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„Unter dem Motto ‚konstant anders, konkret mehr‘ blicken wir in die Zukunft“ Blogserie „From Hamburg to the World” - Interview mit Minka, St. James, Business Development Managerin von Schmidbauer GmbH & Co. KG

In der Blogserie „From Hamburg to the World” stellen wir Mitglieder des EEHH-Netzwerks mit dem Fokus auf ihre internationalen Aktivitäten bzw. ihre Aktivitäten, die für internationale Energiewirtschaft von großer Bedeutung sind, vor. Schmidbauer ist der deutsche Marktführer für Kranvermietung, Spezialtransporte und Montagen.

„Unter dem Motto ‚konstant anders, konkret mehr‘ blicken wir in die Zukunft“
Minka St. James
Projekt Eemshaven, Bild: Schmidbauer GmbH & Co. KG.

EEHH: Hallo Minka, wir haben uns erstmals auf der Offshore Windkonferenz IPF in den USA kennengelernt und du hast eine sehr spannende und interessante Biografie. Kannst du davon erzählen und was hat deinen beruflichen Weg zu Schmidbauer geführt?

Minka St. James: Nach meinem Studium und Berufsjahren im Design und Marketing in den Vereinigten Staaten kehrte ich nach 20 Jahren Ausland mit meiner Familie zurück nach Deutschland. Hier lernte ich meine Faszination rund um die (Kran-)Technik bei der Firma Schmidbauer zu vertiefen. Als Projektmanagerin war ich zunächst mehrere Jahre in der Heavy Lift-Abteilung tätig und hatte es mit Geräten ab einer Traglast von 300 Tonnen zu tun. Dort fiel vorrangig die Weiterentwicklung internationaler Geschäfte in mein Aufgabengebiet. Heute führe ich noch immer Vertragsverhandlungen, denn in der Vertragsgestaltung herrscht ein gewisses ‚Business Development‘ hin zu mehr Partnerschaft und Nachhaltigkeit. Außerdem vertrete ich mit meiner internationalen Erfahrung als zertifizierte Wirtschaftsmediator mit viel Engagement die bunte Vielfalt und den Innovationsgeist, die das Unternehmen Schmidbauer zukunftsfähig machen.

EEHH: Schmidbauer ist ein Experte im Bereich Schwerlasten und Spezialtransporte. Welche Dienstleistung erbringt es für die Energiebranche?

Minka St. James: Die Energiebranche ist ein Einsatzbereich von Schmidbauer, der in den letzten Jahren enorm zugenommen und an Bedeutung gewonnen hat. Rückblickend war Schmidbauer von Anfang an bei den Entwicklungen der Windenergie in Deutschland in entsprechende Projekte involviert. Mit unserem Engineering und technischer Expertise haben wir den On- sowie Offshore-Bereich von Beginn an unterstützt. Über die Jahre hat sich wertvolles Know-how angesammelt und unsere Konzepte und Lösungen sich stets weiterentwickelt. Ganz nebenbei haben wir so auch einige Weltrekorde beim Heben und Bewegen der Lasten mit stetig wachsenden Gewichten, Durchmessern und Höhen aufgestellt.

Wir sind uns der gesellschaftlichen Verantwortung hinsichtlich einer Umorientierung der Energieversorgung bewusst. Unser Engagement und unsere Investitionen haben wir strategisch ausgerichtet, um aktiv und sinnstiftend bei der Energiewende mitzuwirken. Unsere Erfahrungen und Kompetenzen, die über drei Generationen gewachsen sind, wollen wir nicht zur lokal, sondern auch international als agiler Partner einbringen.

EEHH: Du bist als Business Development Managerin für Schmidbauer unterwegs. Welche Märkte spielen eine besondere Rolle für die Internationalisierungsstrategie des Unternehmens und was sind die Gründe dafür?

Minka St. James: Unter dem Motto ‚Konstant anders, konkret mehr‘ blickt Schmidbauer in die Zukunft. In diesem Jahr feiern wir 90-jähriges Jubiläum und da trifft dieser Leitgedanke sehr präzise den Kern unserer Grundeinstellung.

Trotz vieler Gespräche um das nahende Ende der wirtschaftlichen Globalisierung erlebe ich in meiner täglichen Arbeit eine wachsende national-übergreifende Bereitschaft für eine verstärkte Zusammenarbeit. Denn wir können die bedeutsamen Generationsaufgaben in Eigenregie nicht lösen.

Wir haben es global mit einer vielschichtigen Krisenbewältigung zu tun und benötigen mehr denn je den intensiven Austausch und die internationale Anstrengung, um unsere Welt auch in Zukunft zu sichern.

Das Herausfordernde, aber auch Besondere dabei: Es entstehen unerwartet Chancen, die uns einerseits viel Risikobereitschaft und Flexibilität abverlangen, andererseits aber auch ungemein stärken und nachhaltiger agieren lassen.

EEHH: Welche beispielhaften Projekte im Bereich Erneuerbare Energien/Windenergie wurden schon umgesetzt bzw. finden derzeit statt?

Minka St. James:  Seit zwei Jahren unterstützen wir intensiv mit unserem Engineering das Projekt ‚Provence Grand Large‘ in Frankreich, bei dem drei schwimmende Prototypen circa 19 Kilometer vor Marseille im Mittelmeer installiert werden. Hier sammeln wir als Team viele wertvolle Erfahrungen und schätzen die enge Zusammenarbeit mit unserem Kunden seit der frühen Planungsphase.

Immer wieder gerne sind wir auch in Eemshaven in den Niederlanden zugange, wo zuletzt beim Offshore-Windpark Kaskasi unsere Expertise gefragt war.

