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Wasserstoffeinsatz bei tesa in Hamburg Interview mit Thomas Erfurth, Manager Energy Transformation
tesa stellt im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsziele den Hamburger Produktionsstandort ab 2027 auf die Nutzung von Wasserstoff um und gehört damit zu den Pionieren in der hiesigen Industrie. Abgesehen von der eigenen Produktion finden sich tesa-Produkte bereits heute in vielfältigen Anwendungen der erneuerbaren Energien. Thomas Erfurth erklärt im Interview, welche Rollen die Energiewende bei tesa spielt.

tesa hat im August angekündigt, das Werk Hamburg an das lokale Wasserstoffnetz anzuschließen und ab 2027 die ersten mit Wasserstoff hergestellten Klebebänder herstellen zu wollen. Wie genau wollen Sie den Wasserstoff einsetzen?
tesa hat Nachhaltigkeit zur Priorität erklärt und sich das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral (Scope 1 und 2)1 zu werden. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Strategie ist der Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energieträger wie Grünstrom und grünen Wasserstoff. Der Wasserstoff wird als Brennstoff, also als Energieträger eingesetzt, um vor allem Dampf und Wärme herzustellen. Wir sind ein energieintensives Unternehmen, und benötigen sehr viel Hochdruckdampf an den Produktionsanlagen, um einerseits die Klebmassen zu trocknen und andererseits unsere Lösemittelrückgewinnungsanlagen zu betreiben. Der Wasserstoff soll das Erdgas ersetzen, dass wir derzeit an den Anlagen einsetzen. Ab 2027 planen wir, den Anteil an Wasserstoff in der Produktion kontinuierlich zu erhöhen und den Anteil an Erdgas zu senken.
Welche technischen Anlagen werden wie umgebaut?
Zum einen muss eine Wasserstoffleitung und Übergabestation auf dem Werksgelände installiert werden, damit wir den Wasserstoff nutzen können. Diese Anlagen verknüpfen Wasserstofferzeuger und -verbraucher, und werden vom Netzbetreiber aktuell geplant und errichtet. Darüber hinaus ist ein wichtiger Schritt der Ersatz erdgasbefeuerter Dampfkessel durch neue mit H2-ready-Technologie.
Wieviel Wasserstoff benötigen Sie vor Ort und welche konkreten Ersparnisse haben Sie damit?
Ein Großteil des heutigen Erdgasverbrauchs soll zukünftig durch grünen Wasserstoff sowie Strom aus erneuerbaren Energiequellen ersetzt werden. Durch den Einsatz von Wasserstoff werden signifikante Mengen CO2 – rund 6.000 Tonnen CO2 jährlich – eingespart.
Warum gehen Sie diesen Schritt ausgerechnet im Hamburger Werk?
Eine vollständige Elektrifizierung des Werkes in Hamburg ist aufgrund des hohen Energiebedarfes und der begrenzten Netzkapazitäten nicht möglich, deshalb müssen wir uns zur Erreichung unseres Klimaziels mit anderen Lösungswegen beschäftigen. Nur im Werk Hamburg besteht realistisch die Möglichkeit, in diesem Zeitraum an die Wasserstoffversorgung angeschlossen zu werden. Deshalb werden wir dort in Zukunft die beiden die Energieträger grünen Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Quellen in unserer Planung berücksichtigen.
Welchen Stellenwert hat diese Maßnahme im Hinblick auf tesas Dekarbonisierungsstrategie?
Unser Fokus auf dem Weg zur Klimaneutralität liegt auf der Reduktion und Vermeidung von Emissionen. Das Werk Hamburg hat den höchsten Energieverbrauch unserer Produktionsstandorte, deshalb sind die definierten Maßnahmen für dieses Werk besonders umfassend und erforderlich, um unser Klimaziel zu erreichen. Grundsätzlich hat tesa das Bestreben, seine Position als Innovationsführer der Branche zu stärken und Vorbild für andere Unternehmen und Verbraucher zu sein. Dazu gehört dann auch, dass wir unseren Worten Taten folgen lassen und alternative, zukunftsweisende Technologien nutzen.
Gibt es in Ihrem Unternehmen bereits Erfahrungen im Bereich Wasserstoff?
Bislang wurde bei tesa kein Wasserstoff in der Produktion eingesetzt. Wir befassen uns mit dem Einsatz von Wasserstoff als Energieträger in der Produktion bereits seit geraumer Zeit sehr intensiv und entwickeln uns gemeinsam mit unseren Lieferanten kontinuierlich weiter auf diesem Gebiet.
Welche tesa-Produkte finden sich in der Erneuerbare Energien-Branche wieder?
Mit hochwertigen Klebebandlösungen für die Produktion von Solarmodulen und Windkraftanlagen arbeitet tesa kontinuierlich an Innovationen zur Unterstützung der globalen Energiewende.
So bietet tesa verschiedene Klebebänder für die Herstellung und Integration von Solarmodulen an, dazu gehören z.B. waferbasierte Module aus kristallinem Silizium (c-Si), Dünnschichtmodule und ultradünne, flexible Module der nächsten Generation.
Auch für den Windenergiesektor bietet tesa verschiedene Produkte: Neben Anwendungen für die Rotorblatt-Fertigung und besonders resistenten Tapes, zum Beispiel für den Erosionsschutz, spielen Produkte für Wartung und Pflege eine größer werdende Rolle. Dabei kommen spezielle Klebeband-Lösungen wie das Multitalent tesa® ACXplus ins Spiel, zum Beispiel für die Befestigung von Anbauteilen zur Leistungssteigerung oder Geräuschminderung.
Darüber hinaus hat tesa Anwendungen für den BESS-Sektor (Battery Energy Storage Systeme): Batteriespeichersysteme (BESS) revolutionieren die Art und Weise, wie wir Strom speichern und verteilen. Diese innovativen Systeme nutzen wiederaufladbare Batterien, um Energie aus verschiedenen Quellen wie Solar- oder Windenergie zu speichern und bei Bedarf wieder abzugeben. Als führender Anbieter von technischen Klebelösungen verfügen wir über jahrzehntelange Erfahrung in der Automobilbranche: Mit unserem breit gefächerten Sortiment an innovativen Klebelösungen für Batterien sind wir zuverlässiger Partner bei der umweltfreundlichen Elektrifizierung von Autos. Diese Erfahrung und Expertise nutzen wir auch für Anwendungen im BESS-Sektor.
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1 Scope-1-Emissionen umfassen alle Treibhausgasemissionen aus Quellen, die direkt von einem Unternehmen verantwortet oder kontrolliert werden, z.B. Emissionen aus dem Verbrauch von Energieträgern wie Erdgas und Brennstoffen am Unternehmensstandort sowie die Emissionen des eigenen Fuhrparks. Scope-2-Emissionen beziehen sich auf die indirekten Treibhausgasemissionen aus der Nutzung eingekaufter Energie, wie Strom, Wasserdampf, Fernwärme oder -kälte. Diese Emissionen entstehen nicht direkt im Unternehmen, sondern bei den Energieerzeugern.
Werksbesichtigung am 1. Oktober
Wer das tesa Werk gerne genauer kennenlernen möchte, hat am 1. Oktober 2024 im Rahmen einer exklusiven Führung für EEHH-Mitglieder die Möglichkeit dazu.
Hier kommen Sie zur Anmeldung.