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Wind, Sonne und Wasserstoff am Hamburger Flughafen Interview mit Jan Eike Hardegen

Hydrogen takes to the air - aber das ist noch nicht alles. Welche Rolle Wasserstoff neben dem Luftverkehr auch in der Intralogistik des Flughafens spielt und wie Windfügel am Boden Flugzeuge in die Luft bringen, verrät Jan Eike Hardegen im Gespräch mit EEHH.

Wind, Sonne und Wasserstoff am Hamburger Flughafen
Im Gespräch mit Jan Eike Hardegen, Leiter Abteilung Umwelt am Hamburger Flughafen.

Ihr habt kürzlich eure Mitgliedschaft im Netzwerk „Hydrogen Hub at Airports“ bekannt gemacht. Kannst du kurz den Hintergrund des Netzwerkes erklären und welche Ziele ihr damit verfolgt?

Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss internationaler Flughäfen, die vergleichsweise weit in ihren Planungen für den Einsatz von Wasserstoff als Energieträger in der Luftfahrt sind. Daran, dass an Wasserstoff als Treibstoff kein Weg vorbeiführen wird, wenn wir eine CO2-emissionsfreie Luftfahrt haben wollen, gibt es keine Zweifel – nur wie Lieferung, Lagerung, Tankvorgänge und die ganzen beteiligten Prozesse aussehen sollen, dazu gibt es bislang noch keine erprobten Standards. Wenn die Infrastruktur stehen soll, sobald die ersten Mittelstrecken-Flugzeuge mit Wasserstoffantrieb verfügbar werden, müssen wir jetzt damit beginnen, diese Infrastruktur zu planen und vorzubereiten. Und die Standards müssen dann natürlich auch international funktionieren – der Zusammenschluss mit Partnern in aller Welt ist deshalb sehr wichtig.

In welchen Bereichen wird der Hamburger Flughafen Wasserstoff einsetzen und wie sieht eure Roadmap aus? Welche besonderen Herausforderungen seht ihr?

Zunächst mal werden wir einige unserer Bodenverkehre auf Wasserstoffantrieb umstellen.  Bei dem Aufbau der Infrastruktur dafür müssen wir aber für die Energiewende in der Luftfahrt mitplanen. Weil es dafür noch keine Szenarien gibt, an denen wir uns orientieren können, haben wir gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) eine Roadmap entwickelt, die alle nötigen Schritte abbildet. Dabei ist es zum Beispiel wichtig, auch den wachsenden Bedarf an flüssigem und gasförmigem Wasserstoff möglichst genau abzuschätzen und die sich daraus ergebenen Anforderungen an die Lagerkapazitäten abzuleiten. Die Roadmap dient nicht nur uns, sondern ist gleichzeitig eine Blaupause für Flughäfen in vergleichbarer Größe. Eine wichtige Erkenntnis: Auch die Politik ist bereits jetzt gefordert, die Grundlagen für eine Energiewende in der Luftfahrt zu ermöglichen. Die Menge an Wasserstoff, die wir in einigen Jahren für die Luftfahrt benötigen werden, wenn wir die EU-Klimaziele erreichen wollen, ist heute bei Weitem nicht verfügbar. Auch hier müssen die Vorbereitungen rechtzeitig anlaufen

Der Hamburger Flughafen betätigt sich schon seit längerem im Bereich Nachhaltigkeit und alternative Antriebe. Was habt ihr bislang erreicht und was sind eure weiteren Pläne?

Wir wirtschaften seit Ende 2021 CO2-neutral und verfolgen das ehrgeizige Ziel, bis 2035 als erster großer Flughafen in Deutschland im Bodenbetrieb CO2-emissionsfrei zu sein. Von 2009 bis 2021 haben wir die Emissionen unseres Flughafenbetriebs, der Gebäude und Anlagen, um 80 Prozent reduziert – unter anderem indem wir unsere Fahrzeugflotte umgestellt haben. Dort, wo weder Elektro- noch Wasserstofffahrzeuge eingesetzt werden können, verwenden wir schon seit Ende 2016 als Übergangstechnologie ausschließlich synthetischen Kraftstoff aus pflanzlichen Abfallstoffen. Für die Zukunft wird der Umbau der Wärmeversorgung für die mehr als 100 Gebäude des Flughafens ein wesentlicher Schritt sein.

Der Hamburger Flughafen wird demnächst Windmüller. Kannst du etwas zu dem geplanten Windpark sagen? Wie funktioniert die Versorgung des Flughafens mit „eigenen“ Erneuerbaren Energien?

Ab 2028 soll der komplette Energiebedarf für unsere Flughafenstadt mit unserem eigenen Windpark gedeckt werden. Der Windpark Heidmoor entsteht auf einer flughafeneigenen Fläche nahe Kaltenkirchen und wird nach aktuellen Berechnungen mehr als 100 GWh pro Jahr leisten. Mit den geplanten Energieeinsparungen im Rahmen von Net Zero 2035 liegt das sogar über unserem eigenen Bedarf.

Welche Rolle spielt Photovoltaik am Hamburger Flughafen?

Wir prüfen auch den Einsatz von Solaranlagen, diese spielen aber in unserer Planung eine kleinere Rolle als die Windkraft. Trotzdem: Wir sind bei all unseren Maßnahmen grundsätzlich technologieoffen.

Was versprecht ihr euch von der Mitgliedschaft im EEHH-Cluster? An welchen Unternehmen und Institutionen habt ihr besonderes Interesse?

Ob bei dem Umbau unserer Bodenverkehre oder dem Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur stehen wir immer wieder vor Fragen, auf die es noch keine fertigen Antworten gibt. Aus unserer Sicht ist es da der beste Weg, sich frühzeitig mit potenziellen Partnern zu umgeben, die gemeinsam mit uns diese Lösungen entwickeln können – womöglich nicht nur für uns, sondern für die gesamte Luftfahrtbranche.

Über Oliver Schenk

Profilbild zu: Oliver Schenk

Ich bin verantwortlich für den Bereich Marketing Wasserstoff und sorge dafür, dass die hiesigen Projekte und Formate in der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus wahrgenommen werden. Um dem vielversprechenden Energieträger zum Durchbruch zu verhelfen unterstütze ich die Wasserstoffwirtschaft mit redaktionellen Beiträgen, Netzwerkveranstaltungen, Videoproduktionen und vielem mehr.

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