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US-Offshore-Wind auf der Kippe From Hamburg to the World: EEHH auf German Pavilion bei der IPF 2025 in Virginia Beach

Rückkehr zur Öl- und Gasförderung, Stopp von Empire Wind und Zolloffensive: die US-Offshore-Wind-Industrie ist mit beispiellos schwierigen Bedingungen konfrontiert. Davon überschattet wurde auch das International Partnering Forum (IPF) 2025 in Virginia Beach, das das Oceantic Network zum zwölften Mal organisierte. Das EEHH-Cluster war zusammen mit neun weiteren Unternehmen und Organisationen (darunter Mitglieder wie WINDEA Offshore und RelyOn sowie die Stiftung Offshore-Windenergie und die WAB e.V.) auf dem German Pavilion des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz vertreten. Ziel der Reise war u.a. die Beobachtung des US-Marktes unter den aktuellen Umständen.

US-Offshore-Wind auf der Kippe
Deutsche Delegation auf IPF 2025, Copyright: WAB e.V.

Politischer Gegenwind gegen Offshore-Wind

Dass der US-Präsident Donald Trump Windenergie nicht befürwortet, ist es bekannt. Trotzdem hätten die wenigsten damit gerechnet, dass er einen Tag nach Amtsantritt den Ausbau der Offshore-Windenergie in den USA stoppen würde. Mit dem „Presidential Memorandum“ wurde vorübergehend der Rückzug aus allen Gewässern des äußeren Kontinentalschelfs für das Offshore-Wind-Leasing und für die Überprüfung der Leasing- und Genehmigungspraxis der Bundesregierung für Windprojekte angeordnet. Aus der Rechtsperspektive ist es bemerkenswert, dass das Presidential Memorandum keine Deadline definiert. Somit werden neue Ausschreibungen und Genehmigungen von Offshore-Windprojekt bis auf weiteres unmöglich.

Kurz nach der IPF-Woche verklagten 18 US-Bundesstaaten, darunter New York und Washington, D.C. die Trump-Administration wegen der Blockade von Windenergie. Letitia James, Justizministerin des Bundesstaates New York (State Attorney General) mahnt, dass die Präsidialanordnung gerade „eine der am schnellsten wachsenden Quellen für saubere, zuverlässige und bezahlbare Energie in den USA zerstört“. Weiterhin sieht sie „tausende gute bezahlte Arbeitsplätze und milliardenschwere Investitionen bedroht“. Ca. 4.400 Beschäftigte arbeiten derzeit in der Windindustrie in New York. Durch den Ausbau könnten 18.000 weitere neue Stellen entstehen.

Empire Wind Location, Copyright: Empire Wind/Equinor

Vorzeigeprojekt steht vor dem Aus

Einen weiteren Rückschlag für die Offshore-Industrie erlebte das Offshore-Windprojekt „Empire Wind 1“. Obwohl Empire Wind 1 über alle notwendigen bundesstaatlichen und staatlichen Genehmigungen (Bau- und Umweltverträglichkeitsprüfung) verfügt, soll das Bureau of Ocean and Energy Management (kurz BOEM, die zentrale Genehmigungsbehörde für Offshore-Wind) jetzt noch eine neue Überprüfung durchführen.

Der norwegische Energiekonzern Equinor unterzeichnete 2017 mit der US-Regierung den Pachtvertrag und soll im Auftrag der New York State Energy Research and Development Authority (kurz NYSERDA) den 810MW-Offshore-Windpark bauen. Die Inbetriebnahme wurde ursprünglich für Mitte dieses Jahres erwartet, wird allerdings durch genehmigungs- und netzanschlussbedingte Verzögerung auf 2027 verschoben.

