Event-Details

Workshop: "Energiewende: Quo vadis?"

Die Energiewende, die vor zwanzig Jahren eher unspektakulär begann, wurde aufgrund der seit 2011 geltenden energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen erheblich beschleunigt. Vor allem im Stromsektor führt diese Entwicklung zu einem einschneidenden Umbau unseres Elektrizitätsversorgungssystems. Die Auswirkungen sind deutlich bemerkbar. Für den Haushaltskunden steigen die Strompreise, auch aufgrund der Umlage für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), und für den börsennotierten Industriekunden haben sie einen historischen Tiefstand erreicht. Die Gewinne der konventionellen Stromversorger sind stark eingebrochen, der Stromaustausch mit den Netzen der benachbarten Länder hat sich deutlich intensiviert. In den vergangenen Jahren hat sich Deutschland im Jahresmittel immer mehr zu einem Stromexporteur entwickelt.

Haben wir das ursprüngliche Ziel der Energiewende, eine nachhaltige, von fossilen und nuklearen Energieträgern unabhängige Energieversorgung bei einer starken Reduktion der Treibhausgasemission im Eifer des Tagesgeschäftes aus den Augen verloren? Ist die anfängliche breite Akzeptanz einer Energiewende mit dem Ziel einer nachhaltigen Energieversorgung nun im Angesicht der Kostenveränderungen und der sichtbar werdenden Zwänge des Baus von neuen Stromtrassen zwischen Nord- und Süddeutschland, schnell regelbaren Kraftwerken und verbesserten Speichern inzwischen verpufft? Andererseits realisieren wir heute eine Stromversorgung mit einem Anteil regenerativer Energien, wie man es vor weniger als einem Jahrzehnt für technisch und ökonomisch unmöglich gehalten hat. 2013 stammten bereits mehr als 25 % des Stromes aus nachhaltig genutzten Energien – und damit primär aus Windenergie, Solarstrahlung, Wasserkraft und Biomasse. Regenerative Energien sind bereits ein substanzieller Teil unserer Energieversorgung. Im Kontext dieses emotional und kontrovers diskutierten Spannungsfeldes muss man sich immer das Langfristziel einer sozialverträglichen, versorgungssicheren, kostengünstigen und umweltverträglichen Energieversorgung vor Augen halten.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wo stehen wir jetzt und heute und mit welchem Entwicklungspfad lassen sich die gesetzten Ziele effizient erreichen? Der Workshop soll die ursprünglichen Ziele unter den derzeitigen Prämissen interdisziplinär unter verschiedenen Aspekten diskutieren und helfen, eine Perspektive aufzuzeigen.

Workshop-Programm

13.00 Uhr Eröffnung und Begrüßung

13.15 – 15.30 Uhr Technische Optionen der elektrischen Energieversorgung

  • Elektrische Engergieversorgung
    Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Detlef Schulz, Helmut Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg
    Eine zuverlässige elektrische Energieversorgung ist eine wesentliche Stütze unserer Gesellschaft. Sie ermöglicht technischen Fortschritt und Lebenskomfort. Mit zunehmend dezentraler Energiewandlung aus fluktuierender Wind- und Solarenergie entstehen neue Anforderungen für innovative Lösungsansätze. Dabei soll stets eine hohe Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Preisen gewährleistet bleiben. Mit diesem Ziel sind neuartige Strukturen für das gesamte Energieversorgungssystem zu entwickeln.
  • Konventionelle Energieerzeugung
    Univ.-Prof. Dr.-Ing. Franz Joos, Helmut Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg
    Selbst bei einer 80%-igen Stromerzeugung durch nachhaltige Energie, und unter Berücksichtigung der Einspar- und Verbrauchssteuerungsziele sowie der vorgesehenen Speicher sind zur Versorgungssicherheit noch ca. 50% bis 70% der derzeitigen konventionellen Kraftwerke notwendig. Deren Notwendigkeit und Auswirkungen auf die Ziele der Energiewende werden aufgezeigt.
  • Reduzierung des Ressourcenverbrauchs
    Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Prof. E.h. Walter Kaminsky, Universität Hamburg
    Durch Nutzung weiterer fossiler Rohstoffe, wie z. B. Schiefergas und Methanhydrate, sowie durch Sammlung und Recycling von Altmaterialien können sowohl eine Schonung der konventionellen Gas-, Öl- und Kohle-Ressourcen als auch ein geringerer Primärenergieverbrauch erzielt werden. Aus Kunststoff- und Gummiabfällen lassen sich durch Pyrolyse Gas und Öl gewinnen, die zur Energieerzeugung, aber auch als petrochemischer Rohstoff genutzt werden können.
  • Energieerzeugung aus regenerativen Energien
    Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt, Technische Universität Hamburg-Harburg
    Die Suche nach umwelt- und klimaverträglichen sowie allgemein akzeptierbaren Alternativen zur gegenwärtigen Form der Energiebereitstellung gewinnt zunehmend an Bedeutung. In die vielfältigen Möglichkeiten zur Nutzung regenerativer Energien werden große Hoffnungen und Erwartungen gesetzt.

15.30 – 16.00 Uhr Pause

16.00 – 17.45 Uhr Gesellschaftliche Herausforderungen der Energieversorgung

  • Soziale, ethische Aspekte
    Univ.-Prof. Dr. Ewald Stübinger, Helmut Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg
    Da die Energieversorgung Fragen des Lebensstils des Menschen sowie des Umgangs mit den natürlichen Ressourcen berührt, beschäftigt sich auch die Ethik damit. Welche ethischen Fragen sich dabei stellen und welchen Beitrag die Ethik hierzu leisten kann, wird aufgezeigt und zur Diskussion gestellt.
  • Wirtschaftliche Aspekte
    PD Dr. Christian Growitsch, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut
    Die Energiewende und der damit verbundene Systemwandel hat eine große Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Entwicklung des Marktumfelds sowie der gegebenen Rahmenbedingungen bei den Marktteilnehmern induziert. Gleichzeitig offenbart sich, dass es bei der Auswahl und der Wirkrichtung der politischen Instrumente der Energiewende zu Fehlsteuerungen gekommen ist, die politischer Anpassung bedürfen.
  • Sicherheitsproblematik und Wettbewerb
    Univ.-Prof. Dr. Michael Brzoska, Universität Hamburg
    Die Versorgung Deutschlands mit konventionellen Energieträgern, insbesondere Öl und Gas, ist in hohem Maße von politischer Stabilität und offenem Welthandel abhängig. Beide sind auf unterschiedlichen, miteinander verschränkten Ebenen gefährdet.
  • Globale Energie- und Ressourcenmärkte
    Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Marian Paschke, Universität Hamburg
    Die rechtswissenschaftliche Beobachtung und Analyse des technologischen Wandels widmet sich den Aspekten des Rechts von Technologien, die die Gefährdung der Gesundheit oder der Umwelt eher als unerwünschte Nebeneffekte in Kauf nehmen. In dieser Hinsicht ist das Recht der Technologien "Risikorecht" geworden. Mehr und mehr rücken allerdings die Ziele der Technologien unabhängig von oder zusätzlich zu ihren "Nebenwirkungen" in das Zentrum des Interesses der Rechtswissenschaft.

17.45 Uhr Schlusswort

Um Anmeldung bis zum 1. Oktober 2014 wird gebeten unter veranstaltungen@awhamburg.de oder 040/42 94 86 69 – 12

Veranstalter: Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Termin: 9. Oktober, 13.00 - 18.00 Uhr
Ort: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Vortragsraum 1. OG, Von-Melle-Park 3, 20146 Hamburg

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