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36. Forum Medien
In der letzten Auflage unseres Arbeitskreises 2023 drehte sich alles um das Thema „Akzeptanz der Energiewende“. Vier Referentinnen zeigten anhand praktischer Beispiele, wie sie sich den kommunikativen Herausforderungen stellen. Dabei orientierten sie sich an diesen Leitfragen:
Wie sollte die Erneuerbare-Energien-Branche auf Debatten wie um das Gebäude-Energie-Gesetz adäquat reagieren? Welche kommunikativen bzw. medialen Mittel sollte sie einsetzen? Welche Sprache sollte sie verwenden?
„Veränderung nur mit Akzeptanz“
Minou Tikrani, Geschäftsführende Gesellschafterin bei Konstruktiv PR-Beratungsgesellschaft mbH, machte den Anfang mit ihrem Vortrag „Veränderung nur mit Akzeptanz“. Sie setzte bei der häufig kritischen Haltung von Stakeholdern zu Infrastrukturvorhaben an. Im Falle fehlender Akzeptanz drohten diesen Großvorhaben diverse wirtschaftliche und politische Risiken. Es gehe darum, die von den Medien favorisierten „David-gegen-Goliath-Erzählungen“ – oder konkret Bürgerinitiative gegen Vorhabenträger – vorzugreifen, indem man transparent, rechtzeitig und inklusiv über Projekte informiere. So ließen sich Klagen und Verzögerungen vermeiden.
Im Umgang mit Betroffenen habe das Thema wirtschaftlicher Auswirkungen besondere Bedeutung. (Als kleiner Exkurs wurde die dänische Praxis angeführt, die Anwohner*innen die Möglichkeit zu geben, sich in Infrastrukturprojekte wie Windparks einzukaufen, um an deren Gewinnen teilhaben zu können.)
Als Hilfestellung könnten Projektentwickler die DRPR-Richtlinie Akzeptanzkommunikation nutzen. Generell solle die Kommunikation bzw. Beteiligung der Öffentlichkeit nicht ausschließlich den Planungs- und Ingenieurbüros überlassen werden, da diese oft nicht über das nötige methodische Rüstzeug verfügten.
Akzeptanzforschung im Norddeutschen Reallabor
Als nächstes stellte Astrid Saidi, Mitarbeiterin des Norddeutschen Reallabors, die Erkenntnisse aus dem Teilprojekt „Industrielle Transformation & gesellschaftliche Teilhabe“ vor. Die Studie skizziert das aktuelle Stimmungsbild gegenüber Energiewende und Wasserstoffwirtschaft (unter dem Link abrufbar). Viele Befragte zeigten sich unzufrieden mit der Umsetzung der Energiewende. Die Autor*innen der Studie fragten auch nach dem persönlichen Wissensstand zur Energiewende, der deutlich schwankte.
Die Autor*innen der Studie entwickelten die Strategie, stärker den Nutzen der Energiewende für den Einzelnen zu kommunizieren. Die Kenntnis des Status quo und der bisherigen Erfolge könne helfen, die erfolgreiche Durchführung des Gesamtprojekts Energiewende greifbarer zu machen.
Akzeptanz für den Ausbau der deutschen Offshore-Windenergie
Karina Würtz, Geschäftsführerin Stiftung Offshore-Windenergie, referierte über die vielfältige Bildungsarbeit der Stiftung, die auf Kritiker wie beispielsweise Naturschützer proaktiv zugeht. Dadurch sänken die Widerstände. In der Kommunikation sollten Projektentwickler immer nachgewiesene Effekte hervorheben und auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen. . Mentalitätsunterschiede in West- und Ostdeutschland äußerten sich zum Beispiel in größerer Angst vor Bevormundung. Für Akzeptanz sei es förderlich, lokale Anwohner finanziell an Projekten wie Solarparks teilhaben zu lassen.
Solarprojekte mit Bürgerbeteiligung
Zuletzt gab Alina Uppenkamp, Leiterin Kampagnen und Kommunikation Bundesverband Neue Energiewirtschaft e.V. (BNE), einen Einblick in die Akzeptanzarbeit für Solarparks. Über die reinen Fakten hinausgehend setzte sie auf einen emotionalen Bezug zum Thema. Gemeinden sollten stolz sein können auf ihre erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen. Der Verband stellt einen kostenlosen Mustervertrag zur Beteiligung von Kommunen an Solarparks zur Verfügung. Auch das Thema Artenvielfalt und Naturschutz werde stark eingebunden. Zudem stützt sich der BNE auf glaubwürdige Partner wie den Deutschen Städte- und Gemeindebund und kooperiert mit dem Deutschen Bauernverband. Im Beteiligungskreis engagieren sich verschiedene Naturschutzgruppen.