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Windenergie stärkt die Energiezukunft im Baltikum From Hamburg to the World: Hamburg und Lettland bauen Zusammenarbeit aus

Die Zusammenarbeit mit Ostsee-Anrainerstaaten bildet einen wichtigen Bestandteil der Internationalisierungsstrategie des EEHH-Clusters mit Fokus auf die Windenergie. Die baltischen Staaten, darunter Lettland, streben Energieunabhängigkeit an und setzen stark auf den Ausbau erneuerbarer Energien und der Stromübertragungsnetze. Es besteht großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Hamburg und die potenzielle Geschäftschance für die EEHH-Mitglieder ist vielversprechend.

Energieunabhängigkeit durch Ausbau der Windenergie

Im Bereich Offshore-Windenergie zählt Lettland zu den Ländern in der baltischen Region mit dem größten Ausbaupotenzial. Vor der lettischen Küste könnten laut der Einschätzung der EU bis zu 14,5 Gigawatt installiert werden. Zusammen mit Estland plant Lettland den Bau eines transnationalen Offshore-Windprojektes namens ELWIND. Die estnische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 50 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen zu decken, und will massiv in erneuerbare Energien investieren. Mithilfe der Europäischen Investitionsbank baut das estnische Unternehmen Enefit Green den größten Onshore-Windpark „Tootsi“ (800 Megawatt) im Baltikum. Weitere Ausschreibungen und Projekte sind in der Pipeline.

Der Ausbau von erneuerbaren Energien erhält einen zusätzlichen Schub, nachdem die drei baltischen Staaten im Februar 2025 das russische und belarussische Verbundnetz verließen und dem kontinentaleuropäischen Stromnetz beitraten.

Windpark Tootsi, Copyright: Enefit Green

German Latvian Renewables Roundtable

Unter der Leitung des lettischen Wirtschaftsministers Viktors Valainis reiste eine 180-köpfige Delegation am 24. September nach Hamburg. Mit dabei waren 20 Unternehmensvertreter*innen der erneuerbare Energien-Branche. In Kooperation mit der lettischen Botschaft und der lettischen Wirtschaftsförderungsagentur veranstaltete das EEHH-Cluster den „German Latvian Renewables Roundtable“ und bot eine besondere Gelegenheit für einen fachlichen Austausch und Diskussion über Geschäftschancen zwischen führenden Unternehmen aus beiden Ländern.

In den Eröffnungsreden betonten der Wirtschaftsminister Valainis und Hamburgs Energiesenatorin Katharina Fegebank, dass die Zusammenarbeit im Bereich erneuerbare Energien für die Stärkung der Energiesicherheit im Ostseeraum essenziell sei. Hamburg, mit seinem starken Unternehmensnetzwerk vor allem für die Windenergie, kann Lettland auf dem Weg zur Klimaneutralität und unabhängigen Energiezukunft unterstützen. Wie Hamburg bzw. EEHH-Mitglieder die Energiewende in Deutschland denken und gestalten zeigten Nordex, Luxcara und Hamburger Energiewerke in ihren Impulsvorträgen.

Als Europas führender Hersteller für Onshore-Windkraftanlagen verbuchte Nordex mittlerweile einige Erfolge in Lettland. Norbert Dwenger, Head of New Market & Eastern Europe, stellte vor: Im September 2024 bestellte die Sia Laflora Energy bei Nordex 16 Turbinen für den 108 Megawatt Windpark im Südwesten des Landes. Mit dem lettischem Fertigbetonhersteller Consolis arbeitet Nordex bei der Fertigung von Hybridtürmen zusammen, um Komponenten für das Projekt „Laflora“ zu liefern und damit die lokale Lieferkette zu stärken. Der staatliche Energieversorger Latvenergo ist hundertprozentiger Eigentümer des Windparks. Die Inbetriebnahme ist für Sommer 2026 geplant. Im Sommer 2025 erhielt Nordex zudem einen Auftrag über die Installation und Lieferung von 21 Turbinen für den bislang größten Windpark Lettlands – „Pienava“ mit einer Kapazität von 147 Megawatt.

