Details

Editorial August

Editorial August
Der Netzausbau ist der Dreh- und Angelpunkt der deutschen Energiewende (EEHH/Wolfgang Huppertz)

Wenn über die Energiewende in Deutschland gesprochen wird, ist auch häufig die Rede von Deutschland als „Kupferplatte“. Zumindest die Elektrotechniker wissen, was dann damit gemeint ist: die „Kupferplatte“ ist das Synonym für Deutschland mit einem idealen Stromnetz, bei dem vielfach Kupferkabel eingesetzt werden. Ein ideales Stromnetz also, mit dem es problemlos möglich ist, auch größte Strommengen aus Norddeutschland nach Süden oder von Ost nach West zu schicken – oder umgekehrt. In einem europäischen Kontext geht es häufig auch um grenzüberschreitende Energietransport – von Skandinavien bis Spanien kann Strom nach oder über Deutschland geliefert werden.

Tatsächlich gibt es diese ideale Kupferplatte heute noch nicht. Ihr entgegenstehen Kosten, Raumordnung, aber auch schlicht die Bevölkerung, die nicht überall mit neuen Hochspannungsleitungen konfrontiert werden will. Der klassische Spagat, den die Bundes- und Landespolitik bewältigen muss. Wir brauchen ein leistungsfähiges Energienetz, das die Herausforderungen des künftigen Klimaschutzes und der erforderlichen Umbaus der Energiewirtschaft intelligent bewältigen kann. Deshalb war es ein wichtiger Schritt, dass die Politik vor fünf Jahren beschloss, für den Umbau der Energielandschaft und den Ausbau der Erneuerbare Energien einen Netzentwicklungsplan fest zu legen.

Mit der EEG-Novelle vom Juli gab die Politik diese stringente Systematik nur wenige Jahre nach ihrer Einführung im Grunde wieder auf. Aufgrund aktueller und drohender Netzengpässe beschloss sie, den Ausbau der Onshore- und Offshore-Windenergie in Norddeutschland zu drosseln. Keineswegs soll verheimlicht werden, dass es heute Netzengpässe gibt. Aber mit einem klugen Echtzeit-Monitoring zur besseren Auslastung der Netze, einer intelligenten Engpassbewirtschaftung und einem zielstrebigen Netzausbau können die Energieverluste effektiv und verträglich minimiert werden.

Die künftigen Netzengpässe werden aber vor Allem durch politische Beschlüsse zur Erdverkabelung verursacht- Jetzt wurde im EEG eine vorübergehende Engpasssituation überbewertet und zum Maß der Dinge gemacht. Da die (erneuerbare) Energiewirtschaft in langen Investitionszyklen denken muss, ist unklar, wie sich die faktische Aufgabe einer stringenten Netzausbauplanung gemäß der Devise „Netz läuft vor auf künftiger Erzeugungsausbau“ auswirken wird. Wenn die Energiewende im Stromsektor weiter erfolgreich sein soll, ist ein verbindlicher Ausbau der Infrastruktur das A und O!

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von