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Veränderungen mit Mut begegnen Mittelständler Schmidbauer setzt auf Nachhaltigkeit für die Zukunft
Im Interview erläutert Minka St. James, Head of Business Development, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Schmidbauer GmbH & Co. KG.
EEHH: Vor welche besonderen Herausforderungen stellt das Thema Nachhaltigkeit ein mittelständisches Unternehmen wie Schmidbauer?
Minka St. James: „Als Familienunternehmen mit 90 Jahren Historie ist es selbstverständlich ein Kernanliegen, das Unternehmen und den Planeten in bestmöglicher Verfassung an die nächste Generation weiterzugeben. Wir stellen uns den Veränderungen mit Offenheit und Mut. Geschätzte Prozesse und gewohnte Interessen werden dabei in Frage gestellt, verbessert und teilweise neu definiert.
Neben Maßnahmen an Gebäuden und zur Einsparung von Ressourcen haben wir u.a. in diesem Jahr das von der EU entschiedenen Hinweisgeberschutzgesetz eingeführt. Dazu wurde ein öffentliches Whistleblower System eingerichtet, in dem Rechtsverstöße (auch anonym) gemeldet werden können. Außerdem beschäftigen wir uns mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz sowie dem European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die ebenfalls Richtlinien der Europäischen Union sind. Kapitalmarktorientierte Unternehmen unserer Größe müssen demnach ab 2025 detaillierte Nachhaltigkeitsinformationen transparent messbar machen. Damit erweitern sich die bereits bestehenden Berichtspflichten mit neuen europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards mit klaren Leitlinien für die Offenlegung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten geben.
Schon seit 2022 werden wir über das Nachhaltigkeits-Managementsystem EcoVadis bewertet. Unser Handeln unterliegt den gesetzlichen Regularien und ethischen Standards, für die wir uns im Unternehmen verpflichtet haben. Unsere Bemühungen richten sich an den Zielen für nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen bis 2030, den Sustainable Development Goals (SDGs) sowie der Achtung aller international anerkannten Menschenrechte. Die Umsetzung dieser Verantwortung für Mensch, Gesellschaft und Umwelt ist für uns ein aktiver Prozess, in dem wir uns in allen Geschäftsbereichen kontinuierlich verbessern.
Die SDGs sind politische international anerkannte Ziele, die sich globalen Herausforderungen widmen. Mehr als 150 Länder haben 2015 im Rahmen der Vereinten Nationen diese Ziele einstimmig beschlossen. Sie sollen die Welt bis 2030 grundlegend zum Positiven verändern, Armut und Hunger auf der Welt beenden, die Ungleichheiten in und zwischen Ländern bekämpfen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften aufbauen, die Menschenrechte schützen und Geschlechtergleichstellung und die Selbstbestimmung der Frauen fördern, den Schutz unseres Planeten und seiner natürlichen Ressourcen sicherstellen und somit auch ein dauerhaftes nachhaltiges Wirtschaftswachstum für alle schaffen.
Für ein mittelständisches Unternehmen, in unseren Fall mit rund 600 Mitarbeitenden, bedeuten die vielen neuen Gesetze und Richtlinien auch großen administrativen Aufwand, der uns in dem täglichen Fachkräftemangel vor Kapazitätsengpässe stellt. Wir haben keine eigene Abteilung, dessen Personal sich explizit und hauptamtlich um diese Themen kümmert. Unser Alltagsgeschäft läuft weiter. Trotzdem: Wir wollen die Zukunft aktiv mitgestalten und wissen: da geht noch mehr. Von unseren Partnern und Lieferanten erwarten wir die Einhaltung und Unterstützung unserer Werte, die wir in einem Verhaltenskodex beschreiben. In unserer Branche sehen wir uns auf Grund unserer Verlässlichkeit und Stabilität als Vorbild und hoffen, dass auch andere über die Vorschriften hinaus verantwortungsvolle Geschäftspraktiken anstreben."
EEHH: Das klingt sehr interessant. Worum geht es in diesem Kodex? Auf welcher Grundlage hast Du ihn entwickelt?
Minka St. James: „Bei Schmidbauer konzentrieren wir uns primär auf fünf Ziele der SDGs, die in unserem Alltagsgeschäft besonders relevant sind. Beim Bewegen schwerer Lasten muss auf vielen Ebenen für Bestleistung gesorgt werden. Wir achten konsequent auf den Schutz der Gesundheit und Sicherheit aller Projektbeteiligten. Um Bedürfnissen von Mitarbeitenden gerecht zu werden, stellen wir Werte wie Diversität und Familienorientierung verstärkt in den Vordergrund und arbeiten gezielt für ein gutes Miteinander und eine Vertrauenskultur im Unternehmen. Stichwort Innovation ist ein essenzielles Thema. Durch Förderung von technologischen Entwicklungen wollen wir nicht nur in unserem Unternehmen zukunftsfähige Ideen voranbringen. Dabei sind die Synergien aus Ökosystemen und Partnerschaften wie im EEHH-Cluster unerlässlich.
Die Themen sind komplex und die SDGs helfen uns, nicht nur Symptome zu bekämpfen, sondern die tatsächlichen Probleme zu erkennen und Veränderung auch in der Denkweise einzuleiten. Es braucht Struktur und einen langen Atem, denn vieles geschieht nicht von heute auf morgen. Was zählt: Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und bewegen etwas gemeinsam in die richtige Richtung.“
EEHH: Warum liegt Dir das Thema Energiewende und Nachhaltigkeit besonders am Herzen?
Minka St. James: „Für mich ist Zukunft nicht nur eine bloße Ausdehnung der Gegenwart. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns als Zeitzeuge einen Teil der Geschichte schreibt. Man muss aber auch daran glauben, dass Veränderungen und Umbau möglich sind. Das kommt dann mit einer gewissen Verantwortung einher, die jeder für sich in einem passenden Maße annehmen kann. Persönlich bin ich eine Verpflichtung eingegangen, der nachfolgenden Generation eine lebenswerte Zukunft mit mindestens ein paar Lösungsansätzen zu hinterlassen. Daher setze ich mich u.a. die Energiewende ein. Mit der Energietransformation allein ist es aber nicht getan. Wir befinden uns in einer Phase des gesellschaftsübergreifenden globalen Umbruches, die wir gemeinsam bewältigen müssen. Dabei sollten wir die gesellschaftlichen und unternehmerischen Themen als Katalysator für eine zeitgemäße Transformation nutzen. Zukunft braucht Zuversicht.“
Vielen Dank für dieses spannende Interview und viel Erfolg bei euren Vorhaben!