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Wir bringen frischen Wind auf die Gleise in Norddeutschland!

Ab 2022 werden 14 unserer Triebzüge zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Buxtehude mit Wasserstoff statt Diesel unterwegs sein – und der Wasserstoff soll zu immer größeren Teilen aus Windkraft erzeugt werden.

Wir bringen frischen Wind auf die Gleise in Norddeutschland!
Carmen Schwabl (LNVG)

Diese Strecken sind weltweit das erste Netz, auf dem Triebzüge mit Brennstoffzellen-Antrieb im tagtäglichen Fahrgasteinsatz rollen werden.

Hintergrund: Als Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) sind wir Aufgabenträger im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in weiten Teilen des Landes. Wir planen und bezuschussen&60; Zugfahrten mit über 300 Millionen Euro im Jahr. Uns gehören 385 Lokomotiven, Triebzüge und Wagen. Die vermieten wir an die Bahnunternehmen. So sorgen wir für Qualität für den Fahrgast und sparsame Verwendung von Steuergeldern durch Wettbewerb.

Wettbewerb – der fehlte allerdings bei der Frage zukunftsfähiger Antriebe auf nicht elektrifizierten Strecken. In Deutschland wird schon lange über die Energiewende gesprochen. Wir hatten aber den Eindruck, dass im SPNV niemand wirklich ein Projekt begonnen hatte, um Alternativen zum Dieselantrieb zu finden. Da haben wir Stillstand durchbrochen! Wir sind mit der Initiative, Wasserstoff einzusetzen, auf die Industrie zugegangen. Unser Ziel war eine echte Alternative zum Diesel zu bieten, marktreif zu machen und im täglichen Fahrgastbetrieb einzusetzen. Wir sind stolz, dass uns als Tochter des Landes Niedersachsen, also als Unternehmen der Öffentlichen Hand, ein so weitreichender Impuls gelungen ist. Das hat auch die Industrie selbst erkannt: Der Verband der europäischen Eisenbahnindustrie (The European Rail Supply Industry Association, UNIFE) hat das wegweisende Projekt jetzt mit seinem „European Railway Award“ 2021 ausgezeichnet.

Was spricht in Niedersachsen für Wasserstoff als Antriebsenergie? Wir haben die Nordsee, wir haben Wind. Und wir haben große Kavernen für die Zwischenspeicherung. Zunächst nutzen wir Wasserstoff aus verschiedenen Quellen, auch solchen, der bei der Industrie quasi als Abfall anfällt. Für die lückenlose Versorgung ist unser Projektpartner Linde verantwortlich, der auch die Tankstelle in Bremervörde bauen und betreiben wird. Immer mehr Wasserstoff soll Linde dafür aus Windstrom durch Elektrolyse vor Ort erzeugen. Wir sehen unser Projekt – von der Beschaffung der Züge, über Instandhaltung, bis zur Energieversorgung – als wegweisendes, ganzheitliches System.

Wie sieht die Zukunft der Antriebe bei der LNVG aus? Wir haben bereits entschieden, dass wir keine neuen Dieselfahrzeuge mehr kaufen werden. Mitte/Ende der 2020-er Jahre ersetzen wir &60;weitere Diesel-Triebzüge: Nach heutiger Kenntnis kommen dafür Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb in Frage, aber auch Fahrzeuge mit Akku-Antrieb. Wir prüfen, welche Lösung wir auf den jeweiligen Netzen wählen werden. Übrigens bleibt auf lange Sicht gesehen die effizienteste Lösung für den Energieeinsatz die Elektrifizierung von Strecken. Darauf haben wir allerdings keinen Einfluss, das ist Sache des Bundes.

Übrigens: Die beiden Testfahrzuge des Herstellers Alstom waren bei den 18 Monate lang auf dem Netz der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb) unterwegs, ohne liegen zu bleiben. Das macht uns sehr zuversichtlich für unsere Serienfahrzeuge, die gerade gebaut werden. Wasserstoff sorgt für frischen Wind auf der Schiene!

Gastautorin: Carmen Schwabl, Sprecherin der Geschäftsführung LNVG

https://www.lnvg.de/

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