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Storytelling zum Grünen Wasserstoff: Was sagen wir und wie? Barcamp Grüner Wasserstoff am 2. Juni: Sessionangebot zur Kommunikation und Positionierung der Wasserstoff-Debatte in der breiten Öffentlichkeit mit Melanie Peschel von Tracemaker

Melanie Peschel möchte mit Ihnen im Rahmen des Barcamp Grüner Wasserstoff am 2. Juni 2021 über die Frage diskutieren: Wie kann sich die öffentliche Diskussion in Deutschland zum grünen Wasserstoff gestalten? Zielgerichtetes Storytelling als Schlüssel zur Auseinandersetzung und Akzeptanz.

Storytelling zum Grünen Wasserstoff: Was sagen wir und wie?
Die Expertin für Storytelling und dialogorientierte Energiewende-Kommunikation Melanie Peschel steht beim Barcamp Grüner Wasserstoff als Diskussionspartnerin zur Verfügung. Bild © Ludmilla Parsyak Photography

Das typische Symbolbild für die Energiewende ist seit jeher das Windrad oder die Solaranlage auf dem Dach. Neuerdings auch Fotos von Solarparks oder Windparks Onshore. Aber wird das wirklich der umfassenden Energiewende-Debatte gerecht? Und soll künftig der grüne Wasserstoff auch auf diese Symbolik reduziert werden? So vielfältig die technologischen Lösungen für die Energiezukunft sind, so variantenreich sind auch die Möglichkeiten der Beteiligung für die breite Öffentlichkeit. Versierte Köpfe aus den Ingenieurwissenschaften, Energiewirtschafts-Expert:innen und viele Weitere sehen ihre Lösungs-Angebote oftmals nur wenig individuell und teils wenig inspirierend in die Öffentlichkeit getragen.

 

Grüner Wasserstoff: die Story von der Energiezukunft

Wir stehen ziemlich am Anfang der “grünen Wasserstoff”-Debatte in der breiten Öffentlichkeit. Noch ist das Thema bzw. die Technologie als Klimaschutz-Enabler nicht in der Tagesschau und anderen Massenmedien omnipräsent. Eine Chance, die Zukunftsgeschichte spannend aufzusetzen und mit merkfähigen Kernbotschaften und Bilderwelten zu verknüpfen. Was uns aber nicht passieren darf: Die neue Phase der Energiewende, in die wir mit der Digitalisierung und der sich etablierenden Wasserstoff-Technologie derzeit eintreten, einfach als Fortsetzung des Status quo zu betrachten. Das würde den großen Chancen nicht gerecht – ebenso wenig den umfassenden Forschungs- und Entwicklungs-Bemühungen zahlreicher Akteure aus der Branche.


Kernbotschaften für Lieschen Müller

Zahlreiche Workshops und Meetings in der Energiewende-Community sind immer wieder geprägt von der Frage: Wie kriegen wir das vermittelt? Die Frage nach den Kernbotschaften zu einem abstrakten Themenfeld wie der Energiewende ist immer wieder davon abhängig: Wen will man adressieren und zu welchem Zweck? Es gibt nicht das eine “Lieschen Müller” sondern viele Persona, so lautet der Fachbegriff, wenn man sich mit den Kommunikations-Zielgruppen im Zuge eines Produkt-Rollouts beschäftigt. So hat jede Persona eine andere Erwartungshaltung gegenüber dem Thema Grüner Wasserstoff und dementsprechend ist auch eine Varianz der Kernbotschaften erforderlich. Dennoch: Varianz darf nicht zum Bauchladen verleiten, denn wir alle kennen die Metapher mit den Tennisbällen: Werfen Sie Ihrem Gegenüber 5-7 Bälle gleichzeitig zu, werden vermutlich alle zu Boden purzeln. Gezielt geworfene 1-3 Bälle können aber erfolgreich landen - und ähnlich ist es mit der Informations-Vermittlung.

 

Session-These: Die nationale Grüner-Wasserstoff-Debatte muss sich auf Kernbotschaften beschränken

Unter “nationaler Debatte” ist ein Schulterschluss der großen Kommunikatoren zu verstehen, die aufgrund ihrer Öffentlichkeitsarbeit besondere Reichweite in großen Teilen der Bevölkerung haben. Dazu zählen auch die Ministerien auf Bundes- und Landesebene: Würde es gelingen, dass alle Verantwortlichen auf ein kleines Set an Kernbotschaften einigen, wäre der Glaubwürdigkeit und Zielgerichtetheit der öffentlichen Debatte sehr geholfen. Aber nicht nur Behörden, sondern auch Politik und die Energiewirtschaft tun gut daran, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Selbstverständlich ist die Debatte unter Expert:innen vielfältig, kontrovers und von Details geprägt. Aber gegenüber der breiten Öffentlichkeit muss eine klare Linie erkennbar sein. Wenn dies gelingt, gelingt es zugleich, um Akzeptanz für Infrastruktur-Veränderungen zu werben. Und es gelingt, das Mindset für neue Angebote im Markt in Bezug auf Mobilität oder andere Sektoren frühzeitig zu prägen.

 

Gegenbeispiel: Elektromobilität

Ein plakatives Beispiel, wo dies nicht gelungen ist, ist die Elektromobilität. Zwar wächst unverkennbar Deutschland- und Europaweit die Ladeinfrastruktur mit AC- und DC-Ladesäulen. Dennoch ist immer wieder Stammtisch- bzw. Whatsapp-Gruppen oder Facebook-Thema: “Nein, ich warte auf die Brennstoffzelle - das Elektroauto bringt gar nichts”. Ein verkürztes Beispiel-Zitat, was aufzeigt wie die kontroverse Kommunikation der Fachwelt auf die Öffentlichkeit übergesprungen ist. Selbstverständlich ist es legitim, in der Fachwelt über alternative Antriebe mit E-Fuels und Weiteres zu diskutieren - dennoch ist die marktliche Entwicklung derzeit in voller Fahrt Richtung batteriebetriebenen Elektroautos erkennbar und dennoch zögern potenzielle Kunden. Das Zögern resultiert aus unklar zum Ausdruck gebrachten Zukunftsaussichten. Mehr Klarheit in dieser Debatte hätte möglicherweise dazu geführt, dass weniger Fördergelder notwendig wären, um die Anzahl der Neuzulassungen an E-Autos zu erhöhen. Kommunikation ist ein Wirtschaftsfaktor - in die positive wie negative Richtung.

 

Was sind die Kernbotschaften zum Grünen Wasserstoff?

Sind also die Kernbotschaften zum Grünen Wasserstoff übersichtlich, eindeutig und in Tagesschau-Beitragslänge formuliert? Oder steuern wir auf eine Situation zu, wie sie wie oben beschrieben zu Zögern und Zaudern und damit ausgebremster Dynamik führen kann? Diese Fragen sind zu diskutieren und im Barcamp in einer knappen halben Stunde vermutlich kaum zu beantworten. Dennoch kann die Session ein Impulsgeber sein, in den eigenen Organisationen Verantwortliche für die Kommunikation dazu zu motivieren, den Schulterschluss mit Fachkolleg:innen über alle Institutionen hinweg zu suchen. Sie haben es in der Hand.