Der SuedOstLink, der künftig Öko-Strom von der Küste in den Süden Deutschlands transportieren soll, ist ein wichtiges Projekt für uns. Bei diesem entladen wir die gigantischen Kabeltrommeln aus Frankreich im Hafen von Regensburg, lagern sie dort ein und liefern sie mit entsprechenden Spezialtransporten an die Baustellen zur Vernetzung.

In Deutschland bedienen wir u.a. aus den Häfen Bremerhaven, Cuxhaven oder Rostock verschiedene Offshore-Projekte und haben in fast jedem Bundesland Windräder aufgestellt. Auch in Esbjerg, der bedeutenden Hafenstadt an der dänischen Nordseeküste, hat unser Team Windkraftanlagenteile verhoben. Unter anderem waren wir über ein Jahr für den Offshore-Windpark Walney Extention in Belfast aktiv im Einsatz. Seit mehreren Jahren arbeiten wir außerdem in Skandinavien und sichern dort ebenfalls die Installation von Windkraftanlagen.

Obwohl wir als Dienstleister letztendlich Technikanwender sind, arbeiten wir bei Schmidbauer im Rahmen unserer Nachhaltigkeits-Strategie stetig daran, unsere CO2-Emissionen z.B. durch PV-Anlagen und moderne, energiesparende Gebäudetechnik zu senken. Wo immer es Sinn macht, nutzen wir die offensichtlichen Vorteile der Digitalisierung, um einerseits Emissionen zu sparen und andererseits effizienter zu arbeiten.

EEHH: Worin besteht bei der internationalen Geschäftstätigkeit die größte Herausforderung? Und was ist deine persönliche Bilanz?

Minka St. James: Ich glaube, es gibt eben nicht nur eine ‚größte Herausforderung‘. Verschiedene Probleme und Krisen überlagern sich und wirken so verstärkend aufeinander ein. Diese komplexen Wechselwirkungen sind nicht leicht zu definieren und die Dynamik zwischen ihnen kaum vorhersehbar. Daher sind zuverlässige Partnerschaften – lokal und international – wichtiger denn je.

Grundsätzlich ist der derzeitige Personalmangel sicherlich eine große Herausforderung für uns. Auch die Lieferengpässe helfen nicht, eine solide Planbarkeit zu schaffen. Trotz der extremen Unsicherheit in diesen Zeiten müssen wir dennoch mit Dringlichkeit an smarten Lösungen mitwirken, die das Tempo des Wandels weiter beschleunigen. Dazu braucht es nicht nur viel Kraft, sondern auch Mut und Zuversicht, was durch vertrauensvolle und transparente Zusammenarbeit mit bilateralen Partnern gestärkt wird. Das heißt, um Projekte in diesen Zeiten trotz der vielschichtigen Herausforderungen erfolgreich zu realisieren, benötigen wir eine verstärkte Zusammenarbeit – bis in die letzten Enden der Lieferketten, zu denen wir als Kran- und Transportdienstleister gehören. Es macht einen nennbaren Unterschied für uns als Unternehmen, frühzeitig in die Planung eines Projektes eingebunden zu sein. Nur so haben wir die Möglichkeit von Anfang an unsere Optimierungsvorschläge im Rahmen unserer Expertise einzubringen, oft nicht bedachte Lösungen gemeinsam zu erarbeiten und mögliche Hürden frühzeitig abzubauen. So können wir gemeinsam vorausschauend agieren und eine Sicherung der Lieferketten wirksamer und effizienter gestalten.

EEHH: Welche Ziele verfolgst du für die Zukunft und wie können wir als EEHH aus deiner Perspektive dabei unterstützen?

Minka St. James: In der Flut an Innovationen in allen Einsatzbereichen müssen wir uns mit den richtigen Gerätschaften und Systemen für den globalen Umbau wappnen, um unsere ‚Kraft zur Lösung‘ aktiv einzubringen. Wir sind fest entschlossen, dabei auch unsere CSR-Strategie effektiv weiter auszubauen und zu implementieren. Onshore und Offshore wird auch zukünftig ein wichtiger Markt für Schmidbauer sein. Dabei spielt Hamburg für den globalen Windmarkt eine zentrale Rolle.

Mit unserer Niederlassung in Hamburg, vertreten durch unsere 100-prozentige Tochter Fricke-Schmidbauer Schwerlast GmbH, sind wir nicht nur in puncto Windenenergie interessiert, sondern wollen auch die Industrie bei der Sektorenkopplung rund um den grünen Wasserstoff unterstützen.

Das EEHH-Netzwerk mit seinen vielen spannenden Veranstaltungen bietet hervorragende Möglichkeiten, sich professionell auszutauschen. Immer gibt es aktuelle Informationen rund um Erneuerbare Energien, die wir gerne unterstützen, bereichern und nutzen.

Über Jingkai Shi

Profilbild zu: Jingkai Shi

Hamburg ist die Modellregion der Energiewende und deutsche Windhauptstadt mit Verbindungen in die ganze Welt. Die lokale Erneuerbare Energien-Branche ist damit ein zentraler Partner für die internationale Energiewirtschaft. Als Ansprechpartner für internationale Kooperation im Bereich Erneuerbare Energien betreue ich die Beziehung des EEHH-Clusters zu internationalen Branchenetzwerken, unterstütze die EEHH-Mitglieder bei ihren Auslandsaktivitäten und trage mit Social-Media-Aktivitäten zu einer stärkeren Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Hamburg auf der Weltbühne bei.

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