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Wind, Solar, Geothermie und Bioenergie - Wohin soll die Reise gehen? Erste Erkenntnisse für die neue EEHH-Clusterstrategie 2021-2025

Das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg will mit neuer Strategie ins Jahr 2022 starten und damit seine zukünftige Clusterarbeit stärker an den aktuellen Entwicklungen des Energiesystems.

Wind, Solar, Geothermie und Bioenergie - Wohin soll die Reise gehen?
Austausch ist elementar für die EEHH-Clusterarbeit (EEHH GmbH)

Zur Erarbeitung der neuen Clusterstrategie organisierte die Geschäftsstelle mit Unterstützung der Beratungsagentur Umlaut Energy von August bis Oktober insgesamt zwölf Strategieworkshops mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, zu denen jeweils eine kleine, ausgewählte Gruppe von Mitgliedern eingeladen war. Auf Grundlage von identifizierten Herausforderungen formulierten sie konkrete Handlungsziele und Maßnahmen. Eine Grundvoraussetzung für die Dekarbonisierung des Energiesystems ist und bleibt der weitere und zügige Ausbau der erneuerbaren Energien. Daher spielten die Themen Wind, Solar, Geothermie und Bioenergie eine große Rolle bei den Workshops.

Workshop Solar

Die Anwendungen im PV-Bereich sind breit gefächert und reichen von Kleinanlagen bei privaten Häuslebauern über Anlagen auf Gewerbebetrieben, öffentlichen Liegenschaften, Immobilien der Wohnungswirtschaft bis hin zu Großanlagen bei Industriebetrieben oder Freiflächenanlagen in ländlichen Räumen.

So sei es für die erfolgreiche Umsetzung der Solarpflicht in Hamburg z.B. essenziell, verstärkt für die gesellschaftliche Akzeptanz zu werben. Das Cluster könnte hier als Multiplikator und Wissensvermittler fungieren. Mittelfristig gehe es vor allem darum, die Solar-Dachpflicht auf die Bestandsgebäude auszuweiten, was bisher noch auf große Widerstände stößt. Zur Konfliktbewältigung müsse der Austausch und die Zusammenarbeit von Energie- und Wohnungswirtschaft intensiviert werden.

Darüber hinaus müsse dem Fachkräfte-Mangel mit einer Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive begegnet werden. Aufgabe des Clusters könnte u.a. sein, die Bildung eines „runden Tisches“ - zusammengesetzt aus Vertretern der unterschiedlichen Bildungsinstitute, der Handwerkskammer, Arbeitsagentur und Mitgliedsunternehmen - zu unterstützen, welcher in Anlehnung an den Masterplan „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ Lösungswege konzipiert.

Für den Ausbau der Solarenergie stellen auch neue Mieterstrommodelle und Quartierskonzepte eine wichtige Stellschraube dar. Sinnvoll seien Dialogplattformen mit der Hamburger Wohnungswirtschaft  und die Bewerbung gelungener Leuchtturmprojekte im Rahmen von Informationsveranstaltungen.

Workshop Wind

Die Windindustrie teilt sich in On- und Offshore auf. Der Onshore-Windmarkt in Deutschland schrumpft stetig. Grund dafür sind abnehmende Installationszahlen, Genehmigungsvolumina und Neuausweisungen von Flächen, steigende Genehmigungskosten und -risiken sowie komplexe Ausschreibungsverfahren. Die deutsche Offshore-Branche blickt optimistischer in die Zukunft. Schließlich wurde kürzlich der neue maritime Raumordnungsplan mit einem Ausbauziel von 40 GW besiegelt. Allerdings steht sie auf dem internationalen Markt unter großem Wettbewerbsdruck. Erste Insolvenzen wurden bereits publik. Darüber hinaus rechnen die Unternehmen mit einem weiteren Job-Abbau von 20 Prozent.

Angesichts dieser schwierigen Lage wurde erörtert, welchen Beitrag das Cluster zu leisten vermag. Ein erster Fokus sollte auf die Vermehrung internationaler Aktivitäten und Beziehungen liegen. Damit einher ging auch der Wunsch, strategische Partnerschaften mit ausländischen Wind-Branchennetzwerken zu schaffen, insbesondere im Hinblick auf den zukünftigen Handel von grünem Offshore-Wasserstoff. Zur Vorbereitung könne eine Analyse der Cluster-Landschaft in Nachbarländern dienen. Hiermit ist die Idee verbunden, eine Arbeitsgruppe zur Internationalisierung der EEHH-Clusterarbeit zu erarbeiten.