Laut Fachmedien investierte Equinor in der Bauphase bereits mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar und schaffte 1.500 Arbeitsplätze. Nach Erhalt der Anordnung wurde seitens Equinor und seiner Vertragspartner sofort Maßnahmen ergriffen, um relevante maritime Aktivitäten auszusetzen und die Sicherheit der Arbeiter und der Umwelt sicherzustellen. Empire Wind 1 gilt seit langem als Vorzeigeprojekt der US-Energiewende und kann nach Fertigstellung etwa 500.000 Haushalte in dem Bundesstaat New York mit grünem Strom versorgen. Es ist unklar, ob Equinor Klage wegen der rechtswidrigen Anordnung einreicht.

Vertrauensschaden bei Investoren

Laut IntelStor, einer Online-Marktforschung für erneuerbare Branche mit Sitz in Houston, könnte über 66 Milliarden Euro Investitionen durch die Anwendung der Zollpolitik und den Stopp des Offshore-Ausbaus gefährdet werden, wovon ein erheblicher Anteil ausländische Direktinvestitionen (FDI) ist. Das Kapital wäre notwendig, um projektbezogene Kapitalkosten, Ausbau der Hafeninfrastrukturen, Produktionsstätten und weitere Kosten entlang der Lieferkette zu finanzieren. Was ebenfalls dazu gehört, sind Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, die nicht generiert werden können, sowie Investition in Forschung und Entwicklung.

Aufgrund der aktuellen energiepolitischen Entwicklung friert der deutsche Energiekonzern RWE vorerst seine Offshore-Aktivitäten in den USA ein und äußert sich mit extremer Vorsicht zu zukünftigen Investitionen. Der Stopp von Empire Wind 1 stellt insbesondere die Rechtssicherheit für Investitionen in den USA auf Grundlage von gültigen Genehmigungen infrage. Auf der Konferenz zeigten sich führende Rechtsexpert*innen in den USA sehr besorgt über die negative Signalwirkung der neuen US-Regierung auf die Offshore-Windindustrie und darüber hinaus.

EEW-Monopiles im Hafen Norfolk, Copyright: EEHH GmbH

Resilienz bei europäischen Marktplayern gefragt

Auf der Hafentour in Norfolk wurde deutlich, dass europäische und deutsche Unternehmen für den Aufbau der US-Offshore-Windindustrie von zentraler Bedeutung sind. Auf dem Hafengelände stehen Monopiles von EEW, Transition Pieces aus Dänemark, sowie ein Installationsschiff von DEME aus Belgien bereit für das 2,6GW-Projekt „Coastal Virginia Offshore Wind“. Bei der umweltfreundlichen Bohrung in den Meeresboden kommt ebenfalls Technologie „made in Germany“ zum Einsatz. Viele der deutschen Unternehmen stehen geschäftlich in den USA auf mehreren Beinen und werden sich daher trotz der Verunsicherung nicht sofort aus dem Markt zurückziehen. In der aktuellen Phase ist es wichtig, den Kontakt zu lokalen Geschäftspartnern aufrechtzuhalten und politische Entwicklung aufmerksam zu verfolgen.

Unter dem Motto “Wohin geht US-Offshore-Wind?“ organisiert das EEHH-Cluster zusammen mit der WAB e.V., am 4. Juni 2025 ein Webinar, um Eindrücke von der jüngsten IPF-Reise und Vor-Ort-Entwicklung vorzustellen. Drei Mitaussteller aus Deutschland werden ihre eigene Einschätzung und Empfehlung für zukünftige Marktstrategien geben. Anmeldung unter diesem Link.  

Über Jingkai Shi

Profilbild zu: Jingkai Shi

Hamburg ist die Modellregion der Energiewende und deutsche Windhauptstadt mit Verbindungen in die ganze Welt. Die lokale Erneuerbare Energien-Branche ist damit ein zentraler Partner für die internationale Energiewirtschaft. Als Ansprechpartner für internationale Kooperation im Bereich Erneuerbare Energien betreue ich die Beziehung des EEHH-Clusters zu internationalen Branchenetzwerken, unterstütze die EEHH-Mitglieder bei ihren Auslandsaktivitäten und trage mit Social-Media-Aktivitäten zu einer stärkeren Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Hamburg auf der Weltbühne bei.

von Jingkai Shi