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Wasserstoff: das Herzstück der Japan-Hamburg Partnerschaft From Hamburg to the World: EEHH-Delegationsreise nach Japan (Teil 2)
Am letzten Tag in Osaka stand für die Hamburg-Delegation der Besuch der Weltausstellung auf der Agenda. Danach ging es weiter nach Tokio und Fukushima. In Tokio fand ein Netzwerkabend mit den Clustermitgliedern und Partnern statt. In Fukushima traf sich das EEHH-Cluster mit lokalen Wissenseinrichtungen, um das Potenzial im Bereich Forschungskooperation zu analysieren.

EXPO 2025 Osaka – Weltgemeinschaft für eine nachhaltige Zukunft
Die Weltausstellung in der Partnerstadt Osaka war die Hauptmotivation für die Delegationsreise. Unter dem Motto „Designing Future Society for Our Lives“ verfolgt die EXPO 2025 das Ziel, die internationale Gemeinschaft zur Mitgestaltung einer nachhaltigen Zukunft zusammenzubringen. Deutschland präsentiert sich mit eindrucksvoller Architektur sowie Themen und Lösungsansätzen der zirkulären Kreislaufwirtschaft.
Der Deutsche Pavillon ist ein Paradebeispiel für zukunftsfähiges Bauen. Unter dem begrünten Dach befinden sich sieben kreisförmige Zylinderbauten, die das Leitmotiv Kreislaufwirtschaft repräsentieren. Für die Errichtung des Pavillons wurden besonders innovative Baustoffe wie Pilzmycelien und Hanfbeton verwendet. Die Konzeptionierung verkörpert Nachhaltigkeit. Der gesamte Pavillon wird nach der Ausstellung zurückgebaut, aber alle Bauteile einschließlich tragende Säulen, Böden und Möbel können wiederverwendet werden.
„Wa! Germany“ ist der Titel. Das Wort „Wa“ hat im Japanischen mehrere Bedeutungen. „Wa“ bedeutet „Kreis“, „Harmonie“, aber auch „Wow“ – ein Ausdruck von Überraschung und Faszination. Mit interaktiven und spielerischen Elementen, insbesondere dem niedlichen Maskottchen „Circulars“ als dem Besuchsbegleiter, wird den Besucher*innen ein außergewöhnliches Erlebnis geboten, wie Deutschland seinen Weg zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft gestaltet. Durch die Vorstellung von zukunftsweisen Pilotprojekten wie dem Hamburg Green Hydrogen Hub und der Science City Bahrenfeld liefert Hamburg inspirierende Impulse für die grüne Transformation und eine innovative, nachhaltige urbane Entwicklung.
Die EXPO 2025 Osaka findet vom 13. April bis zum 13. Oktober auf Yumeshima statt, einer künstlich angelegten Insel im Hafengebiet von Osaka. Die Größe des EXPO-Geländes entspricht ca. 217 Fußballfeldern.

Stärkung des Hamburg-Netzwerks in Tokio
Die EEHH-Mitglieder RWE, Siemens Gamesa und DNV zählen zu Schlüsselakteuren, die die Energiewende in Japan vorantreiben. Ob in Offshore-Wind oder Wasserstoff – sie investieren Kapital und setzen technisches Know-how ein, um Japan bei der Erreichung seiner Klimaschutzziele zu unterstützen. Neben den privaten Marktakteuren pflegt das EEHH-Cluster enge Kontakte zu öffentlichen und institutionellen Stakeholdern wie der Deutschen Botschaft, der Deutsch-Japanischer Energiepartnerschaft, dem World Forum Offshore Wind (WFO) sowie den Hamburg Ambassadors. Gemeinsam bilden diese ein großes Netzwerk mit starker Affinität zu Hamburg, auf das das EEHH-Cluster in seiner Kooperation mit Japan gezielt zurückgreifen kann.