Mit Blick auf den Onshore-Bereich sollte das Cluster einen Beitrag zur Verkürzung und Vereinfachung von Genehmigungsprozessen leisten. Hier spiele vor allem die Vereinbarkeit von Windenergie und Naturschutz eine große Rolle. Außerdem könnten Forschungsvorhaben unterstützt und deren Erkenntnisse breiter gestreut werden. Hamburg solle sich als „industrieller“ Anker der Windenergie in Norddeutschland positionieren. Zielfördernde Maßnahmen stellen die Ermittlung und Darstellung von Kompetenzen der in Hamburg ansässigen Windunternehmen sowie die Stärkung ihres Außenauftritts in Zusammenarbeit mit der regionalen Presse und anderen Multiplikatoren dar.

Workshop Bioenergie & Geothermie

Der Workshop förderte deutlich zutage, wie zentral Bioenergie und Geothermie-Projekte für die erneuerbare Energieversorgung einer Stadt wie Hamburg, die aufgrund von Flächenmangel über eine begrenzte Anzahl an Wind- und Solarparks verfügt, sind. Darüber hinaus wird wegen des ansteigenden Bedarfs an Regelenergie und den verschärften Hamburger Mitigationszielen ihre Rolle zukünftig noch bedeutender. Daher machten sich die Teilnehmer*innen dafür stark, diese beiden klimafreundlichen Alternativen als integralen Bestandteil der Energie- und Wärmeversorgung der Stadt Hamburg zu verstehen und als solche stärker in den Vordergrund der Clusterarbeit zu rücken.

Im Bereich der Bioenergie sollte das Cluster im ersten Schritt die Stadt Hamburg dabei unterstützen, Verfügbarkeiten, Machbarkeiten und Umsetzbarkeiten von Bioenergie zu identifizieren. Konkret könnte dies bedeuten, in Kooperation mit relevanten Clustermitgliedern und der BUKEA Kriterien für nachhaltige Biomassenenergie zu entwickeln, sowie Akteure der Bioenergie enger mit Stadt- und Quartiersentwicklern, Behörden und Planern zusammenzubringen.

Ein ähnliches Ziel wurde auch mit Blick auf die Förderung von Geothermie formuliert. Um das Risiko für die „Nicht-Fündigkeit“ von Bohrungen für Unternehmen zu minimieren, sollte sich das Cluster bei der Stadt Hamburg für die Erstellung eines geothermischen Atlasses stark machen. Damit einher gehe die Detaillierung von Potenzialen, vor allem in Bezug auf die Tiefengeothermie sowie die Erarbeitung eines Leitfadens für die Projektumsetzung.

Nächste Schritte bis zur fertigen Strategie

Die hier skizzierten Workshopergebnisse werden mit Abschluss der gesamten Workshopreihe von Umlaut Energy zusammengetragen und im engen Austausch mit der EEHH-Geschäftsstelle in eine kohärente Clusterstrategie umgewandelt, die für die kommenden vier Jahre zentrale Handlungsfelder definiert und hierfür jeweils operationalisierbare Maßnahmenpakete schnürt.

Über Janina Grimm

Profilbild zu: Janina Grimm

Seit März 2020 leite ich das B2B-Marketing von NEW 4.0 im Cluster EEHH. Ob auf dieser Webseite, bei Twitter, via LinkedIn, auf Fachveranstaltungen und Messen - jeden Tag kann ich über das reden und schreiben, was mich am meisten interessiert: Die Entwicklung innovativer Lösungen für eine ganzheitliche und nachhaltige Transformation unseres Energiesystems. Parallel studiere ich meinen Master in Energy Policy. Diese Kombination aus Praxis und Theorie birgt viele tolle Chancen, meine Kenntnisse im Bereich der Erneuerbaren-Energien-Branche und nachhaltiger Energiepolitik zu vertiefen.

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