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Exkursion zur Agri-PV-Anlage nach Lüchow

Exkursion zur Agri-PV-Anlage nach Lüchow
Bild: EEHH
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Am 05. Mai 2025 führte EEHH, im Auftrag der Behörde für Umwelt Klima Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), eine Exkursion zu einer Agri-PV-Anlage beim Unternehmen Steinicke Haus der Hochlandgewürze GmbH in Lüchow durch. Das familiengeführte Unternehmen ist auf die Trocknung von Kräutern und Gemüse spezialisiert. 70 Prozent der Erzeugnisse werden weltweit exportiert.

Um 09:00 Uhr trafen sich die Teilnehmer am ZOB in Hamburg und es ging mit dem Reisebus los ins Wendland. Gegen 11:15 Uhr wurde der Zielort erreicht, wo die Gruppe von Frau Giesert und Herrn Christensen von der Fa. Steinicke in Empfang genommen wurden. Herr Christensen erläuterte die Funktionsweise und Einzelheiten zur Agri-PV-Anlage. Diese wurde im Jahr 2021 errichtet, im Jahr 2022 in Betrieb genommen und verfügt über eine Leistung von ca. 750 kWp mit bifazialen PV-Modulen. Auf den Dächern der Fa. Steincke ist eine weitere PV-Anlage, ebenfalls mit 750 kWp, installiert. Diese Anlage wird über das EEG gefördert, während die Agri-PV-Anlage nicht über das EEG gefördert wird, da die Investition in Höhe von rund 1,3 Mio. Euro direkt vom Bund, mit ca. 400.000 Euro, gefördert wurde. Insgesamt erzeugen die beiden Anlagen pro Jahr eine Strommenge von ca. 1,4 GWh. Der Strom wird beinahe vollständig von der Fa. Steinicke vor Ort verbraucht und es können damit ca. 45 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden.

Die PV-Module der Agri-PV-Anlage sind in einer Höhe von ca. sechs Metern installiert, so dass ein Durchfahren mit Erntemaschinen gewährleistet ist. Es stellte sich jedoch heraus, dass das GPS-Signal der Erntemaschinen unter der PV-Anlage gestört ist. Demensprechend mussten Vorrichtungen installiert werden, um das GPS-Signal zu verstärken. Auf der Fläche wird Schnittlauch angebaut und es befindet sich eine Referenzfläche direkt neben der Agri-PV-Anlage. Das Projekt wird von der Ostfalia Hochschule wissenschaftlich begleitet, um zu untersuchen, ob und wie sich die Überbauung der Agrarfläche mit PV-Modulen auf die Qualität des Schnittlauchs auswirkt. Herr Christensen berichtete, dass in den Jahren 2023/24 der Niederschlag in dem Gebiet mit rund 1000 Litern pro Quadratmeter deutlich über dem Durchschnitt lag, was dazu führte, dass die Fläche aufgrund zu starker Wasseransammlung nicht abgeerntet werden konnte, da ansonsten ein Einsinken der Erntemaschinen drohte. Daher kann bis heute noch keine abschließende Aussage darüber getroffen werden, wie sich die Agri-PV-Anlage auf die Qualität des Schnittlauchs auswirkt. Herr Christensen wies auch darauf hin, dass das Regenwasser an den Modulen abtropft und auf der gesamten Breite der Modulreihen Abtropfspuren im Substrat hinterließ. Dem versucht man nun mit Regenauffangrinnen entgegenzuwirken. Da direkt unter den Modulen gleichzeitig entsprechend weniger Niederschlag anfällt, besteht die Idee, dass aufgefangene Regenwasser mittels Sprinkleranlagen unter den überdachten Bereichen auszubringen. Auffällig war auch, dass der Schnittlauch unter den PV-Modulen früher im Jahr anfing zu wachsen, was auf eine höhere Temperatur in Bodennähe unter der PV-Anlage zurückgeführt wird.  

Insgesamt ist das Unternehmen mit der Performance der PV-Anlage sehr zufrieden und man spricht sich auch sehr für eine Doppelnutzung von Agrarflächen aus, anstatt diese z.B. durch Freiflächen PV-Anlagen zu versiegeln. Dementsprechend bestehen auch Bestrebungen, die (Agri) PV-Anlagen in Zukunft noch zu erweitern. Im Anschluss und während der Besichtigung der Agri-PV-Anlage hatten die Exkursionsteilnehmer die Möglichkeit Fragen zu stellen.

Über Constantin Lange

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Beim Cluster bin ich für den Bereich Forschung und Innovation zuständig und bin damit die Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft. Meine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wind – und Solarenergie sowie im Themenfeld Wärme. Über unsere Fachforen und verschiedene Veranstaltungsformate verantworte ich u.a. direkte Informations- und Diskussionsformate für unsere Mitgliedsunternehmen.