Luxcara, ein unabhängiger Asset Manager mit Sitz in Hamburg, ist auf die Investition und den Betrieb von nachhaltigen Energieinfrastrukturen spezialisiert. Malte Paul, Senior Manager, ging in seinem Vortrag auf konkrete Projekte in Europa ein. Luxcara gewann bislang den Zuschlag für den Bau von zwei Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee. Das Projekt „Waterkant“ markiert den Einstieg in den deutschen Offshore-Windmarkt für das Unternehmen und soll mit einer Kapazität von 270 Megawatt bis Ende 2028 fertig installiert werden. Unter dem Namen „Waterekke“ soll ein 1.500 Megawatt großer Windpark mit 97 Turbinen von Siemens Gamesa entstehen und 2029 ans nationale Übertragungsnetz angeschlossen werden. Luxcara ist zusätzlich Konsortialpartner für das Wasserstoff-Pilotprojekt „Hamburg Green Hydrogen Hub“. In Lettland plant Luxcara erste Wind- und Solaranlagen.

Auch die Wärmewende ist ein wesentlicher Teil der Energiewende, denn etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus dem Wärmesektor. Hamburg ist Modellregion in diesem Feld. Dr. Steffen Bechtel, Referent Politik & Grundsatzfragen, beleuchtete den Status-Quo zu den Vorzeigeprojekten „Energiepark Hafen“ und „Energiepark Tiefstack“, die die Transformation zur klimaneutralen Wärmezukunft und den Kohleausstieg in Hamburg vorantreiben.

Laura Štrovalde, Deputy Director bei der Investment and Development Agency of Latvia, gab einen Einblick in die Strategie, Innovation und Perspektive im Zusammenhang mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien in Lettland. Der lettischen Regierung ist bewusst, dass mit dem erneuerbaren Zubau ein steigender Bedarf an Netzkapazität einhergeht. Die Bereitstellung von zuverlässigen Übertragungs- und Verteilnetzen rückt daher in den Fokus der Energiepolitik. Bereits heute stammen dort knapp 70 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen, wobei größtenteils aus Wasserkraft. Der Zubau von Wind- und Solarenergie soll in den nächsten Jahren beschleunigt werden. Darüber hinaus überzeugt Lettland mit vergleichsweise niedrigen Grundstückpreisen und Stromkosten (langfristig: 50-60 Euro/MWh Pay-as-produced PPA), die attraktive Rahmenbedingungen für den Aufbau der digitalen und KI-basierten Infrastrukturen wie Rechenzentren schaffen.

Besuch im Gigahub von Quest One, Copyrigt: EEHH

Die Veranstaltung endete mit einem Besuch beim Hamburger Wasserstofftechnologieunternehmen Quest One. Im Rahmen eines geführten Rundgangs im Gigahub informierte sich die lettische Wirtschaftsdelegation über die Entwicklung, Forschung und Produktion von innovativen PEM-Elektrolyseuren und Elektrolyse-Stacks. Der Gigahub wurde im Oktober 2024 in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz und Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher eröffnet. Auf einer Grundfläche von 12.000 Quadratmetern kann bei voller Ausbaustufe die hochautomatisierte Serienproduktion mit einer Gesamtkapazität von über 5 Gigawatt jährlich realisiert werden. Mit dem Gigabhub wurde eine neue Phase für den Wasserstoffhochlauf in Hamburg gestartet.

Das EEHH-Cluster bedankt sich bei den beteiligten Mitgliedsunternehmen für den Austausch und die Unterstützung und freut sich auf weitere gute Zusammenarbeit mit Lettland.

Über Jingkai Shi

Profilbild zu: Jingkai Shi

Hamburg ist die Modellregion der Energiewende und deutsche Windhauptstadt mit Verbindungen in die ganze Welt. Die lokale Erneuerbare Energien-Branche ist damit ein zentraler Partner für die internationale Energiewirtschaft. Als Ansprechpartner für internationale Kooperation im Bereich Erneuerbare Energien betreue ich die Beziehung des EEHH-Clusters zu internationalen Branchenetzwerken, unterstütze die EEHH-Mitglieder bei ihren Auslandsaktivitäten und trage mit Social-Media-Aktivitäten zu einer stärkeren Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Hamburg auf der Weltbühne bei.

von Jingkai Shi