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Der Winter kann kommen: Unternehmen in der Metropolregion Hamburg bringen klimafreundliche Wärmeprojekte ans Netz

Der Winter kann kommen:
Vor der Karoline: Bernd Gross, Vattenfall; Pieter Vasmuth, Vattenfall; Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und Prof. Dr. Werner Beba, HAW Hamburg (Vattenfall GmbH)

Die Metropolregion Hamburg nimmt eine führende Rolle in der Wärmewende ein, wie zahlreiche Projekte des Expertennetzwerks „Erneuerbare Energien Cluster Hamburg“ demonstrieren. Grundvoraussetzung dabei: die Kopplung unterschiedlicher Energiesektoren für ein Energiesystem der Zukunft. Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung besagt, dass der Gebäudesektor im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen darf. Entscheidende Faktoren, um dieses Klimaschutzziel zu erreichen, sind neben der Gebäudesanierung eine hohe Energieeffizienz und CO2-arme Wärmenetze.

Die Wärmeversorgung bietet noch viel Potential zur Einsparung von CO2

Rechtzeitig zu Beginn der Heizperiode wird die östliche Hafencity mit CO2-freier Industriewärme, die aus der Kupferhütte von Aurubis stammt, versorgt. Dafür koppelt das Multi-Metall-Unternehmen Wärme aus, die in einem Nebenprozess der Kupferraffination entsteht. Sie wird über eine 3,7 km lange Wärmetrasse in die östliche HafenCity geliefert. Durch prozesstechnische Änderungen sowie den Umbau der Anlagen wird es möglich, in einem ersten Schritt 160 Gigawattstunden auszukoppeln. Hiervon übernimmt  der Energieversorger und EEHH-Clustermitglied enercity rund drei Viertel, um damit den neune Stadtteil zu versorgen. Die restliche Wärme verwendet Aurubis für interne Zwecke. Bis zu 20.000 Tonnen CO2 können so jedes Jahr eingespart werden. Technisch wäre es sogar möglich, die dreifache Wärmemenge auszukoppeln, allerdings fehlen hierfür noch die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.

Das dänische Technikunternehmen Danfoss, ebenfalls Mitglied im Erneuerbare Energien Hamburg Cluster, unterstützt Europas größtes Stadtentwicklungsprojekt mit innovativen Energiekonzepten, indem es Fernwärmeversorgung mit weiteren Technologien wie Solarthermie und Brennstoffzellen kombiniert. Neue Maßstäbe setzt die Hamburger Elbphilharmonie nicht nur durch ihre ausgezeichnete Akustik, sondern auch durch ein herausragendes Energiemanagement. Dank modernster Komponenten und Systeme für die Trinkwassererwärmung und Fernwärme erreicht sie eine maximale Energieeffizienz und trägt dazu bei, dass Hamburg sein Ziel aus dem Jahr 2015, den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoss bis 2030 gegenüber dem Jahr 1990 zu halbieren, erreichen kann. 

Sektorenkopplung ist der Motor der Wärmewende

Weiter nördlich, mitten im Karolinenviertel, hat gestern eine der größten Power-to-Heat-Anlagen Deutschlands den Betrieb aufgenommen. Der Elektroheizkessel „Karoline“ zeigt anschaulich, welches Potential in der Sektorenkopplung steckt: Windstrom kann in Wärme zum Heizen umgewandelt und in das Fernwärmenetz eingespeist werden. Die zweite Aufgabe des Elektrokessels, der von dem EEHH-Clustermitglied Vattenfall betrieben wird, liegt in der Absicherung der Wärmeversorgung bei besonders kaltem Wetter oder beim Ausfall anderer Wärmeversorgungsanlagen. Die Anlage verfügt über eine Leistung von etwa 45 Megawatt und kann damit 13.500 Wohnungen mit umweltfreundlicher Wärme versorgen.

Jan Rispens, Geschäftsführer der Erneuerbaren Energien Hamburg Clusteragentur: „Dank der vielseitigen Pionierarbeit im Bereich Sektorenkopplung nimmt Hamburg in der Wärmewende eine Vorreiterrolle ein. Aber es ist entscheidend, dass die technischen, ökonomischen und regulatorischen Rahmenbedingen jetzt so gestaltet werden, dass Erfolge nicht nur in einzelnen Pilotprojekten erzielt werden können, sondern in einem breiten Markteinsatz. Wir beobachten aber noch nicht die gleiche Dynamik wie im Stromsektor, obwohl das Potential zur Energieeinsparung durch eine zukunftsweisende, effiziente und nachhaltige Wärmeversorgung enorm ist.“

Der Anteil der Erneuerbaren Energien im Bereich der Wärmeversorgung liegt aktuell bei etwa 13 % und steigt nur langsam. Im Stromsektor stieg dagegen der Anteil Erneuerbarer Energien von rund sechs im Jahr 2000 auf rund 36 Prozent im Jahr 2017. Bis zum Jahr 2030 sollen laut Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung 65 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien stammen. Teile dieser Stromerzeugung sollen für die Sektorenkopplung in den Bereichen Wärmeversorgung und Mobilität eingesetzt werden.

Über das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

Rund 190 Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche arbeiten im Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg am Erfolg der Energiewende. Dazu gehören beispielsweise Hersteller, Projektentwickler, Finanzierer und Forschungseinrichtungen aus der Metropolregion Hamburg. Zu den Großprojekten, an denen des EEHH-Cluster beteiligt ist, gehören: „Norddeutsche EnergieWende 4.0 (NEW 4.0)“, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sowie die EU-Projekte Green Power Electronics und Northern Connections.
https://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von Astrid Dose