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Nachbericht EEHH-Veranstaltung: Stellplatz-PV für Hamburg, 13.11.2025

Nachbericht EEHH-Veranstaltung: Stellplatz-PV für Hamburg,  13.11.2025
Bild: EEHH
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Am 13. November 2025 fand in der Location 1000 Satellites in der Speicherstadt die Veranstaltung Stellplatz-PV für Hamburg statt.

Nach der Eröffnung und inhaltlichen Einleitung durch das Cluster folgte ein Grußwort von Astrid Erhardt (BUKEA) Der erste Vortrag von Felix van Eck (energielenker) widmete sich dem Stellplatz-PV-Projekt bei der Jungheinrich AG am Standort in Wandsbek. Die energielenker GmbH war bei diesem Projekt von der Jungheinrich AG mit der Planung und Umsetzung der PV-Anlage beauftragt worden. Die Stellplatz-PV-Anlage verfügt über eine Leistung von ca. 200 kWp und 52 Ladepunkten sowie einer DC-Schnellladestation am Eingangsbereich. Felix van Eck beschrieb in seinem Vortrag u.a. die größten Herausforderungen bei der Projektumsetzung. Diese lagen in der Abstimmung und Koordination der unterschiedlichen Gewerke (Stahlbauer, Elektriker. Solarteure und Tiefbauer), unbekannten Altlasten im Untergrund (Leitungen, Betonfunde, Öltanks), der Errichtung der Elektrountergrundverteilung sowie der Umsetzung im laufenden Betrieb und in diesem Zusammenhang der Schaffung von Ersatzstellflächen und der Wegesicherung.

Im zweiten Vortrag stellte Yannick Piguel (Averdung Ingenieure und Berater GmbH) die Ergebnisse der im Auftrag von EEHH 2024/25 erstellten Fallstudie für eine Carport-PV-Anlage bei dem Unternehmen Elantas Europe GmbH vor. Diese PV-Anlage verfügt über eine Kapazität von 493 kWp. Der Strom wird zu beinahe 100 Prozent vor Ort selbst verbraucht und deckt rund 15 Prozent des jährlichen Strombedarfs von Elantas ab. Bei der Carportkonstruktion wurde ein 1-Schiffiges Pfettendach mit hölzernen Bindern getragen von Stahlstützen und Pfahlgründung gewählt. Die Überdachung war als „offene Großgarage“ genehmigungspflichtig. Die relevanten Aspekte des Genehmigungsverfahrens umfassten u.a. Vorgaben des Bebauungsplans, insbesondere die Einhaltung der Baugrenze, Entwässerungsplanung, prüffähige Statik der Konstruktion und Brandschutztechnische Bestimmungen. Beim Betreibermodell entschied sich die Elanatas GmbH für eine, seit dem Solarpaket 1 mögliche, Nulleinspeisung. Das bedeutet, dass die minimalen Strommengen, die nicht selbst verbraucht werden können, ohne Direktvermarktung ins Netz eingespeist werden können. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage stelle Yannick Piguel in seinem Vortrag auch verschiedene Parameter dar. Demnach lagen die Investitionskosten bei insgesamt 900.000 Euro, wobei 50 Prozent für die Carport-Konstruktion, 40 Prozent für die PV-Anlage und 10 Prozent für die Planung, Gutachten und Genehmigung anfielen. Die Stromgestehungskosten liegen im Bereich von 13 bis 16 ct/kWh bei einem Amortisationszeitraum von 10 bis 15 Jahren.

Im dritten Vortrag stellte Christoph Steinkamp (hySolutions GmbH) das Konzept der sogenannten geteilten Ladeinfrastruktur vor. Hintergrund ist, dass in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Ladepunkten auf privaten Grund aufgebaut wurde. Diese Ladeinfrastruktur kann betriebsfremden Dritten zugänglichgemacht werden, was dem Betreiber wirtschaftliche Vorteile bringen kann. Christoph Steinkamp stellte in seinem Vortrag die unterschiedlichen Bedingungen im Hinblick auf Hardwareanforderungen, Abrechnungssysteme und energierechtliche Aspekte und Förderrichtlinien vor. Die hySolutions GmbH untersucht dieses Konzept als Kosortialpartner auch im Rahmen des Projekts Famous.

Im vierten und letzten Vortrag der Veranstaltung ging Nils Heinrich (Sun&Charge GmbH) auf baurechtliche Herausforderungen bei der Realisierung von Stellplatz-PV-Anlagen. Sun & Charge hat bereits mehrere Stellplatz-/ Carport-PV-Anlagen umgesetzt und verfügt daher über eine große Expertise in diesem Segment. Die klassischen „Stolpersteine“ liegen in den Bereichen Stellplatznachweis, Statik- und Standsicherheitsnachweise, Brandschutz- und Netzanschlusskonzepte sowie allgemeine Genehmigungs- und Bestandsfragen. So zahlt bei Statik- und Standsicherheitsprüfungen z.B. die notwendige Errichtung von Fundamenten oder Erddübeln stark auf die Kosten der Gesamtkonstruktion und somit die auf die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage ein. Im Hinblick auf den Netzanschluss ist im Hinblick auf eine Netzverträglichkeitsprüfung und Einspeisezusage eine frühzeitige Abstimmung mit dem Netzbetreiber unerlässlich. Auch ist in diesem Zusammenhang zu beachten, dass die Hauptverteilung sowie die Mittelspannungsstationen in entsprechendem Umfang der Netzanschlusskapazitäten „mitwachsen“ müssen.

Im Anschluss an die Vorträge bestand für die Teilnehmer ausreichend Raum für Fragen und zur Diskussion, bevor die Veranstaltung beim Networking mit Snacks und Getränken ihren Ausklang fand.

Über Constantin Lange

Profilbild zu: Constantin Lange

Beim Cluster bin ich für den Bereich Forschung und Innovation zuständig und bin damit die Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft. Meine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wind – und Solarenergie sowie im Themenfeld Wärme. Über unsere Fachforen und verschiedene Veranstaltungsformate verantworte ich u.a. direkte Informations- und Diskussionsformate für unsere Mitgliedsunternehmen.