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6. Sitzung im Forum Wind


Am 16. Juli 2025 führte das Cluster Erneuerbare Energien, in den Räumlichkeiten der GLS-Bank in Hamburg, gemeinsam mit dem Global Wind Energy Council, der Stiftung Offshore-Windenergie und Luxcara eine Sitzung der Foren Wind und Internationales zum Thema: „Blick auf die globale Windmarktentwicklung und was bedeutet das für die deutsche Windbranche?“ durch. Nach der Begrüßung durch das Cluster und Prof. Peter Dalhoff von der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) begann Feng Zhao (GWEC) mit dem ersten Vortrag, zu den aktuellen Entwicklungen auf den weltweiten Windmärkten.
Kontinuierliches Marktwachstum und starke Abhängigkeit von chinesischen Zulieferern
Feng Zhao gab einen umfassenden Überblick aus den aktuellen GWEC-Studien zu den Installationszahlen On- und Offshore weltweit sowie in einzelnen Regionen und Märkten. Dabei wurde deutlich, dass im Bereich Onshore im Jahr 2024 zwar mit Abstand die meisten Windenergieanlagen in China (77 GW) installiert wurden. Bei den Marktanteilen der Anlagenhersteller in ausländischen Märkten, jedoch noch immer europäische Hersteller die größten Marktanteile besitzen. Feng Zhao zeigte in seinem Vortrag, dass GWEC bis 2030 ein kontinuierliches Wachstum bei den jährlichen Installationen mit einem CAGR von 8,8 Prozent erwartet (On – und Offshore). Mit Blick auf den Offshore-Bereich hat GWEC den Marktausblick aufgrund sich verschlechternder Rahmenbedingungen in den USA und unterzeichneter Ausschreibungen in Großbritannien und Dänemark angepasst und erwartet nur noch ein Marktwachstum von 118 GW weltweit bis 2029 (inklusive China), im Vergleich zu ursprünglichen 157 GW bis 2029. Feng Zhao ging in seinem Vortrag auch auf die globalen Lieferketten für Rohstoffe und Komponenten bei Windenergieanlagen ein. Im Jahr 2023 wurden z.B. 80 Prozent der Getriebe für WEA in China produziert. Eine deutliche Abhängigkeit besteht auch im Bereich der seltenen Erden. Hier lag der Anteil an der weltweiten Produktion in 2023 bei 90 Prozent in China.
Erste Gespräche mit chinesischen OEM
Im zweiten Vortrag ging Holger Matthiesen (Luxcara) auf die Offshore-Projekte des Unternehmens ein. Luxcara hat erfolgreich an mehreren Offshore-Auktionen in Deutschland teilgenommen und den Zuschlag für zwei Flächen mit einem Volumen von insgesamt 1,8 GW erhalten. Für das Projekt Waterkant (~ 300 MW) hatte das Luxcara bereits Gespräche mit einem chinesischen Hersteller für Windenergieanlagen geführt hat. Dieses Projekt wurde medial bereits stark diskutiert und es wurden Sicherheitsbedenken u.a. im Hinblick auf Cyber-Security vorgebracht. Holger Matthiesen gab Einblicke zu den Hintergründen, die zur Entscheidung geführt haben, Windenergieanlagen aus China nutzen zu wollen. Neben dem niedrigeren Preis (CAPEX und OPEX) war dies u.a. auch ein attraktiveres Angebot des Anbieters bei der Risikoaufteilung zwischen OEM und Projetentwickler z.B. im Falle von Projektverzögerungen.
Sicherheitsbedenken und fehlendes „Level-playing-field“
Den dritten Vortrag hielt Karina Würtz von der Stiftung Offshore-Windenergie. Sie erläuterte die Hintergründe für die Sicherheitsbedenken, die gegenwärt auf politischer Ebene diskutiert werden. Dabei geht es neben den bereits erwähnten Aspekten zur Cyber-Security auch darum, dass Offshore-Anlagen theoretische zum Ausspähen von Schiffsbewegungen missbraucht werden könnten. Vor dem Hintergrund der aktuell geopolitisch komplexen Entwicklung, hat dies bereits dazu geführt, dass chinesische WEA in Offshore Projekten im Baltikum und in Polen nicht zugelassen wurden. Ein wesentlicher Aspekt betrifft jedoch auch faire Marktbedingungen („Level-playing-field“), die gegenwärtig aufgrund z.T. deutlich niedrigere Preise nicht gegeben seien. Eine Grundvoraussetzung sei daher, dass auch chinesische Hersteller in Deutschland/ Europa Produktionsstandorte eröffnen müssten und so eine Wertschöpfung hierzulande stattfinden kann. Dadurch würden zudem Aspekte der Arbeitsbedingungen und das Arbeiterschutzes berücksichtigt.
Im Anschluss an die Vorträge bestand noch ausreichend Raum für eine angeregte Diskussion, bei der die durchaus kontroversen Standpunkte zu dieser komplexen Thematik vorgebracht wurden. Es wurde u.a. deutlich, dass das Ausschreibungsdesign, das auf möglichst niedrige Preise setzt, schlussendlich Projektentwickler aus wirtschaftlichen Gründen zu den in der Regel günstigeren Anlagenherstellern aus China bringt. Ein weiterer diskutierter Aspekt bestand auch in der Frage, ob die Produktionskapazitäten für Offshore-WEA von europäischen Herstellern ausreichen, um die angestrebten Offshore Ausbauziele überhaupt erreichen zu können?
Zum Ausklang kamen die Teilnehmer zum Networking und Get-togehter bei Getränken und Snacks zusammen. Das Cluster Erneuerbare Energien bedankt sich bei allen Referierenden und Teilnehmern für die interessanten Vorträge und den guten Austausch.