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Das zweite Seebeben Die erste Offshore-Ausschreibungsrunde

Das zweite Seebeben
Prominent besetzter parlamentarischer Abend in Berlin (OWIA)

Die Energiewende begann nicht erst mit dem Seebeben vor Japans Küste im März 2011, aber die folgende Reaktorkatastrophe von Fukushima machte sie unumkehrbar. Die Erfolgsgeschichte der Offshore-Windenergie begann auch nicht erst mit der Veröffentlichung der ersten Ausschreibungsergebnisse am Gründonnerstag 2017, aber die 0-Cent-Ergebnisse sind nicht weniger als das zweite Seebeben, das Ausrufezeichen, das über den letzten Zweifel erhaben ist: Offshore-Windenergie ist wettbewerbsfähig. Selbst mit konventionellen Energien. Selbst in einem brennstoffbasierten Strommarkt, der nicht für die Erneuerbaren Energien geschaffen wurde. Das Stauchungsmodell hat sich bewährt: Mit der hohen Anfangsförderung für die neue Technologie konnten wir nach einer steilen Auffahrt den Kostenberg früher und rasanter hinabfahren. „0“ ist dabei aber kein Indikator für die realen Kosten, sondern nur für den Subventionsbedarf.

Dennoch: Die Euphorie in der Branche ist groß und die Herausforderungen sicherlich weiterhin auch, doch man gießt nicht zuviel Wasser in den Wein, wenn man die Situation nüchtern betrachtet: Die 0-Cent-Ergebnisse sind die Folge einer ganzen Reihe von besonderen Faktoren für die erfolgreichen Bieter DONG und EnBW. Besonders die Finanzierungskosten sind günstiger denn je, da heute das Risiko einschätzbar geworden ist und die Zinsen extrem niedrig sind. Auch handelt es sich um Projekte in der Nähe anderer Projekte oder schlicht um Erweiterungen. Solche 0-Cent-Gebote lassen auch annehmen, dass die Betreiber ausschließlich mit kommerziellen Strompreisen auf dem Energiemarkt auskommen wollen. Man darf nicht vergessen, dass die jetzt bezuschlagten Projekte erst 2024 und 2025 in Betrieb gehen. Die Kostensenkung ist also perspektivisch noch nicht gleichzusetzen mit den Projekten, die in den letzten Jahren realisiert wurden oder in Kürze werden. Die technologische Entwicklung ist in diesen, dann subventionsfreien Projekten vorweggenommen und muss selbstverständlich auch realisiert werden.

Interessant wird vor allem die zweite Runde im April 2018: In der Ostsee gab es bislang keine Zuschläge. Durch die Ostseequote sind 2018 höhere Ergebnisse zu erwarten, da die 500MW auf jeden Fall bevorzugt gefüllt werden oder leer bleiben. Auch lassen sich die beschriebenen Sonderfaktoren nicht beliebig reproduzieren. Es ist also nicht zwingend davon auszugehen, dass 2018 mehr „0 Cent“-Ergebnisse kommen. Auszuschließen ist es aber auch nicht, und grundsätzlich zeigt die Preiskurve in jedem Fall nach unten.

Die Ergebnisse sind also nicht das Ende der EEG-Förderung, aber zumindest markiert das zweite Seebeben den Anfang vom Ende. Folgerichtig muss der Deckel auf mindestens 20 GW bis 2030 und mindestens 30 GW bis 2035 angehoben werden, um die Chancen und günstigen Kosten der Offshore-Windenergie zu nutzen. Um das zu ermöglichen, müssen Bundesregierung und BNetzA alles daran setzen, die Verzögerungen im Zeitplan des Netzausbaus (Startnetz) aufzuholen und darüber hinaus Maßnahmen zur schnelleren Netzanpassung konsequent umzusetzen.

Parlamentarischer Abend in Berlin

Wettbewerbsfähig, leistungsstark – die Offshore Industrie braucht den Vergleich mit anderen Branchen nicht mehr zu scheuen. Eindrucksvoll wiesen auf einem gemeinsamen parlamentarischen Abend der OWIA, der Stiftung Offshore Wind und der Arbeitsgemeinschaft Offshore Windenergie (AGOW) die Redner auf die Erfolge der Industrie in den letzten zehn Jahren hin uns befürworteten eine Anhebung des „Deckels“. Zählte die Branche 2010 noch 4.000 Beschäftigte, sind es mittlerweile mehr als 20.000 deutschlandweit. Davon profitieren allen Bundesländern – in Küstennähe und im Binnenland.

Als Redner in der EnBW-Repräsentanz traten auf: Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium; Dirk Güsewell, Leiter Geschäftsfeld Erzeugung Portfolioentwicklung EnBW AG; Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr; Volker Malmen, CEO DONG Energy Germany, und Dr. Markus Tacke, CEO Siemens Gamesa Renewable Energy und VDMA, Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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