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Umfrage zu Wünschen der Hamburger Unternehmen zur neuen Energiepolitik

Hamburg, den 15.05.2025
Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) hat im April 2025 aus Anlass der Bundestags- und der Hamburgischen Bürgerschaftswahl 2025 die Mitgliedsunternehmen ihres Fördervereins EEHH e. V. zu ihren aktuellen Einschätzungen und Wünschen zur künftigen Energiepolitik befragt. Dabei wurde sowohl nach konkreten Überarbeitungswünschen für Regulatorik, Marktmechanismen als auch nach politischen Zielen wie Ausbauplänen der Netze und Erneuerbarer Energien gefragt. Teilweise mussten die Befragten priorisieren, teilweise waren Mehrfachnennungen möglich. Im folgenden Text finden Sie eine Quintessenz der Ergebnisse. Der erste Teil bezieht sich auf die Wünsche an die neue Bundesregierung, der zweite auf die an den neuen Hamburger Senat.
Flexibilität im System und klare Rahmenbedingungen besonders wichtig für Energieunternehmen
Gefragt nach dem wichtigsten Thema, das die neue Bundesregierung im Bereich der Energiepolitik nach der Bundestagswahl 2025 angehen sollte, nannten die Befragten am häufigsten die Themenkomplexe Wärmewende und Wasserstoff. Die wichtigsten Anforderungen, welche die Bundesregierung im Feld der Energiepolitik nach der Bundestagswahl 2025 erfüllen sollte, sollten die Befragten aus sechs Themenkomplexen priorisieren. Hierbei fiel die besonders klare Priorisierung (65 Prozent Nennung an 1. oder 2. Stelle) von verbindlichen Ausbauplänen für unternehmerische Planungssicherheit gefolgt von klaren Rahmenbedingungen für alle flexiblen Energieverbraucher (50 Prozent Nennung an 1. oder 2. Stelle) auf.
Auf die Frage, wie Verfahren angepasst werden müssten, damit Erneuerbare-Energien-Projekte schneller realisiert werden können, antwortete eine eindeutige Mehrheit (rund 95 Prozent), dass Antrags- und Genehmigungsverfahren vereinfacht und konsequent digitalisiert werden sollten.
Jeweils etwas über die Hälfte der Befragten (58 Prozent) priorisierten die Beschleunigung von neuer Regulatorik für Verfahren, Technologien und deren Einsatz und Rechtssicherheit sowie Entlastung bei Steuern und Abgaben für Erneuerbare-Energien-Projekte bei der Frage, wo sie im Bereich der Regulatorik für Erneuerbare Energien am dringendsten Verbesserungspotenzial sehen.
Zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) befürworten Netzentgelt-Entlastungen für netzdienliche Anlagen (bspw. Elektrolyseure, Batteriespeicher). Über die Hälfte (rund 55 Prozent) wünscht sich zudem, dass das EEG durch eine konsequentere CO2-Bepreisung und Abbau von anderen Kostenbelastungen vom Strom mittelfristig überflüssig wird.
48 Prozent der Befragten stimmen zu, dass der geplante CO2-Preis schrittweise, aber vor allem langfristig planbar, signifikant erhöht werden müsse. Hierzu müsse die Zertifikatmenge begrenzt bleiben und auch zügig jährlich verringert werden. Der favorisierte Hebel ist also ein Zertifikate-Handel für alle Abnahmebereiche und nicht eine höhere Besteuerung.
Zur Frage, wie der Dezentralität des Energiemarktes stärker Rechnung getragen werden könne, sehen Dreiviertel der Befragten (76 Prozent) die Lösung darin, dass Smart-Meter zügig flächendeckend eingeführt werden sollten, um dynamische Stromtarife praktikabel zu machen. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) vertreten die Ansicht, dass Energy-Sharing in Quartieren oder Gewerbeparks stark vereinfacht und unterstützt werden solle (wie es auch in der Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung steht).
In Bezug auf die Wärmewende zeigt sich ein ausgeglichenes Bild: jeweils die Hälfte der Befragten stimmt den Bedarfen nach stärkerer Förderung von technischen Innovationen, mehr Sanierungsanreizen für Immobilien-Eigentümer und der Förderung klimafreundlicher Heizsysteme in Quartieren zu.
Antworten zur Hamburg-Wahl
Gefragt, für welche energiepolitischen Themen sich die Freie und Hansestadt Hamburg auf Bundesebene mit Priorität engagieren solle, wünschen sich über 60 Prozent der EEHH-Mitglieder einen Einsatz Hamburgs für die Flexibilisierung des Strommarktes und eine Reform der Netzentgelte. Auch den Wasserstoffmarkthochlauf (58 Prozent), den Ausbau der Windenergie (On- & Offshore) (46 Prozent) und den Einsatz klimaneutraler Heizsysteme im städtischen Umfeld (48 Prozent) sähe etwa jeder zweite gerne auf Hamburgs Agenda beim Bund.
Jeweils über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) ist sich einig, welche energiepolitischen Themen vom neuen Senat für Hamburg mit Priorität bearbeitet werden sollten: die Etablierung Hamburgs als Norddeutscher Wasserstoff-Hub, der Ausbau der städtischen Solarenergie und die Dekarbonisierung im Wärmesektor haben Vorrang.
Jan Rispens, Geschäftsführer, Erneuerbare Energien Hamburg: „Die Mitglieder unseres Fördervereins EEHH e.V. setzen im Bund eindeutig auf erheblich mehr Marktwirkung und Flexibilität im Energiesystem. So soll der CO2-Handel systematisch ausgebaut werden, statt einer Besteuerung wie heute. Netzdienliche Energieverbraucher oder -Speicher sollen durch passenden Marktmechanismen aktiviert werden. Und auch für Hamburg als Stadt sind die Wünsche mit Wasserstoffwirtschaft, Solarenergie und klimafreundlicher Wärmeversorgung klar. Insofern sind die Wünsche auf Bundes- wie Landesebene sehr eindeutig und wir sind gespannt auf die Entwicklungen in den gerade angefangenen Legislaturen“.
Über EEHH:
Das Erneuerbare Energien Hamburg Cluster (EEHH) ist ein Branchennetzwerk aus über 290 Unternehmen, Hochschulen und Institutionen der Erneuerbare-Energien-Branche sowie der Wasserstoffwirtschaft in der Metropolregion Hamburg. Das Cluster bietet Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eine gemeinsame Plattform. Zu seinen Mitgliedsunternehmen zählen Anlagenhersteller, Projektentwickler, Energieversorger, Netzbetreiber, Forschungseinrichtungen, Logistiker, Finanzdienstleiter sowie Rechtsanwaltskanzleien. Inhaltliche Themenbereiche der Clusterarbeit sind On- und Offshore-Wind, Solar, Erneuerbare Wärme, Sektorenkopplung und grüner Wasserstoff. EEHH unterstützt die Projekte und vertritt die Belange seiner Mitglieder sowohl national als auch international.