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"BSH pflegt intensiven Austausch mit Behörden der Nachbarländer" Interview mit Dr. Nico Nolte, BSH

RWE Renewables

EEHH: Herr Dr. Nolte, die Zukunft der Erneuerbare-Energien-Branche ruht sehr stark auf dem Bereich der Wasserstoffproduktion. Auch Offshore-Parks sollen für Wasserstoffproduktion genutzt werden. Wie stellen sich aktuell die Rahmenbedingungen dafür dar und wie zukünftig?

Dr. Nico Nolte: "Der Flächenentwicklungsplan (FEP), der fachplanerische Festlegungen für den geordneten Ausbau der Windenergie auf See und deren Anbindungsleitungen trifft, kann auch sog. sonstige Energiegewinnungsbereiche für insgesamt 25 bis 70 Quadratkilometer festlegen. Im Rahmen der Konsultationen des FEP wurde für diese Bereiche insbesondere Interesse an der Erzeugung von Wasserstoff genannt. Ziel der sonstigen Energiegewinnungsbereiche ist es, zunächst die praktische Erprobung und Umsetzung von solchen innovativen Konzepten räumlich geordnet und flächensparsam zu ermöglichen. Erstmalig legt der FEP 2020 zwei sonstige Energiegewinnungsbereiche mit etwa 27,5 km² und 7,6 km² in der deutschen AWZ der Nord- bzw. Ostsee fest.

Das BSH wird für die im FEP festgelegten sonstigen Energiegewinnungsbereiche in der AWZ nach den Vorgaben einer noch zu erlassenden Rechtsverordnung eine Ausschreibung nach objektiven, diskriminierungsfreien und effizienten Kriterien durchführen. Der Sieger einer solchen Ausschreibung darf anschließend das Zulassungsverfahren beim BSH führen."

EEHH: Wie viel räumliches Potenzial bieten die deutsche Nord- und Ostsee noch für weitere Offshore-Windparks?

Dr. Nico Nolte: "Das BMI plant, einen aktualisierten Raumordnungsplan für die AWZ noch dieses Jahr zu verabschieden. Das BSH hat die vorbereitenden Verfahrensschritte durchgeführt. Der aktuelle Entwurf des Raumordnungsplans sieht mit ca. 4.600 qkm genügend Raum für eine installierte Kapazität von ca. 40 GW in Nord und Ostsee vor. Das entspricht etwa 14 % der gesamten Fläche der AWZ. Weitere Flächenreserven bestehen derzeit angesichts der zu berücksichtigen Rechte anderer Nutzer und der Vorgaben unter Naturschutzgesichtspunkten eher nicht."

EEHH: Was versteht man unter der von der EU-Kommission entwickelten Konzeption der Co-Nutzung von Flächen?

Dr. Nico Nolte: "Die Mehrfachnutzung ist auf dem Meer aufgrund seiner Besonderheiten schon lange Praxis. So gibt es Bereiche, in denen Kies abgebaut wird, gefischt wird, Schiffe fahren und im Luftraum die Bundeswehr übt. Windenergieanlagen auf See beanspruchen jedoch anders als andere Nutzungen dauerhaft den Raum. Hier versuchen wir, weitere Nutzungen zu ermöglichen, ohne den sicheren Betrieb der Anlagen zu beeinträchtigen. So sind etwa im Entwurf des Raumordnungsplans bestimmte Arten der Fischerei, wie etwa Korbfischerei, als Möglichkeit genannt."

EEHH: Wie intensiv tauschen Sie sich mit den zuständigen Behörden der angrenzenden Nordsee-Länder aus?

Dr. Nico Nolte: "Das BSH pflegt auf formeller und informeller Ebene einen stetigen und intensiven Austausch mit den Behörden der Nachbarländer. So finden bei allen Instrumenten und Verfahren des BSH (Maritime Raumplanung, Flächenentwicklungsplanung, Flächenvoruntersuchungen und Zulassungsverfahren) umfassende internationale Beteiligungen nach zum Beispiel den Bestimmungen des Espoo-Übereinkommens statt. Dabei geht es neben der Abstimmung von möglichst kohärenten Planungen um mögliche grenzüberschreitende Umweltauswirkungen. Grenzüberschreitende Beteiligungen finden vor allem zu Planungen und Verfahren statt, die in räumlicher Nähe zu der Grenze der AWZ und den Anrainerstaaten liegen.

Es bestehen eine Reihe internationaler Arbeitsgruppen, wie etwa in der Ostsee die HELCOM-VASAB-Arbeitsgruppe zur maritimen Raumplanung oder die Nordsee-Energiekooperation und informelle Gruppen zum Austausch über allgemeine Raumordnungsfragen oder Fragen zur Schifffahrt. Darüber hinaus engagiert sich das BSH seit einem Jahrzehnt in verschiedenen EU- und Interreg-Projekten (zuletzt z.B. NorthSEE, PanBalticScope).

Auf der Umweltseite ist das BSH in den Fachgremien der regionalen Meeresschutzübereinkommen für die Nordsee (OSPAR) und der Ostsee (HELCOM) vertreten, in denen Auswirkungen von menschlichen Eingriffen in die Meeresumwelt (u. a. auch durch Offshore-Windenergie) behandelt werden. Zusätzlich ist das BSH in Fachgremien der EU Kommission zur Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie aktiv."

Bitte melden Sie sich gern an unter: HOW2021

Dr. Nico Nolte

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Dr. Nico Nolte tritt als Diskutant bei der digitalen Hamburg Offshore Wind Conference "New Momentum for German Offshore Wind" von DNV und EEHH am 7. April 2021 auf.

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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