiten Anlagenregister gemeldet worden. Das heißt, sie können noch nach dem „alten“ EEG mit fixen Vergütungen realisiert werden, wenn sie bis Ende 2017 am Netz sind. Es wird ein Rekordjahr für Windenergie an Land in 2017.

Bei der Photovoltaik werden erste Projekte in Deutschland mit extrem günstigen Erzeugungskosten von 6 €Cents/kWh realisiert. Gleichzeitig betrug 2016 die PV-Ausbaumenge nur 1.520 MW, etwas mehr als die Hälfte der Zielvorstellung der Bundesregierung für 2016. Bei Offshore-Windparks wurden 2016 818 MW realisiert. Bis 2020 wird die Branche 7.700 MW im Meer installiert. Außerdem macht sie extreme Kostenfortschritte. Direkt nach 2020 wird die Ausbaumenge für Offshore-Wind stark reduziert. Der Ausbau von Biogasanlagen war auch 2016 quasi nicht existent. Gleichzeitig sind die Strompreise an der Strombörse etwas gestiegen, aber bewegen sich immer noch bei etwas über 3 €Cents pro kWh. Viele moderne, flexible und verhältnisweise CO2-arme konventionelle Kraftwerke können nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Ein heterogenes Bild: Im Bundestagswahlkampf gab es trotzdem bereits erste Stimmen, die fordern, innerhalb der nächsten Legislaturperiode die Förderung der Erneuerbare Energien mit dem EEG ganz zu beenden. Diese Stimmen werden bis September nur lauter werden, wenn 2017 die Installation von Onshore-Parks einen neuen Rekordwert erreichen sollte. Trotzdem ist diese Forderung falsch, da ab 2018 die Förderung aller Erneuerbare Energien bereits auf Ausschreibungen umgestellt worden ist.

Ein Rekordjahr 2017 ist eben nur eine Folge dieser Umstellung. Aber was passiert mit dem Ausbau der Windenergie an Land, wenn ab 2020 die Windparks aus der EEG-Förderung fallen, die ab 2000 gebaut wurden? Das sind etwa 2.000 MW pro Jahr. Es besteht ein erhebliches Risiko, dass der Wegfall alter Windparkleistung durch neue Windparks netto kaum ausgeglichen werden kann. Das könnte für Onshore-Wind eine Stagnation bedeuten.

Nachdem uns der Monat Januar gezeigt hat, dass längere Perioden mit wenig Wind- und Sonnenenergie zwar statistisch nicht häufig sind, aber trotzdem vorkommen, stellt sich mit Nachdruck die Frage, wie der konventionelle Kraftwerkspark auf Dauer modernisiert und refinanziert werden kann, um auch bei „Dunkelflauten“ Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Erneuerbare Energien und die gesamte Energiewirtschaft müssen sich künftig noch vielen großen energiepolitischen Baustellen widmen.

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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