Diese und weitere Partner folgten der Einladung des EEHH-Clusters zur „EEHH Renewables Night“, einem Netzwerkabend in Tokio. Von politischen Rahmenbedingungen bis zu aktuellen Projekten: in entspannter Atmosphäre bei japanischem „Hotpot“ diskutierten die Teilnehmer*innen lebhaft.

Ausbau der Forschungskooperation mit Fukushima
Hamburg und Fukushima bekennen sich zum Ziel der Klimaneutralität (2040-2045). Beide Regionen nehmen eine Vorreiterrolle Ausbau der erneuerbaren Energien in beiden Ländern ein. Vor allem in Sachen Wasserstoff zeichnet sich ein starkes gemeinsames Interesse ab. Hamburg treibt mit Pilotprojekten wie HH-WIN und dem Hamburg Green Hydrogen Hub den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft voran. In Fukushima gehört die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor bereits zum Alltag. Die Präfektur-Regierung verfolgt eine klare Strategie: Wasserstoff soll nicht nur zur Wiederbelebung der regionalen Wirtschaft beitragen, sondern auch die Transformation Fukushimas zu einer grünen Gesellschaft beschleunigen.
Grüner Wasserstoff entwickelt sich weltweit zu einer Schlüsseltechnologie für die industrielle Dekarbonisierung und eine klimaneutrale Zukunft. Um ihn als vielseitigen Energieträger zu etablieren, wird in beiden Ländern viel geforscht. Hamburg hat eine einzigartige Forschungslandschaft, die sich durch das Zusammenspiel von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen auszeichnet. Auch in Fukushima steht die Forschung hoch im Kurs. Dort ist das nationale Forschungsinstitut für erneuerbare Energien (FREA) ansässig. Mit dem Aufbau einer Wasserstoffabteilung rückt die wasserstoffrelevante Forschungsaktivität an der lokalen Universität in den Fokus.
Im Rahmen der Gespräche mit FREA und Fukushima University wurde schnell deutlich, wie groß die Schnittmenge an Themen und Arbeit in der Wasserstoffforschung ist. Prof. Dr. Hans Schäfers, Leiter des Competence Centers für Erneuerbare Energien und Energieeffizient (CC4E), zeigte sich hochbegeistert von der Forschungsarbeit der japanischen Partner. „Es war spannend für mich zu sehen, weil das FREA organisatorisch und thematisch ähnlich aufgestellt ist wie unser CC4E.“ Aus diesem geteilten Interesse wurde ein vertiefter Austausch vereinbart mit Fokus auf der Forschung in den Bereichen Wasserstoff aus Biomasse und Negativemissionen.
Am Ende der Delegationsreise besuchte die Delegation Namie – der Ort, der die Erinnerung der verheerenden Nuklearkatastrophe 2011 mit dem Mut und der Entschlossenheit zu einer wasserstoff-basierten Gesellschaft verbindet. Besonders beeindruckt war die Delegation davon, dass die Vision bereits ein Stückchen Realität ist. Der grüne Wasserstoff, der in dem nahliegenden FREA produziert wird, gelangt durch spezielle Wasserstoff-Oberleitungen oder in kleinen Zylindern in die Haushalte zur Strom- und Wärmeversorgung. Der Ausbau von Wasserstofftankstellen für die Brennstoffzellenautos ist ein weiteres Standbein der Initiative, um die Namie Town auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Stadt zu unterstützen.
In den nächsten Jahren soll in Namie ein neues Zentrum entstehen; Wasserstoff steht dabei im Mittelpunkt. Ob es für Gewerbe, Wohnen oder öffentliche Infrastruktur: es gilt die effektive Nutzung des Wasserstoffes. Zusammen mit zwei weiteren Projekten erhielt Namie für seine zukunftsweisenden Ideen eine Förderung aus dem Japan Innovation Fund.
