Details

"Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens stärken" Interview mit HPA-Geschäftsführer Friedrich Stuhrmann

Im folgenden Gespräch äußert sich der neue HPA-Geschäftsführer Friedrich Stuhrmann zu Zielen und Visionen des Hamburger Hafens.

Friedrich Stuhrmann (HPA)

EEHH: Lieber Herr Stuhrmann, Sie sind einigen Monaten Geschäftsführer der Hamburg Port Authority, eine sehr bedeutende Funktion im Hamburger Hafen. Herzlichen Glückwunsch! Welche Ziele verfolgen Sie hauptsächlich?

Friedrich Stuhrmann: "Vielen Dank für die Glückwünsche: Die Hamburg Port Authority (HPA) hat in der Tat eine wichtige Funktion in der aktiven Zukunftsausrichtung des Hamburger Hafens. Gleichzeitig kann die HPA den Hafen vor allem gemeinsam mit der Politik, der Hafenwirtschaft, den Kunden sowie weiteren nationalen und internationalen Partnern erfolgreich weiterentwickeln. Deshalb ist eines meiner Ziele, dass wir in Hamburg gemeinsam an einem Strang ziehen und uns der Bedeutung des Hafens für Stadt und die Menschen noch bewusster werden und diese auch so klar benennen. Der Hafen ist die wirtschaftliche und auch emotionale Herzkammer Hamburgs. Der Hafen sichert deutschlandweit über 600.000 Jobs, sichert eine Wertschöpfung von über 50 Milliarden Euro und generiert allein für die Metropolregion Hamburg über 1,5 Mrd. € Steuern. Zudem ist dieser Hafen für die deutsche Volkswirtschaft unverzichtbar. Ohne diesen Hafen könnten wir unsere Logistikketten nicht so resilient und zuverlässig aufrechterhalten. Das ist für uns als Export-, aber auch Importnation extrem wichtig und sichert auch unsere Unabhängigkeit. Ein weiteres Ziel ist, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens stärken. Unsere Wettbewerber schlafen nicht und sind sehr motiviert Hamburg Marktanteile abzujagen. Hier müssen wir Antworten finden und vor allem in die Tat umsetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens insgesamt zu stärken. "

EEHH: Der Hamburger Hafen steht vor sehr großen wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen. Welche würden Sie besonders hervorheben und warum?

Friedrich Stuhrmann: "Wir müssen den Hafen fit für die Zukunft machen. Das heißt, wir müssen ihn auf die aktuelle und künftige Schiffsgrößenentwicklung ausrichten. Dazu müssen wir die Terminals bestmöglich dabei unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit weiter zu steigern. Der Hafen besteht nicht nur aus Umschlag und Logistik, sondern auch aus Produktion, Industrie und anderer Wertschöpfung. Der Hafen und Hamburg braucht geeignete Flächen, um vorhandenen Betrieben Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und gleichzeitig neue aufstrebende Branchen im Hafen anzusiedeln.

Ich halte auch die Energie- und Verkehrswende für eine große und enorm wichtige Herausforderung. Als größter Eisenbahnhafen Europas sind wir in Hamburg für eine Verkehrswende sehr gut aufgestellt und in der ersten Startreihe. In Hamburg werden rund 50% der Container auf der Schiene ins Hinterland transportiert, in Antwerpen und Rotterdam sind es im Vergleich nur 7% und 14%. Wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen, sondern müssen unsere Stärke konsequent ausbauen. Der Verkehrsträger Schiene spielt zusätzlich eine wichtige Rolle bei der Energiewende: er kann bereits heute komplett mit erneuerbarer Energie betrieben werden und ist damit sehr umweltfreundlich.

Die Energiewende bedeutet für den Hafen auch veränderte Warenströme, auf die wir die Infrastruktur rechtzeitig ausrichten müssen. Infrastrukturmaßnahmen bedürfen in Deutschland bekanntlich erheblichen Planungs- und Genehmigungsvorläufen. Auf der einen Seite werden fossile Energieträger weniger über Hamburg importiert, auf der anderen Seite wollen wir die Chancen der Energiewende in Hamburg aktiv nutzen."

EEHH: Im Hamburger Hafen wird gerade die notwendige Infrastruktur für die entstehende Wasserstoffwirtschaft geschaffen. Wo liegen dabei die größten Herausforderungen?

Friedrich Stuhrmann: "Im Hamburger Hafen wollen wir dazu beitragen, die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs zu etablieren: Herstellung und Import, Verbrauch in Industrie und Transportanwendungen sowie Weiterverarbeitung in andere Kraftstoffe.  Derzeit gibt es für grünen Wasserstoff allerdings noch keine selbsttragenden Geschäftsmodelle. Produzenten, Verbraucher und Transporteure sind noch auf öffentliche Förderung angewiesen. Über den Hamburger Hafen soll Wasserstoff auch importiert werden. Noch ist aber unbekannt, wann, in welchen Mengen und in welcher Form dies sein wird – möglich wäre flüssig, gasförmig, gebunden in anderen Substanzen. Die Festlegung auf eine bestimmte Infrastruktur ist daher eine weitere Herausforderung."

Vielen Dank für das spannende Interview und viel Erfolg bei der HPA!

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von