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Unkonferenz "Fail or Future: Scheitert die Energiewende an der Kommunikation"

Märkte, Regulatorik und Technik sind die treibenden Themen unserer Clusterarbeit. Wo allerdings die "Hardware der Energiewende" auf die Menschen trifft, ist Fingerspitzengefühl bei der Vermittlung erforderlich - denn ohne Akzeptanz wird die Energiewende kritisch verzögert. Wichtig ist, dass wir Ökonomie und Ökologie nicht als Gegensatz, sondern als Erfolgspaar sehen und dies auch so rüberbringen.
Unser "großes Forum Medien" mit bundesweiter Beteiligung hat unter dem Motto "Die Hanse blickt aufs Ganze" verschiedene Facetten von Akzeptanz und Kommunikation bei Energiewendeprojekten beleuchtet. Das interdisziplinäre Teilnehmerfeld brachte komplementäre Perspektiven ein, die überraschende Erkenntnisse und klare Handlungsbedarfe aufzeigten.
Das Konzept der Veranstaltung sah vor, aufbauend auf Impulsvorträgen, die als Themenangebot und Diskussionsgrundlage dienten, Break-Out-Sessions und Workshops in mehreren Untergruppen zu bilden. Dort konnten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Herausforderungen und Lösungsansätzen bei der Kommunikation von Energiewendeprojekten austauschen. Durch Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis und Forschung ergab sich ein aus validierten Fakten und langjährigen Erfahrungen ergänzendes Bild.
So wurden nicht nur Wünsche und Vorbehalte von Bürgerinnen und Bürgern, der Politik, Gewerbetreibenden und der Verwaltung in Bezug auf Erneuerbare Energien und Infrastruktur diskutiert, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Medien- und der Akzeptanzforschung eingebracht. Auch die Rolle von Journalismus und Pressearbeit wurde beleuchtet.
Leitfragen der Themen waren ergo:
-Wie steht es um die mediale Darstellung der Energiewende?
-Wir funktioniert die politische Akzeptanzkommunikation beim Netzausbau? Welche Interessen leiten die unterschiedlichen Stakeholder und wie bringt man sie unter einen Hut?
-Welche Modelle der Akzeptanzforschung gibt es in Transformationsprozessen?
-Neue Landschaftsbilder, auch in der Agrarwirtschaft - wie kann man Menschen mitnehmen?
-Welche übertragbaren Erkentnisse liefert die Akzeptanzstudie in Norddeutschland im Rahmen des Norddeutsches Reallabor?
-Wie geht man um mit Widerständen beim Aufbau eines Windparks?
-Welche Anreize kann eine Kommune dem Gewerbe geben, in Photovoltaik zu investieren?
-Welche Vorbehalte gibt es im Bereich der Haustechnik und Heizung bei den Endkunden?












In den Sessions wurden einige kritische Erfolgsfaktoren für die unterschiedlichen Bereiche identifiziert.
Akzeptanz für die Energiewende allgemein
- ...ist gemeinhin in der Bevölkerung hoch, jedoch mit regionalen Unterschieden.
- Die gespaltene Haltung und Wahrnehmung zwischen den Menschen Stadt und Land vertieft sich zunehmend. Zwar kommt die Energiewende auch zunehmend in den Städten und den Eigenheimen an und bringt Einschränkungen und Kosten mit sich, doch sind die Widerstände in ländlichen Regionen deutlich größer.
- Erfolgreiche Projekte sollten durch Verbände und die öffentliche Hand überregional durch Roadshows bekannt gemacht werden.
Journalismus:
- Dem tendenziösen und Unsicherheit verbreitenden Journalismus (Bsp. "Heizhammer") muss durch konstruktiven Journalismus entgegengewirkt werden. Dies kann gelingen, indem mehr Erfolgsgeschichten erzählt, Zwischenziele und generell Erreichtes honoriert und veranschaulicht werden.
- Komplexität im Zusammenhang mit Regulatorik, Märkten und Technik muss reduziert
- Die Kosten des Nicht-Handelns müssen stärker thematisiert werden
- Große ferne Dekarbonisierungsziele sind schwer zu fassen, lokale Beiträge können niedrigschwellig Erfolge sichtbar machen
Presseabteilungen und Unternehmenskommunikation
- Themenvorschläge sollten den Journalisten möglichst gut und Vollständigkeit vorbereitet werden, damit diese das Angebot gut weiternutzen können
- Die Relevanz des eigenen Themas muss bereits am Anfang des der PM oder des Themenvorschlages gut herausgestellt werden
- Es kann sich für Unternehmen und Verbände lohnen, inhaltliche Weiterbildungen für Journalisten anzubieten. Hierfür kann bspw. mit Institutionen der Aus- und Weiterbildung kooperiert werden.
- Rolle kommunaler Unternehmen herausstellen: "Die machen was für unsere Zukunft und sorgen dafür, dass es warm bleibt und Strom ankommt"
Stakeholdermanagement bei Infrastrukturprojekten
- Seit einigen Jahren ist die Tedenz zu beobachten, dass das Framing in der Presse von Klimaschutz mehr in Richtung Versorgungssicherheit wandert.
- Es muss frühzeitig und transparent kommuniziert werden. Lokal sollten auch Vereine und Schulen mit eingebunden werden. Der Lokaljournalismus stellt in D. noch immer ca. 60 % der Presse, daher muss er dringend eingebunden werden.
- Akzeptanz steigt deutlich, wenn die Betroffenen zu Profiteuren gemacht werden --> sei es, dass neue Arbeitsplätze entstehen, lokale Strompreise sinken oder die Kommunen zusätzliche Gelder erhalten.
- Ängste aus Unwissenheit können durch konkrete Visualisierungen der Auswirkungen genommen werden - beispielsweise wie sich Windkraftanalgen in Sichtachsen einfügen. Hierzu gibt es bereits etablierte Tools und Anbieter
- Auch bei Zwischenschritten von Großprojekten sollten lokale Stakeholder eingebunden werden
- Nicht belehren und moralisieren, Bedenken ernst nehmen
Behörden und Verwaltungen
- Eine neutrale Moderation mit hoher Professionalität kann langfristig deutlich mehr Kosten einsparen als sie verursachen, Verfahren nicht unnötig verlängert werden
- Neutrale Schiedsstellen können Konflikte begrenzen
- Politische "Farben" bei REgulatorik zurückstellen, langfristige Verlässlichkeit schaffen (bspw. bei Förderungen)