Fazit
Während Deutschland beim Wasserstoff sein größtes Potenzial in der industriellen Dekarbonisierung sieht, entwickelt Japan eine ganzheitliche Roadmap für die Nutzung in Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft. So wurde beispielsweise die Strom- und Wärmeversorgung aus Wasserstoff bereits zur Normalität in japanischen Haushalten. Deutschland entscheidet sich für die Power-to-Heat-Technologie (Wärmepumpe) bzw. die Sektorenkopplung. In Japan sind Brennstoffzellenautos weit verbreitet. Deutschland setzt hingegen auf die batterieelektrische Variante. Bei LKW sind sich beide Länder jedoch einig, dass Wasserstoff die bessere Lösung sei dank seiner Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs, größerer Reichweite und kürzerer Tankdauer.
Ein weiterer Bereich, der beide Länder trennt, anstatt verbindet, ist die Technologieoffenheit. In Europa und Deutschland wird der Fokus auf grünen Wasserstoff gerichtet. Die Produktion vom Wasserstoff soll entweder aus dem grünen Überschussstrom oder aus der integrierten Energieerzeugung aus der Windkraft oder Solarenergie erfolgen. Beim Wasserstoffimport aus anderen Ländern muss die Einhaltung der Klimaschutzziele ebenfalls im Vordergrund stehen.
Der japanischen Regierung ist wichtig, eine schnelle und breite Wasserstoffanwendung zu erreichen. Angesichts der begrenzten Kapazität von erneuerbarem Strom bleiben mittelfristig fossile Energieträger wie Kohle und Gas sowie die Atomkraft zentrale Stromquellen, womit vorrangig grauer oder blauer Wasserstoff produziert werden.
Die Energiewende in Japan wurde maßgeblich durch die Fukushima-Katastrophe geprägt. Bis 2040 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix auf 40 - 50% steigen. Doch der Ausbau bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich: gebirgige Landschaften, Engpässe beim Übertragungsnetz und natürliche Risiken wie Taifune und Erdbeben erschweren vor allem den Zubau der Windenergie an Land. Zudem steckt die Offshore-Windenergie noch in den Kinderschuhen. Die geologischen Gegebenheiten und tiefen Gewässer erfordern den Einsatz von schwimmenden Fundamenten, eine Technologie, die bislang noch nicht vollständig ausgereift und teuer ist.
Die Zusammenarbeit mit Australien stellt eine tragende Säule der Wasserstoffversorgung bzw. der Wasserstofflieferkette für Japan dar. In Australien wird blauer Wasserstoff aus Kohleverstromung mit Einsatz von CCS-Technologie produziert und per Schiff nach Japan transportiert. Neben dem Verkehrssektor, der das größte Nutzungsfeld für den Wasserstoff bietet, soll Wasserstoff auch dabei helfen, die CO2-Emissionen im japanischen Stromsektor zu reduzieren. Mehrere Stromversorger wie Tohoku Electric Power und Japan Electric Raising Agency testen und erproben Co-Firing: die Bei-Feuerung von Ammoniak oder Wasserstoff, in ihren Kohlekraftwerken. Allerdings ist diese Technologie im Hinblick auf ihre Wirtschaftlichkeit, Umweltauswirkungen und technischen Herausforderungen umstritten.
Eine Woche, drei Städte: eine intensive Delegationsreise, aber auch eine Reise voller schöner Begegnungen und inspirierender Einblicke. Auf dem Weg zur Klimaneutralität sind Deutschland und Japan durch einiges verbunden: Technologie, Innovation und Diversifizierung der Energieversorgung. Mit seiner besonderen Wirtschaftskraft und großen Weltoffenheit ist Hamburg ein kompetenter Ankerpartner, um die energiewirtschaftliche Kooperation voranzutreiben und das gemeinsame Verständnis der Energiewende zu vertiefen. Das EEHH-Cluster freut sich, die langjährige Beziehung mit Japan zu einer kontinuierlichen Energiepartnerschaft auszubauen.