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„Wir müssen jetzt etwas verändern, um die Dekarbonisierung zu schaffen“ Interview mit GRA-Gewinner Jochen Kaufholt, Geschäftsführer Turneo GmbH

Im folgenden Gespräch berichtet Award-Gewinner Jochen Kaufholt, Geschäftsführer der Turneo GmbH, über weitere Geschäftsideen und Visionen.

„Wir müssen jetzt etwas verändern, um die Dekarbonisierung zu schaffen“
Jochen Kaufholt, Turneo, im Gespräch mit Moderatorin Andrea Thilo (EEHH GmbH/Daniel Reinhardt)

EEHH: Sie haben im August den German Renewables Award 2022 in der Rubrik „Wasserstoffinnovation des Jahres“ gewonnen. Was hat sich seitdem bei Ihnen getan? Gibt es bereits neue Projekte?

Jochen Kaufholt: „Aktuell sind wir dabei, neue Projekte zu entwickeln und in die Realisierungsphase zu überführen. Ein Projekt soll auch in Hamburg umgesetzt werden. Dafür schauen wir uns gerade Flächen an. Im Moment stehen die Zeichen sehr auf Wachstum und Innovation. Außerdem haben wir einen ‚Letter of Intent‘ mit der Hamburger Schlepper-Reederei Fairplay Towage über die Belieferung mit Wasserstoff unterzeichnet. Insgesamt ist spürbar, dass die Energiewirtschaft sehr stark in Bewegung ist. Wir müssen jetzt etwas verändern, um die Dekarbonisierung voranzutreiben.

EEHH: Was hat der Gewinn des German Renewables Awards für Sie bedeutet?

Jochen Kaufholt: „Wir haben sehr intensiv an unserem Projekt, der Wasserstoff-Infrastruktur und der maritimen Anwendung von Wasserstoff in Cuxhaven gearbeitet. Unser Ziel ist es, grünen Wasserstoff zu produzieren und anschließend in der Region für die maritime Mobilität und die Schwerlastmobilität zu nutzen. Auf dieser Grundlage können weitere Projekte im Elbe-Weser-Dreieck entstehen.

Ich habe gemerkt, dass der Gewinn des Awards gerade unseren jüngeren Mitarbeiter*innen einen Push gegeben hat. Natürlich kann Wasserstoff nicht die Antwort auf alles liefern, aber er kann in der Energiewende eine führende Rolle übernehmen.“

EEHH: Wie sind Sie in die Energiebranche gelangt?

Jochen Kaufholt: „Nach meinem Abitur habe ich eine Lehre zum Zimmerer und anschließend ein Bauingenieurstudium in Oldenburg absolviert. Ich wollte bewusst praktische Erfahrungen sammeln. Während meiner ersten Anstellung bei einem US-amerikanischen Unternehmen im Köln-Bonner Raum habe ich am Ausbau des Glasfasernetzes gearbeitet. Später wechselte ich als Projektingenieur in ein Öl- und Gasunternehmen, um danach mein eigenes Ingenieurbüro in Hamburg zu gründen – Ingenion, das heute rund 75 Mitarbeiter*innen beschäftigt und für die Branchen Lebensmittel, Luftfahrt und Offshore Wind Ingenieurdienstleistungen anbietet. Heute bin ich noch der Hauptgesellschafter. Die Geschäftsführung liegt in anderen, sehr guten Händen.

Im Öl- und Gasindustrie herrscht aktuell eine wahrnehmbare Offenheit in Richtung Energiewende vor. Erdöl ist ein wichtiger Rohstoff für viele Industrien, wie zum Beispiel der Kosmetik- und Kleidungsindustrie. Außerdem ist Erdöl die Basis für die Kunststoffherstellung und findet sich auch zu gewissen Teilen auch in Kraftwerken der erneuerbaren Energien wieder. Das macht Erdöl zu einem wichtigen Rohstoff, der eigentlich viel zu schade zum Verbrennen ist.“

EEHH: „Was wünschen Sie sich von der Politik, damit die Energiewende schneller und besser umgesetzt werden kann?“

Jochen Kaufholt: „Ich würde mir sehr wünschen, dass Fördermöglichkeiten transparenter dargestellt werden. Der Weg zu einer Förderung ist häufig nicht ganz einfach. Vor allem sollten junge Leute ermuntert werden, Start-Ups zu gründen um mit frischen Ideen einen Beitrag zur zur Energie-/ Industriewende zu leisten. Dafür müsste den „jungen Leuten“ die Angst vorm Scheitern genommen werden, um die Gründungsmentalität in Deutschland zu fördern.“

EEHH: Wie alt waren Sie, als Sie gegründet haben, und wie unterstützen Sie heute junge Gründer*innen?

Jochen Kaufholt: „Ich war Anfang 30, als ich Ingenion gründete. Damals konnte ich niemanden um Hilfe bitten oder um Rat fragen. In meinem familiären Umfeld waren keine Unternehmer mit entsprechenden Erfahrungen und Ratschlägen mit denen ich mich hätte austauschen können. Ich hätte mich über mehr Unterstützung gefreut. Ich stehe bei mehreren Start-ups als Start-Up-Coach zur Verfügung. So unterstütze ich zum Beispiel gerade die junge Gesellschaft ‚Leviathan‘, die sich mit grünem Schiffsrecycling beschäftigt und ebenfalls einen wertvollen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten kann.“

Link zu Video-Statement nach der Verleihung des German Renewables Awards 2022:

https://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/news/video-datenbank.html

https://turneo.de/

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von Astrid Dose