Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

Hamburg Offshore Wind Conference Rückblick 2024

Führende Köpfe der Branche diskutieren über Ausschreibungsmechanismen und Produktionskapazitäten für eine Verdreifachung des Offshore-Wind-Ausbaus

Auf der „Hamburg Offshore Wind Konferenz 2024 (HOW 2024)“ diskutierten 120 Branchenexperten intensiv über die geplante starke Beschleunigung des Ausbaus der Offshore-Windenergie in Deutschland. Gemeinsame Veranstalter der HOW 2024 sind das Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) und das internationale Beratungs- und Zertifizierungsunternehmen DNV mit Hauptsitz in Norwegen.

Besonders intensiv setzen sich die Teilnehmer*innen damit auseinander, wie die Offshore-Wind-Flächen in Zukunft ausgeschrieben werden sollten und welche Folgen sich daraus für den Energiehandel und Energiemarkt ergeben könnten. Konkurrenz über unlimitierte Gebote, die hohe Staatseinnahmen versprechen? Oder besser qualitative Kriterien, die Entwickler zu innovativen Ideen anregen und den Zulieferern mehr nachhaltiges Wachstum ermöglichen?

Produktionskapazität für Offshore-Windenergie

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung treibt viele Offshore-Wind-Akteuren um: Wie kann die Produktionskapazität für Offshore-Windenergie in Deutschland und der EU verdreifacht werden, sodass die gesetzlich festgelegten Ausbauziele für die Offshore-Windenergie tatsächlich erreicht werden können? Und wie kann man parallel sicherstellen, dass lokale Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze geschaffen werden?

Impulsvorträge

Den Auftakt der Konferenz machen zwei Impulsvorträge zur künftig bedeutenden Rolle der Offshore-Windenergie für die notwendige Dekarbonisierung der Industrie. Die erste Keynote hielt Dr. Uwe Braun, CEO von ArcelorMittal. Es ging einerseits darum, wie grüner Stahl für Offshore-Windparks verfügbar gemacht werden kann. Andererseits beleuchtete er, warum grüner Strom aus Offshore-Windparks in der Stahlproduktion eine wichtige Rolle spielen kann. Die zweite Keynote von Dr. Christoph von dem Bussche, Geschäftsführer vom Gasfernleitungsnetzbetreiber Gascade und Leiter des AquaVentus-Fördervereines beleuchtete, wie künftig mit Strom aus Offshore-Windparks grüner Wasserstoff auf hoher See produziert werden soll, der direkt über eine Pipeline angelandet werden wird, um über das zukünftige Wasserstoffkernnetz die deutschen Industriekunden mit CO2- neutralem Brennstoff zu versorgen.

Podiumsdiskussionen

Auf dem ersten Podium diskutieren die Teilnehmer*innen darüber, wie künftig die Flächen für Offshore-Windparks in Deutschland ausgeschrieben werden sollen. Jan Rispens, Geschäftsführer des Veranstalters EEHH hierzu: „2023 hat eine solche Ausschreibung sehr hohen Erlösen von etwa 13 Milliarden Euro in Deutschland generiert, die dem Staat zufließen. Dies hat in Teilen der Offshore-Branche, aber auch bei Stromkunden in der Industrie, die Sorge ausgelöst, dass hierdurch möglicherweise die langfristig die Industriestrompreise erheblich steigen könnten. Andere EU-Länder gehen einen anderen Weg. Auch die EU-Kommission hat vorgeschlagen, hier andere Zuschlagskriterien oder Ausschreibungsmethoden zu nutzen. Wir erwarten eine spannende Diskussion zu einer komplexen Fragestellung. Unter anderem die Stiftung Offshore Windenergie verfasste zu den Ausschreibungen von 2023, gemeinsam mit anderen Verbänden, darunter EEHH e.V., eine kritische Position.“ Auf dem Podium diskutieren Ina Kamps, BP; Antoine Becker, TotalEnergies; Holger Matthiesen, Luxcara; Till Schwarzlose, RWE, und Michael Prutsch, Orsted.

Die zweite Podiumsdiskussion befasste sich intensiv mit der Frage, wie die Produktionskapazitäten für Offshore-Windenergie-Anlagen und -Komponenten sowie logistische Infrastruktur schneller aufgebaut werden können. Peter Frohböse, Segmentleiter für Offshore Wind beim Veranstalter DNV, zur Lage: „Zwischen 2010 und heute haben wir in Deutschland knapp 9 Gigawatt Leistung in Nord- und Ostsee aufgestellt und an das Stromnetz angeschlossen. Mit den neuen Zielen der Bundesregierung sollen bis 2030 zusätzlich 21 Gigawatt-leistung entstehen, um das Gesamtziel von 30 Gigawatt zu erreichen. Das bedeutet in etwa eine Verdreifachung der der Zulieferer Kette in nur 6 Jahren. Dies kann nur im Europäischen Zusammenspiel durch einen großen gemeinsamen Kraftakt der Offshore-Branche, der Häfen und der Politik gelingen. Etliche Deutsche Häfen und mittelständische Zulieferer sehen derzeit aber noch erhebliche Herausforderungen bei der schnellen Realisierung und Finanzierung ihrer Investitions-Vorhaben“.

Auf dem Podium: Karina Würtz, Stiftung Offshore-Windenergie; Dr. Dennis Rendschmidt, VDMA Power Systems; Martin Gerhard, Siemens Gamesa Renewable Energy, und Albert Winnemüller, Vestas A/S. Martin Schulz, BUSS Group, vertritt den Mittelstand in den Hafenlogistik. Ein Ausblick auf die Planungen der Zeit nach 2030 bietet Dr. Nico Nolte, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographe (BSH). Er erläutert, mit welchen Ansätzen Planungs- und Genehmigungsverfahren für sehr küstenferne Offshore-Wind-Flächen künftig erfolgen sollen.