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Editorial August

Editorial August
Christian Hinkelmann / Hamburg Mediaserver

Ganz Deutschland kommt langsam aber sicher aus der Sommerpause und staunt über eine bemerkenswerte Hitzewelle und Trockenheit. Auch wenn Wetter und Klima separat betrachtet werden müssen, kann niemand das Temperatursignal, das wir seit den 1990er Jahren in der Klimaforschung mit immer neuen Rekordjahren objektiv wahrnehmen, ignorieren. Die Schönwetterphase hat uns durch die Debatte über die Wassertemperaturen der Flüsse und die damit einhergehende Drosselung von Kernkraftwerken und thermischen Kraftwerken sowie der Industrie vor Augen geführt, dass wir die Debatte über die „Versorgungssicherheit“ der erneuerbaren Energien anders führen müssen.

In diesem Sommer wurde auch eine Reihe von positiven Entwicklungen für die Energiewende sichtbar. So haben sich die Preise für CO2-Emissionszertifikate seit Anfang des Jahres überraschend schnell und stark auf mehr als 17 Euro pro Tonnen verdoppelt. Damit werden die „wahren“ Kosten der Energieerzeugung immer sichtbarer: die Preise an den Strommärkten steigen synchron mit den CO2-Zertifikaten. In den letzten Tagen erhielten wir außerdem Prognosen für die EEG-Umlage 2019, die voraussichtlich stabil bleiben wird. Obwohl wir immer mehr erneuerbare Energien am Netz haben, steigern sich die Kosten nicht mehr. Die vier Übertragungsnetzbetreiber meldeten, dass sich die Redispatch-Eingriffe bei Netzüberlastungen im ersten Halbjahr 2018 um fast die Hälfte reduziert haben. Der Netzausbau fängt langsam an, seine Wirkung zu entfalten.

Im Bereich der Energieversorgung gibt es also durchaus positive Entwicklungen. Ein guter Grund, weiterhin mit Engagement den Umbau der Energieversorgung in Deutschland anzugehen und den Anteil der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Dies wurde auch in der Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung mit Sonderausschreibungen für Windenergie und Photovoltaik angekündigt. Die Windbranche braucht diese Impulse dringend, da uns ab 2019 aufgrund von handwerklichen Fehlern des Gesetzgebers bei der Umstellung auf Ausschreibungen harte Zeiten erwarten.

Unternehmen bauen aktuell in erheblichem Umfang Stellen ab. Trotz besagter Koalitionsvereinbarung herrscht aber in Berlin energiepolitischer Stillstand. Es ist höchste Zeit zu handeln – um eingegangene Klimaschutzverpflichtungen einzuhalten und auch, um die aufgebaute industrielle Substanz im Bereich Windenergie nicht zu verspielen. Oder wollen unsere Energiepolitiker drei Jahrzehnte hiesiger Technologie- und Industrieführerschaft leichtfertig aufgeben, um in drei Jahren unsere Windanlagen in Asien zu bestellen?

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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